Bochum. Nach dem Amoklauf von Winnenden ist der Begriff „Killerspiel“ wieder in aller Munde. Die Diskussionskultur dazu wirkt jedoch flach wie die sinkenden Bauklötze beim Spiele-Klassiker Tetris. Das will das „Living Games“-Festival in Bochum ändern.

In der Jahrhunderthalle trifft sich bis Samstag zum zweiten Mal die Branche zu Workshops, Podiums-Diskussionen und Mitmach-Aktionen bei denen ausdrücklich auch Familien und Spieler geladen sind. Jugendliche und Eltern können sich bei „Living Games“ zudem über Ausbildungsmöglichkeiten in der Spiele-Branche informieren.

Diskussionen in der Öffentlichkeit führen

Neben dem Thema „Gewalt in Spielen“ wird es auch um qualitativ hochwertige Titel für junge Spieler gehen. Darunter sind auch drei Games, die Veranstalter Stephan Reichart besonders geeignet für Kinder und Jugendliche sieht. Das Thema Jugendschutz ist Reichart als Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes G.A.M.E. nicht fremd.

Frei für alle Alterklassen und dennoch frech inszeniert ist etwa „Edna bricht aus“. Der Hauptcharakter des Spiels findet sich dort in einer Gummizelle wieder – und muss frei von sämtlichen Erinnerungen knifflige Rätsel lösen. Mit-denken ist also erforderlich. Das Abenteuer-Spiel wurde zuletzt als bestes Jugendspiel ausgezeichnet. Reichart: „Ein Spiel mit herrlich absurdem Humor und liebevoll gestalteten Charakteren.“

Ebenfalls für alle Altersgruppen geeignet ist das Sportspiel „Pro Evolution Soccer“. Bei der Fußball-Simulation können Original-Spieler aus den euro-päischen Ligen über das Feld gesteuert werden. Reichart: „Das sind Figuren mit denen sich die Nutzer identifizieren können.“ Konzentration und Reaktionsvermögen sind gleichermaßen Voraussetzung für den Kick-Klick.

Preiswürdig kommt auch „Drakensang“ daher. Das Rollespiel wurde zuletzt beim Deutschen Computerspielepreis ausgezeichnet „Ein durchweg durchdachtes Spiel“, wie Reichart sagt. Die Umsetzung des Klassikers „Das schwarze Auge“ ist ab 12 Jahren freigegeben und ist nicht nur inhaltlich anders aufgebaut als Games für Volljährige. „Jugendspiele unterscheiden sich gegenüber Titeln für Erwachsene in der Steuerung, die wesentlich einfacher strukturiert ist.“ Diese und andere Spiele können auf dem Festival an einer von 40 Spiele-Inseln getestet werden. Dies soll auch auf die breite Palette unterschiedlicher Spiele-Genre fernab der Ego-Shooter hinweisen.

Eltern-LAN am Samstag

„Wir wollen bei Living Games ein Forum bieten, bei dem intensiv über Computerspiele diskutiert wird“, erklärt Stephan Reichart. Dass es an An-sätzen bei der Gewaltdiskussion in Computerspielen bisher mangelt, sieht Reichart nicht als Problem, sondern als Chance. „Wir wollen die Diskussion über Computerspiele nicht nur innerhalb der Szene führen, sondern dies in der Öffentlichkeit tun.“

Spiele für Erwachsene werden beim „Living Games“-Festival den kontroversen Teil bilden. Dass am Samstag bei einer LAN-Party speziell für Eltern die Erziehungsberechtigten nicht jugendfreie Ego-Shooter kennenlernen können, soll die Aufklärung über Computerspiele weiter anregen. Ein Kinderspiel wird es wohl trotzdem nicht.

Das Programm

Das „Living Games“-Festival 2009 lädt bis Samstag in die Jahrhunderthalle in Bochum ein.

  • Donnerstag: Games und Jugendschutz, Sucht, Gewalt, Medienkompetenz, eSport & Jugendschutz, Gewalt in Games: Stilmittel oder übertriebene Brutalität? 16 bis 21.30 Uhr
  • Freitag: World of Games, Spiele und Kreativität, Berufsbilder der Branche, Games und Design, Geschichte der Computerspiele, 15.30 bis 21.30 Uhr
  • Samstag: Games und Familie, Jugendschutzmechanismen, Games und Kreativität, Eltern-LAN, 12 bis 17 Uhr

Der Eintritt beträgt 6,99 Euro für Schüler und Studenten. Erwachsene zahlen 9,99 Euro.

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