Theo Goßner, Geschäftsführer der Lotto-Gesellschaft Westlotto, über den Sportwetten-Skandal und die Zukunft des Sportwetten-Markts.
Herr Goßner, wie sehr hat Sie der Sportwetten-Skandal, der jüngst durch die Verurteilung von Ante Sapina durch das Bochumer Landgericht wieder Aufmerksamkeit erhalten hatte, überrascht?
Goßner: Genaugenommen haben wir keinen Sportwetten-Skandal erlebt. Betrüger haben Spieler und Schiedsrichter manipuliert und damit sehr viel Geld auf dem internationalen Wettmarkt verdient. Oder saubergewaschen. Das ist in meinen Augen in erster Linie ein Skandal um die Manipulation von Spielern und Schiedsrichtern, kein Skandal um Sportwetten. Fest steht: Wo schnell und viel Geld verdient werden kann, tummeln sich auch Betrüger. Alles in allem hat der jüngste Skandal einen massiven Vertrauensverlust in das Produkt „Sportwette“ zur Folge.
Was meinen Sie konkret mit Vertrauensverlust?
Ein wesentlicher Punkt bei der Sportwette ist die Annahme des Spielers, dass er mit seinem Wissen die Wette und damit sogar Geld gewinnen kann. Suggestion, dass der Spieler vermeintliches Wissen in Geld umsetzen kann – „Ich verstehe Fußball und gewinne damit Geld.“ Der Manipulationsskandal hebelt diesen Ansatz aus: Die zu erwartende Leistung der Sportler kann nicht mehr als Grundlage einer Wette gesehen werden. Wenn nicht mehr das vermeintliche Wissen die Basis meiner Wette ist, dann kann ich damit auch kein Geld gewinnen.
Wie gehen Sie als staatlicher Anbieter mit diesem Problem gegenüber ihren Kunden um?
Die Kunden nehmen seit einigen Jahren einen wachsenden Sportwettenmarkt wahr – sowohl im direkten Angebot durch Wettbuden, aber vor allem auch medial in der Werbung. Die Politik hat sich nun dazu entschieden, den Sportwettenmarkt in Deutschland zu öffnen. Wir befürworten diese Öffnung. Denn die alte Regulierung hat nicht verhindern können, dass sich ein großer Schwarzmarkt bildet. Es ist daher besser, die seriösen Anbieter in die Legalität zu überführen und so einen staatlich regulierten Markt zu schaffen, auf dem die wichtigen Grundsätze des verantwortungsvollen Spielens eingehalten werden.
Das höchste Gut für uns ist die Glaubwürdigkeit unserer Produkte, und das gilt für das gesamte Spielangebot, vor allem auch für unsere Lotterien. Hier sind bereits seit Jahren die staatlichen Lotteriegesellschaften mit ihren Sportwettenangeboten in einem aktiven internationalen Netzwerk organisiert. Dabei tauschen wir sofort auftretende Unregelmäßigkeiten aus und kooperieren in engster Form mit dem DFB und den internationalen Fußball- und Sportverbänden.
Was macht Sie so sicher, dass nicht auch Lotterien in Zukunft einem breiten Markt geöffnet werden und die Spieler ein vergleichbares „Waterloo“ erleben?
Das ist eine sehr komplexe Frage, die letztlich dem politischen Willen unterliegt. Die Politik hat sich dazu entschieden, Glücksspielprodukte nicht als Güter des Alltags zu bewerten. In meinen Augen ein richtiger Ansatz. Im Gegensatz zum Sportwettenmarkt sollte das Lotterieangebot auch in staatlicher Hand bleiben. Bei Sportwetten weiß der Spieler genau, wie viel Gewinn er im Erfolgsfall ausgezahlt bekäme. Lotterien sind da manipulationsanfälliger, denn die Höhe der einzelnen Gewinne hängt immer auch von der Anzahl weitererGewinner ab.
Zusätzlich basieren Lotterien im Gegensatz zu Sportwetten auf einem künstlichen Ziehungsereignis. Deswegen ist es richtig, dass der Staat das Lotterieangebot durch seine Gesellschaften betreiben lässt. Diese staatliche Kontrolle sichert nämlichauch den korrekten Ablauf des Ziehungsverfahrens, sodass keine Manipulationen möglich sind. Somit können weder das Ziehungsereignis noch die Gewinnverteilung manipuliert werden und der Spielerschutz ist absolut gewährleistet. Der Sportwetten-Bereich hingegen ist anfällig für Manipulation, da das Wettereignis – logischerweise – keiner entsprechenden Kontrolle unterliegt. Fakt ist: Lotterien in staatlicher Hand sind sicher vor Betrug und Manipulation.