Ruhrgebiet. Benzin und Diesel sind zu Jahresbeginn erneut teurer geworden. Warum der geplante Anstieg der CO2-Steuer nicht der einzige Grund ist.

Zu Silvester standen die Autos an den Tankstellen wieder Schlange. Denn immer zum Jahreswechsel ziehen die Spritpreise in Deutschland zuverlässig an. Tatsächlich kostete der Liter Diesel in den ersten Tagen des neuen Jahres zum Teil deutlich über 1,60 Euro, der Liter Super lag zumeist um die 20 Cent darüber. Die nächste geplante Erhöhung der sogenannten CO2-Steuer zum 1. Januar ist allerdings nur ein Grund dafür.

Die Tankstellen-App empfiehlt „Jetzt tanken“, da kostet der Liter Super mindestens 1,69 Euro, also eigentlich 1,70, und die Tankstelle ist satte 8,3 Kilometer entfernt. Am teuersten ist das Benzin in der Mittagspause bei den großen Marken (1,81 Euro), von der nächsten Autobahn-Tankstelle in knapp zehn Kilometern Entfernung ganz zu schweigen: Hier reden wir von einem Preisunterschied von 62 Cent (2,31 Euro)! Diesel gibt es zu diesem Zeitpunkt gegen halb zwei ab 1,56 Euro, maximal zu 1,69 Euro, besagte Autobahn (2,17 Euro) wieder ausgenommen. Und das, obwohl das Preisniveau im Ballungsraum Ruhrgebiet meist niedriger ausfällt als im ländlichen Raum.

ADAC rechnete mit 3 Cent mehr pro Liter

„Die Abgabe auf klimaschädliche Brennstoffe“, hatte der ADAC bereits zwei Tage vor Jahresende gewarnt, „macht Tanken und Heizen immer teurer.“ Tatsächlich stand die Tankuhr am 31. Dezember vor vier Jahren etwa für Super E10 noch bei 1,29 Euro. Am letzten Tag des Jahres 2024 mussten Autofahrer für den Liter bereits gute 30 Cent mehr bezahlen. Und einen Tag später: Schlug der Gesetzgeber erneut drauf. Der festgelegte CO2-Preis auf Gas, Heizöl, Diesel und Benzin stieg von zuletzt 45 auf nun 55 Euro pro Tonne an. Gestartet war er zum Jahresbeginn 2021 mit 25 Euro pro Tonne, war im Jahr darauf um fünf Euro angehoben worden. Wegen der folgenden Energiekrise war er zunächst lediglich verschoben worden. Mit der erneuten Steigerung, rechnete der Automobilclub Ende 2024 vor, sei ein erneuter Anstieg der CO2-Steuer für den Liter Kraftstoff um etwa drei Cent zu erwarten.

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Dass es bisher nur etwa 1 Cent ist, liegt laut ADAC an dem Sprit, der zum Jahresende noch zum alten Preis in den Tanks war. Trotzdem deutlich teurer sei der Kraftstoff auch deshalb geworden, weil Öl auf dem Weltmarkt deutlich teurer geworden sei und der Euro im Vergleich zum US-Dollar an Stärke verloren habe. Hinzu kämen auch saisonale Preisschwankungen wegen der Feiertage und der Schulferien; diese seien aber im Vergleich zu den Vorjahren geringer ausgefallen. Das Ende der Weihnachtsferien, erklärt eine Sprecherin des ADAC Westfalen, könne die Preise stets beeinflussen: Die erhöhte Nachfrage im Rückreiseverkehr nutzten „die Mineralölkonzerne natürlich gerne in ihrem Sinne“.

Die Steuer tut ihres dazu, dabei ist der umgangssprachliche Name CO2-Steuer nicht ganz richtig. Die Bepreisung der fossilen Brennstoffe ist keine Steuer, sondern eine öffentliche Abgabe. Das Geld fließt nicht einfach so in die Staatskasse, sondern ist zweckgebunden für den „Klima- und Transformationsfonds“, aus dem Projekte für den Klimaschutz finanziert werden sollen. Welche Projekte das sind, entscheidet die Bundesregierung – viele Fördertöpfe wackelten zuletzt, waren frühzeitig leer oder betroffen vom Koalitionsstreit. Das versprochene Klimageld, das Bürger im Gegenzug entlasten sollte, kommt vorläufig nicht.

Und das versprochene Klimageld kommt vorläufig nicht

Was der ADAC kritisiert: Das führe „zu einer steigenden Belastung, insbesondere für Menschen in ländlichen Regionen, die auf das Auto angewiesen sind und für die zumeist teure Elektroautos noch keine sinnvolle Option darstellen“. Eine ausgewogene Verkehrswende, so die Sprecherin, erfordere „soziale Ausgleichsmechanismen, um die Akzeptanz zu gewährleisten“. 

Einmal Volltanken, bitte! Das ist seit dem Jahreswechsel erneut teurer geworden.
Einmal Volltanken, bitte! Das ist seit dem Jahreswechsel erneut teurer geworden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Was aber kommt, ist die eine weitere Erhöhung: Die Kfz-Steuer ist, ebenfalls seit 2021, stärker am CO2-Ausstoß neu zugelassener Autos ausgerichtet. Aber auch für ältere Pkw wird diese Steuer 2025 für die meisten Typklassen erhöht, zudem steigen die Kosten für die Kfz-Versicherung entsprechend. Lediglich durch die Pendlerpauschale werden Autofahrerinnen und -fahrer etwas entlastet: Seit 2022 können sie 38 Cent pro gefahrenem Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz von der Steuer absetzen. Das gilt allerdings nur ab dem 31. Kilometer. Wer weniger fährt, kann weiterhin lediglich 30 Cent absetzen – und das auch nur für eine Fahrt, nicht jedoch für Hin- und Rückfahrt.

Schon wieder teurer: Die Spritkosten in Deutschland steigen.
Schon wieder teurer: Die Spritkosten in Deutschland steigen. © dpa | Peter Kneffel

Knapp 60 Prozent des CO2-Ausstoßes wird vom Verkehr verursacht

Denn das gibt auch der ADAC ja zu: Pro Jahr würden allein in Deutschland zirka 600 Millionen Tonnen CO2 durch menschliche Aktivitäten freigesetzt. Nach der Energiewirtschaft und der Industrie sei der Verkehrssektor der drittgrößte Verursacher; knapp 60 Prozent dieses Ausstoßes stammten von Pkw. 

Wegen der CO2-Bepreisung wird indes auch der Benzinpreis weiter klettern: Ab dem kommenden Jahr soll sich der Preis fossiler Brennstoffe durch den Handel mit nur begrenzt verfügbaren CO2-Zertifikaten bilden. Wenn das tatsächlich so kommt, sagt der ADAC, würde Benzin allein durch diesen Anteil „etwa 17 Cent und Diesel rund 19 Cent mehr kosten“ – pro Liter.