Köln. 11 000 Zuschauer freuten sich beim "Ultimate Fighting" in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.

Den Jubel des Abends fährt der Holländer Stefan Struve ein, als er mit blutverschmiertem Gesicht eine euphorisierte Siegerrunde läuft im Käfig. Es strömt dem 2,11-Meter-Mann aus einer Platzwunde auf Gesicht und Brust, bildet Lachen auf dem Boden, wo sie gerade erst das letzte Blut aufgewischt haben. Gewonnen, mit einem Würgegriff doch noch gewonnen!

Struve blutig geprügelt

Kurz zuvor noch hatte der Bosniak Denis Stojnic wie der Sieger ausgesehen, hatte den vor ihm liegenden Struve blutig geprügelt mit einer Serie von Schlägen aus dem Repertoire von Straßenschlägern, Sarajevo '95, vermutlich – da lag die Halle noch Stojnic zu Füßen.

Gunst im Sport kommt und geht, darum geht es hier nicht; aber Struve gegen Stojnic ist in Deutschland erst der zweite UFC-Kampf überhaupt. Und hat schon die schwer erträglichen Bilder produziert, die die Veranstalter im kritischen Deutschland nicht so gerne sehen.

Die Summe aller Kampfsportarten

Das Blut, das dauernde Hineinschlagen ins Gesicht eines liegenden Mannes, der Hinterkopf, wie er auf den Boden knallt: „Das wird das DSF wohl nicht zeigen”, sagt der Sitznachbar, Journalist eines Ringkampf-Magazins. Und schreibt sich auf, diese Bilder wären wie geschaffen für „einseitig denkende Kritiker”.

Die hatten sich in den letzten Wochen zu Wort gemeldet zum „Ultimate Fighting”, dieser Summe aller Kampfsportarten. „Ultimatives Kämpfen” wird in Amerika kommerziell betrieben, als äußerst anspruchsvoll verkauft und soll bald auch in Europa Geld einfahren.

Gegner indes sprechen von einem Zivilisationsbruch, einem „Gewalt verherrlichenden Exzess” und „Blutrausch nach Feierabend”.

Es wird indes kein zweiter Kampf mehr so extrem an diesem Abend wie Struve gegen Stojnic. Köln, die Lanxess-Arena, 11 000 lärmende Menschen, und der Rahmen ist etwas wie Boxen. Bombastische Musik, schnelle Kampfszenen auf den Großbildschirmen oben, Suchscheinwerfer, so groß, dass man annehmen muss, sie waren im Einsatz bei der Luftschlacht um Hamburg.

Aggressionstheater

Zwölf Kämpfe, auf fünf Stunden verteilt, 24 Einmärsche, und damit jeder weiß, worum es hier geht, laufen Einspielfilme über Gladiatoren. Dazu kommen englische Gettogesichter den Gang herunter, Balkanesen mit finsterem Blick, ein schwarzer Hüne, zwei Deutsche, der Holländer.

Sie klatschen links und rechts Fans ab, haben den Gesichtsausdruck auf wild gestellt, boxen in die Luft, spielen Aggressionstheater: „Ich werde seine Gesichtszüge neu arrangieren”, kündigt einer an.

Das hat viel von Rummelplatz, das kann man durchaus mögen, die gut gewählten Spitznamen etwa wie Wanderlei „The Axe Murderer” Silva oder Rolando „The Crazy Cuban” Delgado – Rick „The Horror” Story hat sogar Witz.

In dem nach oben offenen Halbkäfig, einem umzäunten Achteck, werden ihre Leistungen sehr unterschiedlich ausfallen, und das Publikum pfeift dann oder jubelt. Das sind vor allem junge Männer mit Hang zu Tätowierungen und kurzem bis keinem Haar, überwiegend Engländer, Kroaten und Amerikaner.

Sie jubeln, wenn Blut fließt, jubeln bei einem soliden Tritt an den Kopf – kurzum, sie jubeln bei Fressepolieren. Ihnen gefallen übrigens auch die knapp bekleideten Nummerngirls, amerikanische Apfelkuchenschönheiten mit lustigen Namen wie Edith Labelle. Oder Logan Stanton, die als Heimatort „Niceville” angibt – mein Gott, wie amerikanisch kann man sein?

Kopfstöße und Feigheit verboten

Sie pfeifen, wenn die Kämpfer nicht aggressiv genug sind: Die berühmten 31 Regeln der UFC verbieten ja auch Feigheit. Und dann gibt es diese zeitraubenden Szenen, wenn zwei Kämpfer ringend auf dem Boden gelandet sind: Männliche Unterleibe in Boxershorts sind verknotet und ruckeln, als suchten sie eine Stellung für Sex.

Nein, es ist eine seltsame Mischung aus Langeweile und Brutalität in diesem Abend: Aber das kommt ja auch zusammen, wenn Straßenbanden sich an die Hälse fahren.

Es geht auf 1 Uhr nachts, da geben die amerikanischen Veranstalter noch eine Pressekonferenz. Nicht ganz überraschend, beschreiben sie den Abend als Erfolg.

Neben andern Sportlern sitzt auch Struve auf dem Podium, ein Hollandgesicht mit Verband auf der Stirn. Struve haben sie einbestellt, zu sagen hat er eigentlich nichts, aber zeigen wollten sie dringend nach den Bildern voll Blut: Er lebt noch. Wo ist eigentlich Stojnic?

Jubel fürs Fressepolieren beim Ultimate Fighting

11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © AP
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © AP
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
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11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © AP
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © AP
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © AP
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen.
11 000 Zuschauer freuten sich beim ,Ultimate Fighting' in Köln, wenn Blut floss und Köpfe getreten wurden. Die kommerzielle US-Kampfserie will künftig auch in Mitteleuropa Geld verdienen. © ddp
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