Paris. Djokovic gegen Nadal: Wohl noch nie wurde bei einem Grand Slam einem Viertelfinale so sehr entgegengefiebert wie bei den diesjährigen French Open.
Endlich! Auf dieses Spiel haben alle Tennis-Fans in Paris gewartet. Was bislang war - nur billiges Vorgeplänkel. Novak Djokovic gegen Rafael Nadal: Das ist das Duell, auf das jeder bei den French Open seit der Auslosung hinfiebert. Hier der Serbe, der die Szene in diesem Jahr nach Belieben dominiert und in der französischen Hauptstadt endlich den einzigen Grand-Titel holen möchte, der ihm in seiner illustren Sammlung noch fehlt. Da der Spanier, der nirgendwo auf der Welt so erfolgreich spielt wie im Stade Roland Garros und beim Sandplatz-Klassiker nichts anderes will als den zehnten Titel, La Decima. Schade nur, dass sie sich schon im Viertelfinale begegnen.
"Jetzt können wir reden", sagte Nadal nach seinem Achtelfinal-Sieg gegen den Amerikaner Jack Sock. Schon seit die Auslosung ihn in eine Spielplan-Hälfte mit Djokovic gebracht hatte, wollten alle von ihm etwas über den bevorstehenden Vergleich der Filzball-Schwergewichte wissen. Doch der Titelverteidiger weigerte sich beharrlich, soweit vorauszublicken.
Das "beste Herren-Viertelfinale seit Einführung des Profitennis"
Nun aber beschäftigt sich auch der beste Sandplatz-Spieler in der Tennis-Geschichte mit dem Giganten-Duell. "Es ist ohne Zweifel das schwerste Viertelfinale, das ich hier in Roland Garros je gespielt habe", sagte der Mallorquiner. Für die "New York Times" ist es sogar das "beste Herren-Viertelfinale seit Einführung des Profitennis" 1968. "Ich werde mein bestes Tennis spielen müssen", prophezeite Nadal, der am Mittwoch 29 Jahre alt wird.
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Doch was hält der Geburtstag für den König der roten Asche parat? Nadal hat bislang ein schweres Jahr hinter sich, selbst auf seinem Lieblingsbelag hat er 2015 bereits fünf Partien verloren, das große Selbstvertrauen des Iberers hatte darunter zwischenzeitlich stark gelitten. Sogar sein Onkel und Trainer Toni gab öffentlich zu, dass er sich Sorgen um seinen Schützling mache
Zurück in Paris ist davon aber nichts mehr zu sehen. Bis auf ein paar kleine Wackler gegen Sock dominiert Nadal im Bois de Boulogne so wie immer, seine Bilanz steht hier nicht umsonst bei 70:1-Siegen. Dennoch sieht sich Nadal, der wegen seiner Schwächephase in der Weltrangliste bis auf Platz sieben zurückgefallen ist, als Außenseiter. "Ich denke, es stimmt mir jeder zu, dass Novak der Favorit ist", sagte Nadal. "Er ist im Moment der beste Spieler der Welt."
Die Bilanz spricht für Nadal
Djokovic gibt sich dagegen gewohnt selbstbewusst. "Ich bin in der bestmöglichen Verfassung", sagte der Schützling von Boris Becker, der die French Open als einziges der vier Grand-Slam-Turniere nicht gewinnen konnte. Djokovic will seinem Trainer zeigen, wie es geht, er ist bereit für das Duell mit Nadal in Paris, "die größtmögliche Herausforderung, die es im Tennis geben kann".
43 Mal trafen Djokovic und Nadal bereits aufeinander, allein auf Grand-Slam-Ebene gab es zwölf Vergleiche. Die Bilanz bei den großen Turnieren spricht mit 9:3 klar für den Spanier, bei den French Open hat er Djokovic schon sechsmal besiegt.
Es ist also angerichtet, selbst die Sonne soll am Mittwoch wieder zwischen den Wolken hervorschauen. Djokovic gegen Nadal auf Sand auf dem Court Philippe Chatrier - etwas Besseres gibt es derzeit nicht im Tennis. Und dennoch ist es nur ein Viertelfinale, wie auch Nadal noch einmal betonte. "Der Sieger am Mittwoch ist nicht der Gewinner von Roland Garros." Doch die Wahrscheinlichkeit, dass derjenige, der das Duell des Jahres für sich entscheidet, ein paar Tage später auch mit dem Coupe des Mousquetaires am Eiffelturm posiert, ist sehr groß. (dpa)