Duisburg. Mit Kindern auf die Demo? Für einige undenkbar, für andere selbstverständlich. Darum geht eine Mutter aus Duisburg mit ihrem Sohn auf die Straße.
Es ist kein klassischer Ausflug mit der Familie und doch gehen seit Wochen nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder auf Demonstrationen in ganz NRW. Mit ihrem siebenjährigen Sohn war auch Wiebke Joormann-Scholz (40) aus Duisburg bereits gegen rechts in Düsseldorf und bei Fridays For Future in Duisburg auf der Straße. Auch künftig werden sie zusammen demonstrieren gehen. Denn für sie wird immer deutlicher: „Wir müssen auf die Straße gehen und zeigen, so geht es nicht.“
„Wir sprechen auch Zuhause viel über Demokratie und Wahlen, gerade im Vorfeld der Bundestagswahl. Das ist im letzten Jahr stetig mehr geworden. Wir haben auch die Vorkommnisse um die US-Wahl thematisiert und diskutieren viel über Klima, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Rassismus.
Kinder bekommen früh die Werte ihrer Eltern mit
Wenn ein kleines Kind bereits Rassismuserfahrung macht, kann sich mein Kind damit auch auseinanderzusetzen. Mein Sohn hat in der ersten Klasse die Beobachtung gemacht, dass das einzige schwarze Kind in der Klasse drangsaliert wurde. Diese Themen kann man auch kindgerecht besprechen: Egal, welche Hautfarbe jemand hat, wo jemand herkommt oder wen jemand liebt, alle sind gleich viel wert. Wir müssen zusammenhalten und dürfen uns nicht in Gruppen aufspalten lassen. Das sind Werte, die wir Kindern früh mitgeben können.

Es gibt tolle Kinderliteratur und Podcasts dazu: angefangen mit Klassensprecherthemen bis hin zum Aufbau eines Parlaments. Da lernen auch Erwachsene noch was dazu. Uns ist es vor allem wichtig, zu gucken, was unser Sohn für Fragen stellt und Themen so runterzubrechen, dass er sie versteht.
Wir versuchen, eine gute Streit- und Diskussionskultur zu entwickeln und auch mal unterschiedliche Meinungen auszuhalten. Es ist unsere Aufgabe, Kinder zu unterstützen, zu mündigen Bürgern heranzuwachsen. Das besteht nicht nur darin, lesen, schreiben und rechnen zu lernen, sondern auch soziale Kompetenzen. Dinge wie Gleichheit und Gerechtigkeit stehen im Grundgesetz, warum sollte ich das meinem Kind nicht weitergeben?
Mehr zum Thema „Demos mit Kindern“
- Acht Tipps für Demos mit Kindern: Das sollten Eltern beachten
- Protest mit Familie: Sollten Eltern mit ihren Kindern demonstrieren?
- Kinder auf Demos gegen rechts – ja oder nein?
- Warum arme Menschen und Migranten ausgerechnet AfD wählen
Ins Gespräch gehen statt Kampfhaltung
Unsere Kinder bekommen Gespräche unter Erwachsenen mit und werden auch in Kindernachrichten über Ereignisse informiert. Darüber kommt man ins Gespräch und auch ich spreche über meine Sorgen: Es gibt im Moment Menschen und Parteien, die andere Werte vertreten und Menschen wegschicken möchten. Das verstehen auch kleine Kinder. Mit unserem Sohn haben wir einen achtsamen Umgang damit. Wir gehen nicht in eine Kampfhaltung, sondern stellen Fragen wie: „Wie siehst du das denn?“
„Wir gehen nicht in eine Kampfhaltung, sondern hinterfragen Dinge und stellen Fragen wie: „Wie siehst du das denn?“ “
Gerade in Duisburg gibt es viele unterschiedliche Nationalitäten und Muttersprachen. Duisburg ist bunt. Erwachsene wie Kinder brauchen eine Akzeptanz der Vielfalt. Daher finde ich es wichtig, auf Demos zu gehen, um ein Zeichen zu setzen: Wir sind für Gerechtigkeit, den Klimaschutz und die Zukunft unserer Kinder. Dadurch können wir zeigen: Auch Familien sind sichtbar, auch wenn wir uns mal in unseren Höhlen verkriechen und genug mit unserem Familienalltag zu tun haben. Wir möchten zeigen: Wir sind viele, die sich für eine offene, respektvolle und tolerante Gesellschaft einsetzen.

Aber auch, wenn Menschen keine Zeit haben, sollte man sich keine Selbstvorwürfe machen, sondern überlegen, wie man sich sonst einsetzen kann. Von Aufklebern über Petitionen bis schwierige Gespräche mit den Kindern und Großeltern: Es gibt viele Wege sichtbar zu machen, dass wir mit der aktuellen Situation und Entwicklung nicht einverstanden sind.“
+++ Kennen Sie unseren Familien-Newsletter? Hier anmelden – und Freizeit-Tipps und vieles mehr erhalten +++