Essen. Der Volksmund behauptet, dass ein plötzlicher Geldsegen dem Charakter überhaupt nicht gut tut. Aber kann man das so pauschal behaupten? Eine kleine Umfrage im Ruhrgebiet.

Angeblich verdirbt Geld den Charakter – sagt zumindest ein Sprichwort. Aber was sagt das Volk wirklich? Wir haben uns einmal umgehört.

„Finde ich nicht“, sagt Christian Weiner aus Essen. Der 38-Jährige spricht da gewissermaßen aus Erfahrung, denn ein Bekannter gewann seinerzeit die Sofortrente von 7500 Euro monatlich. „Und weil er ein netter Kerl war, hat er einmal im Monat eine große Party mit und für seine Freunde geschmissen“, so Weiner. Auch ansonsten sei sein Bekannter absolut bodenständig geblieben: „Er hat sich in keinster Weise geändert.“

Tamara Uhlmann aus Oberhausen teilt die Meinung des Vorredners: „Es kommt auf den Menschen an“, sagt sie. „Wenn jemand einen guten Charakter hat, wird der auch nicht durch viel Geld verdorben.“ Dass man allerdings „abheben“ könnte, kann sich Uhlmann gut vorstellen. „Das wäre ja nur menschlich. Aber am Charakter an sich ändert das ja nichts.

"Die Aufmerksamkeit ist das Problem, nicht das Geld"

Volker Naumann aus Mülheim ist da vollkommen anderer Ansicht: „Schauen Sie sich doch mal die ganzen Promis im Fernsehen an. Die verdienen Millionen und benehmen sich, als gehöre ihnen die Welt.“ Seine Frau relativiert da allerdings: „Die sind ja nur abgehoben, weil sie ständig im Mittelpunkt stehen. Das hat weniger mit dem Geld zu tun.“ Sie findet dennoch, dass Geld den Charakter verderben kann: „Es ist gut vorstellbar, dass beispielsweise ein Lottogewinn jemandem ganz schön zu Kopf steigen kann.“

Alex Berger aus Essen könnte sich auch vorstellen, im Falle eines Lottogewinns nicht mehr so ganz auf dem Boden zu bleiben: „Da muss man ja auch mal ehrlich zu sich selbst sein: Wenn man plötzlich reich wird, verpackt man das nicht mal eben so. Da sollte man sich definitiv Hilfe suchen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man die Welt dann ganz anders wahrnimmt und man sich dadurch auch ändert. Ob zum Positiven oder Negativen, sei einmal dahingestellt“, ist der 52-Jährige ehrlich.

Übrigens: Die deutschen Lottogesellschaften stellen ihren Gewinnern immer professionelle Hilfe zur Verfügung – für den Fall der Fälle quasi.