Planica/Méribel. . Weltmeister Severin Freund hat sich als dritter deutscher Skispringer nach Jens Weißflog und Martin Schmitt den Traum vom Gewinn des Gesamt-Weltcups erfüllt.
Weltmeister Severin Freund belegte am Sonntag beim Skiflug-Weltcup in Planica zwar nur den siebten Rang, beendete die Saison mit 1729 Zählern aber punktgleich mit seinem Rivalen Peter Prevc aus Slowenien und gewann aufgrund der höheren Zahl an Saisonsiegen die Große Kristallkugel. Prevc wurde im letzten Wettbewerb Zweiter hinter seinem Landsmann Jurij Tepes.
Freund krönte damit die erfolgreichste Saison seiner Karriere. Bei der WM gewann er zweimal Gold im Einzel von der Großschanze und im Mixed. Auf der Normalschanze gab es noch Silber dazu. Im Weltcup landete er neun Siege - mehr schaffte nur Martin Schmitt vor 15 Jahren mit elf. Mit nunmehr insgesamt 18 Weltcuperfolgen schloss Freund zu Sven Hannawald auf und kann in den nächsten Jahren die Verfolgung von Schmitt (28) und Weißflog (33) aufnehmen.
Beim Herzschlagfinale in Planica schien Freund nach Sprüngen auf 222,5 und 226 Meter schon geschlagen. Bei einem Sieg von Prevc, der zur Halbzeit vorne lag, hätte er mindestens Dritter werden müssen. Doch dann flog Tepes im Finale auf 244 Meter und schnappte seinem Landsmann um 2,8 Punkte den Sieg weg.
Neureuther verspielt Slalom-Disziplinweltcup - Hirscher gewinnt
Skirennfahrer Felix Neureuther hat in einem dramatischen Weltcup-Finale den Kampf um die erste Kristallkugel seiner Karriere verloren. Der WM-Dritte kam am Sonntag beim Slalom in Méribel beeinträchtigt durch neuerliche Rückenprobleme nicht über einen schwachen zwölften Rang hinaus und wurde in der Torlauf-Wertung noch vom Österreicher Marcel Hirscher überholt. Der viermalige Weltmeister gewann den abschließenden Wettbewerb und verdrängte Neureuther damit auf Gesamtrang zwei.
"Für mich war es eine sehr, sehr gute Saison, die ich gerne gekrönt hätte. Aber es hat nicht sollen sein", sagte der 30-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Die Enttäuschung ist natürlich schon groß, definitiv. Man muss akzeptieren: Der Marcel ist der verdiente Sieger."
Hirscher streckte die Kugel laut jubelnd in die Luft, zeigte aber auch Mitgefühl mit seinem Konkurrenten. "Es tut mir leid für Felix. Er war so dicht dran an seiner ersten Kugel. Aber so ist unser Sport", verkündete er über die Stadionmikrofone.
Der 30 Jahre alte Bayer verpasste es, den deutschen Männern die erste Kristallkugel seit 25 Jahren zu bescheren. Mit 23 Punkten Rückstand beendete er die Slalom-Saison hinter Hirscher. Schon vor dem Start hatte der Skistar einen weiteren Sieg im Gesamtweltcup sicher: Nach seinen Erfolgen 2012, 2013 und 2014 ist Hirscher jetzt der erste Mann, dem das viermal nacheinander gelang. Zudem errang er die Trophäe für den besten Riesenslalom-Fahrer der Saison.
Neureuther gratulierte seinem Kontrahenten nach dem enttäuschenden Rennen artig. Schon 2013 und 2014 hatte er in der Disziplinwertung jeweils Rang zwei belegt. Im vergangenen Jahr war der zweimalige WM-Medaillengewinner ebenfalls als Führender ins letzte Rennen der Saison gegangen, wurde hinter Hirscher aber Tageszweiter und musste sich in der Rangliste nur um 15 Zähler geschlagen geben.
Die Ausgangssituation war dieses Mal viel besser. Vor dem Start hatte Neureuther 55 Punkte Vorsprung auf seinen Konkurrenten. Ein vierter Platz zum Abschluss - und Hirscher hätte keine Chance mehr gehabt.
Doch Neureuther machte mit Startnummer sieben schon im ersten Durchgang bei schwierigen Bedingungen kurz vor dem Ziel einen Fehler, zwischenzeitlich lag er somit nur auf Rang 14. "Unten hat's mich rausgedreht, ich bin hängengeblieben und habe es Gott sei Dank noch gerettet", schilderte er sein Missgeschick.
Im zweiten Lauf konnte er trotz der siebtbesten Zeit kaum noch etwas reparieren und vergab die Gelegenheit, nach Markus Wasmeier (Super-G/1986) und Armin Bittner (Slalom/1989 und 1990) als erst dritter deutscher Skirennfahrer bei den Herren eine Kristallkugel zu gewinnen. Die Damen-Sparte des Deutschen Skiverbands hat dank Katja Seizinger, Maria Höfl-Riesch und Co. bereits 35 Kugeln gewonnen, unter anderem auch viermal die für den Gesamtweltcup.
Der WM-Zweite Fritz Dopfer beschloss seine starke Saison in Méribel mit einem zehnten Platz. Tags zuvor war er im Riesenslalom beim Sieg des Norwegers Henrik Kristoffersen sogar Zweiter geworden. Linus Strasser schied im ersten Slalom-Durchgang ebenso aus wie Stefan Luitz am Samstag im Riesentorlauf. (dpa)
Peiffer läuft im Massenstart auf Rang sieben - Fak gewinnt
Die deutschen Biathleten haben im letzten Rennen der Saison im sibirischen Chanty-Mansijsk die Podestplätze verpasst. Beim Sieg von Weltmeister Jakov Fak aus Slowenien lief Arnd Peiffer am Sonntag im Massenstart als Bester auf Rang sieben. Zweiter wurde der Russe Anton Schipulin, der sich die Kleine Kristallkugel der Disziplin-Wertung sicherte, vor dem Norweger Tarjei Bø.
Während Fak als einziger der 30 Starter fehlerfrei blieb, leisteten sich die Deutschen insgesamt 18 Fehler. Peiffer hatte nach zwei Strafrunden einen Rückstand von 39,4 Sekunden auf die Spitze. Direkt hinter ihm kam der Oberhofer Daniel Böhm ins Ziel (1/+ 42,0 Sekunden). Peiffer vergab durch einen Fehler beim letzten Schießen die Chancen auf das Podest. Lesser lief auf Position 13, Johannes Kühn wurde 19. Benedikt Doll, der zuvor Zweiter in der Verfolgung und Dritter im Sprint geworden war, musste sich nach fünf Fehlern diesmal mit Rang 22 zufriedengeben.
Mit dem WM-Staffel-Gold und dem WM-Titel in der Verfolgung durch Erik Lesser fuhren die Skijäger in dieser Saison insgesamt 18 Podestplätze ein. "Es war eine sehr erfolgreiche Saison, wir können stolz sein", bilanzierte Bundestrainer Mark Kirchner. (dpa)
Aussichtsreiche Zukunft: Biathleten erfinden sich neu und sind spitze
Nach dem grandiosen Saisonfinale kündigten die Biathlon-Freundinnen Laura Dahlmeier und Franziska Preuß eine rauschende Partynacht an. "Heute Abend lassen wir es ordentlich krachen", sagte Dahlmeier nach ihrem Sieg im abschließenden Massenstart. Und auch Preuß konnte nach dem sensationellen Gewinn der Kleinen Kristallkugel für die Massenstart-Beste die Abfahrt zur größten Diskothek von Chanty-Mansijsk kaum erwarten. Dort lassen die Skijäger traditionell bei dem einen oder anderen Wodka die anstrengende Saison ausklingen. "Das ist einfach Wahnsinn. Jetzt wird die Sau rausgelassen", meinte Preuß, die beim Weltcup-Saisonfinale am Sonntag Sechste wurde.
Im fernen Sibirien setzten die Skijäger mit insgesamt sechs Podestplätzen durch Dahlmeier, Preuß und Benedikt Doll einen würdigen Abschluss unter eine tolle Saison, wenngleich Arnd Peiffer und Erik Lesser im Massenstart durch Fehler beim letzten Schießen ein weiteres Podium vergaben. Dahlmeier war zuvor Zweite im Sprint und in der Verfolgung geworden, Preuß im Jagdrennen Dritte. Doll überzeugte in der Verfolgung und im Sprint als Zweiter und Dritter.
"Einfach nur unglaublich! Ist das nicht der absolute Hammer?! Ich freu mich riesig für die gesamte Mannschaft", schrieb Magdalena Neuner auf ihrer Facebook-Seite. Die Rekord-Weltmeisterin hatte als bis dato letzte Deutsche 2012 eine Weltcup-Wertung (Sprint) gewonnen.
Nach der schwächsten WM und den schwächsten Olympischen Spielen überhaupt sind die deutschen Skijäger nun wieder voll da. Mit dreimal Gold und zweimal Silber erreichten sie bei der WM in Kontiolahti das beste Ergebnis seit 2011. Und auch im Weltcup kamen Erinnerungen an die goldenen Zeiten auf. Die Herren um den dreifachen Saisonsieger Simon Schempp waren mit 16 Podiums so erfolgreich wie seit 2008 nicht mehr (16). Und die Mädels schafften nach mageren fünf Podesträngen im Vorjahr mit nunmehr 13 mehr als eine Verdopplung.
Zudem gewannen die Damen die Nationenwertung, die Männer wurden Zweite. Im Gesamtweltcup landeten Franziska Hildebrand als Fünfte, Dahlmeier (8.) und Preuß (9.) ebenso in den Top Ten wie Simon Schempp (4.) und Erik Lesser (10.).
"Was die Mädels geleistet haben, ist der Hammer. Das war nicht zu erwarten", lobte Bundestrainer Gerald Hönig in der ARD seine jungen Schützlinge, warnte aber zugleich: "Alles erscheint jetzt rosarot. Es gilt weiter Bodenhaftung zu behalten und hart zu arbeiten." Auch Kirchner war zufrieden: "Wir können sehr stolz sein. Wir werden versuchen, uns im kommenden Jahr weiter zu verbessern."
Die neue Erfolgsformel ist simpel und eine Konsequenz der letzten titellosen Großereignisse WM 2013 und Olympia 2014. Jetzt gibt es eine kritische und ergebnisorientierte Kommunikation bis in den immens wichtigen Nachwuchsbereich. Statt großer Egos in den oft getrennt laufenden Damen- und Herrenteams sieht man sich nun als eine Einheit und absolviert anders als früher gemeinsame Lehrgänge. Auch die neu formierten Duos mit Tobias Reiter (Damen) und Andi Stitzl (Herren) als Disziplintrainer haben voll eingeschlagen.
Vor allem die Damen wuchsen in dieser Saison, die vom WM-Staffel-Gold gekrönt wurde, über sich hinaus. Besonders auf der WM-Zweiten Dahlmeier, die mit erst 21 Jahren schon abgezockt wie eine Große ist, ruhen nun die Hoffnungen. Aber auch die Staffel-Weltmeisterinnen Preuß (21 Jahre/zudem WM-Silber Massenstart), Hildebrand (27) und Vanessa Hinz (22) sowie Luise Kummer (22) versprechen mit Blick auf Olympia 2018 eine erfolgreiche Zukunft. Abzuwarten bleibt, wie sich Miriam Gössner weiterentwickelt. Sollte sie wieder an frühere Zeiten anknüpfen, wird das Team noch stärker.
Das Männer-Team um Verfolgungsweltmeister Lesser, der sich mit Peiffer, Böhm und Schempp zum Staffel-Weltmeister krönte, ist ohnehin Weltspitze. Dazu kommt Doll, der in Chanty sein großes Potenzial andeutete. Und auch dahinter ist die Konkurrenz groß. (dpa)
Gesamtweltcupsiegerin Fenninger gewinnt Nervenduell mit Maze
Anna Fenninger hat das Nervenspiel zwischen den beiden stärksten Skirennfahrerinnen des Winters für sich entschieden und zum zweiten Mal den Gesamtweltcup gewonnen. Die Österreicherin setzte sich am Sonntag in Méribel im letzten Riesenslalom der Saison vor ihrer Teamkollegin Eva-Maria Brem durch. Der Slowenin Tina Maze, mit der sich Fenninger bis zum abschließenden Rennen duelliert hatte, blieb nur Tagesrang drei. Das war zu wenig, um die am Samstag im Torlauf herausgefahrene knappe Gesamtführung zu halten.
"Die Tina hat so dagegen gehalten. Von der nervlichen Situation war das das Ärgste, was ich bisher erlebt habe", berichtete Fenninger. "Wenn ich es nicht selber wäre, dann müsste ich den Hut vor mir ziehen. Ich habe so viel Druck gehabt", gestand sie. Um 22 Punkte lag die dreimalige Weltmeisterin in der Endabrechnung schließlich vor Maze - und sackte nebenbei auch noch die kleine Kristallkugel für die Riesentorlauf-Wertung ein.
Im Ziel fiel die Super-G-Olympiasiegerin erschöpft in den Schnee, ehe die völlig enttäuschte Maze zum Gratulieren kam. Zuletzt waren sich beide Athletinnen möglichst aus dem Weg gegangen. "Man muss jetzt ein paar Tage vergehen lassen. Dann wird sie auch merken, dass das einer der härtesten Kämpfe war, die der Skisport gehabt hat", kommentierte Fenninger in Richtung ihrer geschlagenen Rivalin.
Deutsche Fahrerinnen waren nach der Verletzung der WM-Zweiten Viktoria Rebensburg im Riesenslalom nicht am Start. Lena Dürr wurde im Slalom tags zuvor 13. und sammelte noch mal einige Weltcup-Zähler. Die Freundin von Fritz Dopfer blickte zuversichtlich auf die kommende Saison 2015/16: "Ich nehme ein gutes Gefühl mit für nächstes Jahr."
Mit Weltcupsieg Nummer 15 hatte sich Mikaela Shiffrin am Samstag zum dritten Mal in Serie die Kristallkugel für die Slalom-Gesamtwertung gesichert. "Es ist unglaublich. Ich bin erst 20 und habe schon so viel erreicht", schwärmte die Olympiasiegerin aus den USA. (dpa)
FIS-Präsident Kasper: Wintersport muss auf WM 2022 reagieren
Wintersport wird während der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 womöglich zum TV-Lückenfüller zwischen den Spielen. "Es kann zuschauermäßig was bringen - Fußballfans schauen sich dann Ski an. Es kann auch positive Auswirkungen haben", sagte der Präsident des Skiweltverbandes FIS, Gian-Franco Kasper, am Sonntag am Rande des alpinen Weltcup-Finales in Méribel. "Wir müssen reagieren, wir können nicht zur gleichen Zeit fahren." Das gelte für alle Wintersportarten wie Ski Alpin, Biathlon oder die nordischen Disziplinen. Die Organisatoren machten sich teilweise bereits Gedanken.
Grundsätzlich sei das Turnier in Katar zum Jahresende nicht gut, aber das kleinste Übel. "Was immer wir davon halten, spielt keine Rolle, die machen, was sie wollen. Auf der anderen Seite, mit November/Dezember können wir noch einigermaßen leben. Januar oder Februar wäre schlimmer gewesen", sagte Kasper. "Wir müssen jetzt warten, wie die Spiele angesetzt werden, und dann müssen wir unsere eigenen Wettkämpfe zeitlich natürlich angleichen."
Der Fußballweltverband FIFA hatte sich am Donnerstag für den 18. Dezember 2022 als Datum des WM-Endspiels entschieden. Zum üblichen Zeitraum im Sommer sind die Temperaturen in dem Golfstaat zu heiß. (dpa)