Essen/Bochum/Bottrop/Duisburg. Mit Ende der Weihnachtsferien steigt das Verkehrsaufkommen. Auf welchen Autobahnen im Revier 2025 die größten Probleme erwartet werden.

Erst die A42 dicht, dann die A40 gesperrt. Die eine völlig unerwartet, die andere länger als geplant. Und deshalb immer wieder Staus. „So schlimm war es noch nie“, sagen viele Autofahrer, die im Ruhrgebiet unterwegs sind und sprechen von einem „Horror-Jahr“. Bernd A. Löchter, Leiter Kommunikation Westfalen bei der Autobahn GmbH des Bundes und sein Kollege Roland Nolte, der in der gleichen Funktion für den Bereich Rheinland zuständig ist, sehen das nüchterner. „Es war kein besonders schlimmes Jahr“, zieht Nolte Bilanz. Zumindest nicht, was die Staukilometer angeht. Die seien auf den Autobahnen im Land bis Ende November nach internen Erhebungen im Vergleich zu 2023 sogar „leicht zurückgegangen“, heißt es, ohne dass genaue Zahlen genannt werden. „Und wir sind auch noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau“, weiß Nolte.

Drei parallel laufende Autobahnen können helfen

Aber beide wollen auch nichts schönreden. „Koordinieren von Baustellen, gucken, dass man Umleitungsstrecken anbieten kann: wenn wie in diesem Jahr eine der wichtigen West-Ost-Achsen durchs Ruhrgebiet nicht verfügbar ist, ist das immer eine Herausforderung“, gibt Löchter zu, fragt man ihn nach der langen Vollsperrung der A42 zwischen Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord. „Immerhin haben wir im Ruhrgebiet den großen Vorteil, dass wir drei parallel laufende Autobahnen haben und den Verkehr ein bisschen hin und her schieben können.“ Großräumig funktioniert das, auf den Land- und Stadtstraßen zwischen Bottrop und Essen aber half das zum Jahresbeginn wenig. Und natürlich gibt es bei so langen Sperrungen immer wieder Härtefälle entlang der Strecke.

Auf vielen Land- und Stadtstraßen bildeten sich nach der Sperrung der A42 lange Staus.
Auf vielen Land- und Stadtstraßen bildeten sich nach der Sperrung der A42 lange Staus. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Besser lief es bei der Vollsperrung der A40 im Sommer. Das sei ein gutes Beispiel dafür, wie man einer aktuellen Herausforderung begegne. „Wir haben gut geplant und flexibel geplant“, sagt Löchter. „Der Bau der neuen Schlachthofbrücke ist erst gestartet, als die A448 fertig war.“ Und auch die Zusammenarbeit mit den am Bau beteiligten Firmen sei gut gelaufen. Ja, hat trotzdem vier Monate gedauert, „was schlimm genug ist“, aber das befürchtete Chaos blieb jedenfalls aus. „Es hätte schlimmer laufen können“, findet der Sprecher. „Auch wenn jetzt vielleicht bei vielen hängen bleibt, dass es drei Wochen länger gedauert hat, als geplant.“ Eine Verzögerung, die Löchter „nicht so dramatisch“ findet. „Wir sind vor Weihnachten fertig geworden, haben die Maßnahme nicht mit ins neue Jahr genommen. Und die Fußball-Europameisterschaft haben wir auch noch berücksichtigt.“ Natürlich habe es Staus gegeben. „Aber es gibt Staus im Ruhrgebiet.“

Termine für neue Baumaßnahmen stehen noch nicht fest

Das wird sich auch 2025 nicht ändern, so viel steht fest. Das meiste andere ist dagegen noch offen. Termine für neue Bau- oder Instandsetzungsmaßnahmen sind nach Aussage der Sprecher bisher nicht fix. „Wir wissen ja nicht einmal, wer nach der Bundestagswahl im Bundesverkehrsministerium sitzt“, sagt Löchter, stellt aber klar: „Langeweile haben wir bei der Autobahn GmbH deshalb nicht. Viele bereits laufende Maßnahmen werden uns 2025 und teilweise weit darüber hinaus noch beschäftigen.“

Wird es 2025 wohl öfter geben: eine Sperrung der A40 im Kreuz Kaiserberg.
Wird es 2025 wohl öfter geben: eine Sperrung der A40 im Kreuz Kaiserberg. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Natürlich muss die Brücke der A42 weiter beobachtet und kontrolliert werden, bis sie im Rahmen des sechsstreifigen Ausbaus der Autobahn zwischen Essen-Nord und Bottrop-Süd neu gebaut wird. Und dann ist da der sechsspurige Ausbau der A43 zwischen Marl und Witten. Für Löchter eine der wichtigsten Maßnahmen. „Die läuft seit Jahren und wird auch weiter laufen. Dazu gehört vor allem der Ausbau des Kreuzes Herne.“ Dort soll der Tunnel Baukau die A43 mit der A42 verbinden. Baumaßnahmen sind das, die immer wieder zu Stau und stockendem Verkehr führen können, sich aber laut Löchter lohnen. „Wo die sechs Spuren schon fertig sind, fließt es deutlich flüssiger.“ Ähnliches sei nach der sechsspurigen Inbetriebnahme der Rheinbrücke Neuenkamp zu spüren gewesen, berichtet Roland Nolte.

Autofahrer im Ruhrgebiet sind „eine ganz besondere Klientel“

Eine weitere große Maßnahme von Autobahn Westfalen, die 2025 zu Störungen führen kann, ist die Sanierung der A2 vom Dreieck Bottrop bis zur Anschlussstelle Oberhausen-Königshardt. Ist sie abgeschlossen, geht es an den Aus- und Umbau des Autobahnkreuzes Oberhausen.

Vor allem in der dunklen Jahreszeit bilden sich Staus sehr schnell.
Vor allem in der dunklen Jahreszeit bilden sich Staus sehr schnell. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

In der Niederlassung Rheinland gilt der Umbau des Autobahnkreuzes Duisburg-Kaiserberg laut Sprecher Nolte als „das große Ding“. „Der wird uns noch die ganzen 20er-Jahre beschäftigen.“ Und Planern, Ingenieuren viel abverlangen. Zum einen, weil genau unter den Fahrbahnen die Züge auf den beiden für das Ruhrgebiet besonders wichtigen Ost-West-Verbindungen zwischen Duisburg und Dortmund verlaufen. Zum anderen, weil der oft lose Untergrund in der Region zu Absackungen führen kann. Nolte spricht von „großen Unwägbarkeiten“ und kann überraschende Sperrungen, wie es sie 2024 nach abgesackten Fahrbahnteilen schon mehrfach gegeben hat, nicht ausschließen.

Überhaupt kann natürlich immer irgendwo eine kurzfristige Sperrung notwendig werden. Und selbstverständlich werden die Schnellstraßen an Rhein und Ruhr grundsätzlich auch 2025 wieder voll sein. Aber zum Glück, sagt Löchter, seien die Autofahrer im Ruhrgebiet „eine ganz besondere Klientel“. „Wenn die nicht so gut fahren würden, wie sie es tun“, ist er überzeugt, „dann hätten wir noch viel mehr Stau.“

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