Bottrop. Nicht entsorgte Hundehaufen sorgen überall in NRW für Ärger. In einer Stadt im Revier gibt es eine neue Buße dafür. Kann die helfen?
Sie liegen auf Gehwegen, stinken in Vorgärten, und selbst auf Spielplätzen werden sie zurückgelassen. Hundehaufen sind allgegenwärtig. Und das Problem wird nicht kleiner. Im Gegenteil. Die Zahl der Hunde in Deutschland hat sich in den vergangenen 25 Jahren auf rund 10,6 Millionen mehr als verdoppelt.
Jeder Hundebesitzer muss mindestens einen Beutel dabei haben
Jeder dieser Vierbeiner hinterlässt täglich mehrere Haufen. In Deutschland gibt es inzwischen sogar eine offizielle Initiative gegen Hundehaufen. Die hat schon vor einiger Zeit mal hochgerechnet, wie viele Haufen zwischen Alpen und Nordsee jedes Jahr anfallen und ist dabei auf geschätzt 8,7 Milliarden gekommen. Wie viele davon nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, weiß niemand.
„Nein“, sagt Ulrich Schulze, stellvertretender Sprecher der Stadt Bottrop, „in unserer Stadt gibt es dazu auch keine Zahlen.“ Aber es gibt Beschwerden. Immer wieder. „Wie überall“, sagt Schulze. Deshalb hat die Stadt Bottrop Ende vergangenen Jahres eine neue Verordnung beschlossen. Hundebesitzer müssen beim Spaziergang mit ihrem Vierbeiner stets mindestens einen unbenutzten Hundekotbeutel dabeihaben. Wer sich nicht an diese Vorgabe hält, kann seit Beginn des neuen Jahres ein hohes Bußgeld bekommen. Theoretisch kann das in Extremfällen bis zu 1000 Euro betragen, üblicherweise bleibe es aber wohl bei einem Verwarngeld von 55 Euro, teilt die Stadt mit.
Es geht ums Umdenken
Man werde aber keine speziellen Ordnungsamtspatrouillen losschicken, um Verstöße gegen die Hundekotbeutel-Mitführpflicht zu ahnden, stellt Schulze klar. „Das passiert nur im Rahmen der üblichen Kontrollgänge.“ Umstritten war die neue Verordnung dennoch. Die SPD findet sie nicht sinnvoll. Wer den Haufen seines Hundes nicht beseitigt, könne ja schon seit Jahren mit einem Bußgeld belangt werden.
Dafür müsse man Hund und Halter aber schon auf frischer Tat erwischen, hält das Ordnungsamt dagegen. „Das gelingt uns nur ein- bis zweimal im Jahr“, erklärt Ordnungsdezernent Emilio Pintea das Problem. Wenn ein Halter aber keine Kotbeutel dabei hat, dann will er sich um den Hundekot erkennbar nicht kümmern. Der Zweck dieser Regelung ist ein Umdenken: Wenn nur 20 Prozent der Halter den Hundekot entfernen, wären wir schon weiter.“
Andere Versuche, die Köttel-Flut im Revier einzuschränken, sind in der Vergangenheit erfolglos geblieben. Hattingen etwa richtete vor 20 Jahren fünf Hundeklos im Innenstadtbereich ein - eingezäunte Flächen mit viel Sand und großen Mülleimern für die Hundekotbeutel, die die Stadt dann entsorgte. Das letzte Hunde-Klo wurde 2018 wieder geschlossen. „Das war extrem kostenintensiv und hat sich leider nicht bewährt“, fasst Stadtsprecherin Jessica Krystek zusammen. Weil Vandalen die Mülleimer demolierten und weil mancher Hundebesitzer die Ausscheidungen des Hundes schlicht im Sand liegen ließ und verschwand.
Im Ausland werden Sünder mit DNA-Tests überführt
Etwas neidisch schauen manche Bürgermeister und Ordnungsamtsdezernenten deshalb ins Ausland. Ob in einigen Bezirken Londons, in Teilen von Frankreich, Tel Aviv oder jüngst in Bozen und Umgebung – in vielen Gemeinden jenseits der Grenzen gibt es DNA-Tests für nicht entsorgte Hundehaufen. Dafür müssen Hundehalter die DNA ihrer Tiere in einer Datenbank erfassen lassen. Auf dem Bürgersteig liegende Haufen können analysiert und einem konkreten Hund zugeordnet werden. Herrchen oder Frauchen drohen dann Strafen in vierstelliger Höhe. Aus dem Schneider sind in allen Fällen auswärtige Hunde an der Leine von Touristen. In einigen Londoner Parks soll die Zahl der zurückgelassenen Hinterlassenschaften seitdem dennoch angeblich um 50 Prozent zurückgegangen sein.
Aber ob in Großstädten wie München, Mannheim und Leipzig oder in kleinen Gemeinden wie Selters im Westerwald oder zuletzt Weilerswist, alle Versuche deutscher Kommunen, eine CSI-Hundekacke einzuführen, sind bisher gescheitert. Zum einen, weil es zu teuer ist. Für das Anlegen der Datenbank rechnen Experten mit Kosten von etwa 70 Euro pro Hund. Hinzu kommt die Registrierung der Tiere über Speicheltests - das sind jeweils um die 40 Euro.
Vor allem aber steht der deutsche Datenschutz dem Verfahren entgegen. Denn natürlich muss die ermittelte Hunde-DNA einem Halter zugeordnet werden. Aber es ist verboten, die Daten der Hundehalterinnen und Halter verdachtsunabhängig zu speichern. Im Falle von Hundekot, heißt es aus den Innenministerien der Länder, sei das völlig „unverhältnismäßig“. Es dürfe schließlich „keinen Generalverdacht“ gegen jeden Hundehalter geben.
Gemeinde in Bayern hat härteste Strafe Deutschlands
Bleibt am Ende nur eine Erhöhung der Bußgelder? Wer in Bochum, Gelsenkirchen oder Duisburg erwischt wird, zahlt 55 Euro. In Dortmund fallen 75 Euro an, in Essen sind es 100 Euro und in Oberhausen sogar bis zu 250 Euro. Beträge, über die der Büchlberger Bürgermeister Josef Hasenöhrl nur lächeln kann. Er hat für seine Gemeinde nahe Passau mit 2500 Euro für Wiederholungstäter die angeblich höchste Strafe in Deutschland im Hinblick auf Hundehaufen festgesetzt. Seitdem hat er jüngst im Fernsehen verkündet, „ist der Ärger wegen Hundekots deutlich zurückgegangen“. „Büchlberg“, sagt Hasenöhrl, „ist sauber.“