Paris. . Ana Ivanovic erlebt gerade einen Aufschwung ihrer Tenniskarriere. Auch bei den French Open setzt sie auf weltmeisterliche Unterstützung ihres Freundes.
Der Mann in Schwarz gibt alles. Er trägt die schwere Schlägertasche der Freundin, er feuert sie von der Tribüne aus an, zeigt die Faust, wenn sie die Faust zeigt, und neulich, nach ihrem Sieg gegen Jelena Makarowa, wusste er sich vor Begeisterung kaum zu fassen. Bastian Schweinsteiger jubelte, als sei er gerade zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister geworden. Mit dem Unterschied, dass er dabei deutlich besser aussah als seinerzeit in Rio, als er die Spuren eines für ihn brutalen Spiels im Gesicht trug.
L’Équipe: „Ana auf den Flügeln der Liebe“
Die französische Sportzeitung L’Équipe widmete ihm am nächsten Tag unter der Überschrift „Ana auf den Flügeln der Liebe“ ein kleines Foto und teilte ihrer Leserschaft mit, Schweinsteigers Absicht, bis zum 7. Juni in Paris zu bleiben, sei der Beweis dafür, dass er an die Chance „seiner Dulcinea“ glaube: Das Finale der Frauen findet am 6. statt. Ivanovic wurde schon oft nach der besonderen Unterstützung gefragt. Sie hörte interessiert zu, lächelte und formulierte im Das-geht-sie-gar-nichts-an-Stil: „Es ist toll, ein Team mit positiven Menschen um sich zu haben; es gibt nichts Besseres als das.“
Früher Erfolg und tiefer Fall
Lassen wir mal die Sache mit dem chanson d’amour; aber selbst unpoetisch betrachtet erlebt Ana Ivanovic dieser Tage in Paris Frühlingsgefühle wie lange nicht mehr. Seit sie vor sieben Jahren auf dem Court Central ihren bisher einzigen Grand-Slam-Titel gewann, hatte sie nie mehr das Viertelfinale erreicht. Im Juni 2008 hatte es so ausgesehen, als sei dies der Beginn einer wunderbaren Karriere.
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Mit dem Sieg landete sie an der Spitze der Weltrangliste, wo sie insgesamt zwölf Wochen blieb. In gewisser Weise sei es großartig gewesen, so jung einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen, meinte sie dieser Tage. Auf der anderen Seite sei sie quasi unter dem Blick der Öffentlichkeit groß geworden. „Da lernst du eine Menge über dich. Natürlich bin ich jetzt, sieben Jahre später, nicht mehr dieselbe Person.“
Es hatte etliche Jahre lang so ausgesehen, als gehöre Ivanovic nicht mehr zum Kreis der Favoritinnen. 2009 gewann sie keinen einzigen Titel, ebenso wenig 2012 und 2013. Zwischenzeitlich gehörte sie nicht mehr zu den besten 50 der Welt. Manchmal wurde diskutiert, ob sie zu viel abgenommen habe, für große Siege schien ihre Kraft nicht mehr zu reichen. Doch dann meldete sie sich zurück.
Nach fünf Jahren wieder in den Top 10
Mit einem Turniersieg in Auckland/Neuseeland startete sie ins Jahr 2014, drei weitere folgten in den Monaten danach. Im Sommer kehrte sie nach mehr als fünf Jahren unter die Top 10 zurück. Ende des Jahres standen 58 Siege zu Buche, so viele wie bei keiner anderen Spielerin, und sie beendete ihre mit Abstand beste Saison – sieht man vom Titel damals in Paris ab – auf Platz fünf der Weltrangliste.
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Was passiert war? Sie hatte ihr Gleichgewicht gefunden. Viele Jahre lang habe sie geglaubt, nur an Tennis und an sonst nichts denken zu müssen, erzählte sie vor ein paar Monaten während des Turniers in Indian Wells. Bei jedem Ausflug aus dem Käfig habe sie ein schlechtes Gewissen gehabt. Aber das sei nun vorbei; sie sei beim Training und im Spiel mit aller Kraft und Konzentration bei der Sache, aber sie genieße den wunderbaren Rest ganz anders als früher.
Titelverteidigerin Scharapowa raus
Das kann man nun auf die Flügel der Liebe übertragen oder nicht. Fest steht, dass Ana Ivanovic dieser Tage gute Aussichten hat, zum ersten Mal seit sieben Jahren im Halbfinale oder womöglich im Finale zu landen. Im Viertelfinale spielt sie heute gegen Elena Svitolina (Nummer 19) aus der Ukraine. Die nominell beste Spielerin in der unteren Hälfte des Tableaus, Titelverteidigerin Maria Scharapowa, schied am Montag im Achtelfinale aus. Gute Aussichten für Ivanovic und den bekannten Tribünengast.