Monte Carlo. Das IOC erlaubt in Zukunft länder- und städteübergreifende Olympische Spiele. Das hilft einer deutschen Bewerbung für Berlin oder Hamburg 2022.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat zum Auftakt seiner Reform-Session in Monte Carlo eine Regelung beschlossen, die es ermöglicht die Olympischen Spiele städte- und länderübergreifend zu veranstalten. Die 94 stimmberechtigten IOC-Mitglieder beschlossen am Montag einstimmig, aus Gründen der Nachhaltigkeit "die Austragung ganzer Sportarten oder einzelner Disziplinen außerhalb der Gastgeber-Stadt oder in Ausnahmefällen außerhalb des Landes zu erlauben". Ohne Gegenstimme wurde zudem entschieden, den Vertrag mit dem jeweiligen Gastgeber der Spiele in Zukunft zu veröffentlichen und die Bewerbungskosten zu senken.

"Jetzt ist die Zeit für Veränderungen", betonte IOC-Präsident Thomas Bach zu Anfang der Vollversammlung, die über 40 Reform-Vorschläge zur Neuausrichtung der Organisation abstimmt. Bei der Vorstellung der Reform-Empfehlungen vor drei Wochen in Lausanne hatte der 60-Jährige klargestellt, dass es, trotz der Möglichkeit einzelne Sportarten an andere Orte zu verlegen, weiter einen Haupt-Gastgeber und ein olympisches Dorf geben müsse. "Die Einheit von Zeit, Ort und Handlung darf sich, wie in einem griechischen Drama, nicht ändern", erklärt der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim. "Wir wollen keine Spiele, die über ein ganzes Land zerstreut sind und nur im Fernsehen als eine Veranstaltung zu sehen sind."

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Doppel-Bewerbung ausgeschlossen

Der einstimmige Beschluss vom Montag vergrößert die Variationsmöglichkeiten für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der sich mit Berlin oder Hamburg für die Spiele im Jahr 2024 bewerben will. "Die Möglichkeit der Kooperation zwischen dem Gastgeber und anderen Städten werden dadurch sicher erleichtert", kommentierte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper in Monte Carlo, eine deutsche Doppel-Bewerbung aus stehe trotzdem außer Frage.

Dennoch könnte sich Hamburg zum Beispiel die Konstruktion einer teuren Kanu-Slalom-Strecke sparen und die Wettbewerbe ins sächsische Markkleeberg auslagern. Statt dem Bau eines kostspieliges Velodrom, könnten die Rad-Wettkämpfe in Bremen stattfinden. Vorrundenspiele im Handball, Volleyball und Basketball wären dann in Kiel, Bremen, Flensburg oder Schwerin möglich. Berlin hätte die Option, auf Arenen in Potsdam, Magdeburg und Leipzig zurückzugreifen.

Südkorea soll Bau abbrechen

Bereits vor dem Votum legte das IOC den Organisatoren der Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang nahe, die olympischen Bob- und Rodelwettbewerbe zur Kostenreduzierung außerhalb des Gastgeberlandes auszutragen. Die Olympia-Akteure aus Südkorea wurden aufgefordert, die Bauarbeiten für die Bob- und Rodelbahn abzubrechen und einer Verlegung der Wettkämpfe in ein anderes asiatisches Land, nach Europa oder in die USA zuzustimmen, wo bereits passende Bahnen vorhanden sind. Damit sollen Baukosten von rund 120 Millionen Dollar vermieden werden. Das IOC will verstärkt auf temporäre Bauten setzen, es sei denn, der Gastgeber stellt ein schlüssiges Nachhaltigkeitskonzept für die Sportstätten auf.

Die neuen IOC-Reformen bedeuten die größten Veränderungen seit 15 Jahren. Nach dem Korruptionsskandal um die Vergabe der Winterspiele an Salt Lake City war 1999 eine Generalüberholung nötig, um das IOC aus der größten Glaubwürdigkeitskrise seiner Geschichte zu befreien. Auch in Monte Carlo geht es darum, das verlorene Vertrauen wiederherzustellen. (dpa)