Oberhausen. Die neue Dieselsorte HVO100 gibt es nur an einer einzigen Tankstelle in Oberhausen zu kaufen. Dabei gilt sie als besonders umweltfreundlich.

  • Ab 2035 soll in der EU Schluss sein mit der Neuzulassung von herkömmlichen Benzinern oder Diesel-Fahrzeugen, die direkt Kohlendioxid-Gase ausstoßen.
  • Deshalb entwickeln die Treibstoffhersteller umweltfreundliche Alternativen zum bisherigen Diesel.
  • Eines der Produkte, das Fachleute gefunden haben, heißt HVO100. Die Abkürzung steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“. Der Kraftstoff entsteht auf biologischer Grundlage. Verarbeitet werden Pflanzenöle wie Frittieröl für Pommes, tierische Fette aus Schlachtabfällen oder Schmierstoffresten aus der Industrie.

An der Tramin-Tankstelle auf der Bottroper Straße sticht eine auffällige, grün leuchtende Neuheit ins Auge: „Klima DK90“ steht auf dem Preisschild. Hinter diesem rätselhaften Namen verbirgt sich der funkelnagelneue Kraftstoff HVO100, der als umweltfreundlichere Alternative zum bisherigen Diesel gilt. An den Säulen der Garant Energie GmbH erhielt er den Produktnamen „KlimaDiesel90“.

Neuer Kraftstoff an Oberhausener Tankstelle auf biologischer Grundlage

Ab 2035 soll in der EU Schluss sein mit der Neuzulassung von herkömmlichen Benzinern oder Diesel-Fahrzeugen. Die Autos dürfen dann keine Klimagase mehr ausstoßen. Das wiederum hat Unternehmen angetrieben, nach Alternativen Ausschau zu halten. Eines der Produkte, das Fachleute entwickelt haben, heißt HVO100. Die Abkürzung steht für Hydrotreated Vegetable Oil.

Tankstellenpächter Joachim Munzert: Die neue Dieselsorte bringt einige Vorteile mit sich.
Tankstellenpächter Joachim Munzert: Die neue Dieselsorte bringt einige Vorteile mit sich. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Kraftstoff entsteht auf biologischer Grundlage. Verarbeitet werden Pflanzenöle wie Frittieröl für Pommes, tierische Fette aus Schlachtabfällen oder Schmierstoffresten aus der Industrie. Der Zusatz „100“ bedeutet nach Angaben der Hersteller, dass es sich zu 100 Prozent um einen reinen HVO-Kraftstoff handelt, der keine fossilen Anteile mehr enthält. Laut Bundesverkehrsministerium kann der Energieträger den Kohlendioxid-Ausstoß - im Vergleich zum herkömmlichen Diesel - um bis zu 90 Prozent verringern. Er ist dafür aber auch deutlich teurer, rund zehn bis zwölf Cent pro Liter.

Tanken können ihn Autofahrer in Oberhausen nur an der Tramin-Station. Überhaupt gibt es im gesamten Ruhrgebiet nur sechs Tankstellen, die den neuen Diesel anbieten, sie liegen unter anderem in Duisburg, Mülheim und Essen.

Oberhausener Tankstellenpächter von dem Öko-Sprit überzeugt

Joachim Munzert, der die Tankstelle in Oberhausen seit 1998 betreibt, ist von den Vorteilen des neuen Produkts überzeugt: „Schließlich tut man etwas für das Klima“, sagt er. Doch die Nachfrage bleibt bislang noch überschaubar – nur rund zwei Prozent der monatlich verkauften 80.000 bis 90.000 Liter Diesel entfallen auf HVO100. Allerdings gibt es schon Stammkunden, die sehr bewusst klimafreundlicher fahren wollen, weiß Munzert.

Die Tramin-Tankstelle in Oberhausen-Osterfeld bietet als einzige Station im Stadtgebiet den neuen Diesel an.
Die Tramin-Tankstelle in Oberhausen-Osterfeld bietet als einzige Station im Stadtgebiet den neuen Diesel an. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ob sich der Kraftstoff durchsetzen wird, ist momentan noch offen. Seit Mai 2024 ist er in Deutschland offiziell zugelassen. Doch die Einführung einer Diesel-Alternative sei schon einmal missglückt, sagt Tankstellenpächter Munzert und erinnert an die Geschichte des Biodiesels. Dieser wird vor allem aus Rapsöl gewonnen. Es zeigte sich aber, dass Motordichtungen Schaden erleiden konnten. Zudem gab es Kritik daran, dass Nahrungsmittel zur Kraftstoffgewinnung eingesetzt wurden. „Tank oder Teller“ lautet die zugespitzte Diskussion.

Autofahrer sollten vorsichtshalber den Hersteller fragen

„HVO100 ist jedoch eine ganz andere Geschichte“, betont der gelernte Kfz-Mechaniker. Um die Akzeptanz dieses neuen Kraftstoffs zu fördern, sei es entscheidend, die Kunden umfassend zu informieren, denn der Kraftstoff sei zwar teurer, aber sonst mit Diesel vergleichbar.

Als großer Vorteil gilt die unkomplizierte Nutzung: Viele moderne Dieselfahrzeuge können demnach den Kraftstoff problemlos verwenden, ohne dass technische Anpassungen am Motor nötig sind. Die „Garant Energie“ als Betreiber der Tramin-Tankstellen rät jedoch, vor der Nutzung sicherheitshalber den Autohersteller zu fragen, ob der Wagen auch wirklich den neuen Diesel verträgt.

Der ADAC kam bei einem umfangreichen Praxistest mit mehreren Fahrzeugen zu dem Ergebnis, dass durch den Einsatz der Schadstoffausstoß sehr stark zurückgeht. Der Tankstellenpächter weist zudem darauf hin, dass der neue Diesel nicht mit E-Fuels verwechselt werden, die mit Strom und aus Wasser und CO₂ hergestellt werden.

Damit mehr Leute den umweltfreundlichen Diesel tanken, bedarf es mehr Informationen, sagt der Tankstellenpächter.
Damit mehr Leute den umweltfreundlichen Diesel tanken, bedarf es mehr Informationen, sagt der Tankstellenpächter. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mittlerweile scheint sich zumindest der Bekanntheitsgrad des umweltfreundlichen Sprits etwas zu erhöhen. Tramin-Mitarbeiter Emirhan Arslan bestätigt, dass viele Kunden neugierig sind und nachfragen, was es mit dem „KlimaDiesel90“ auf sich hat und dann positiv reagieren. So wie der Kunde Brian Schmitz, der beim Ortstermin an einer Zapfsäule mit fossilem Diesel tankt: „Ich finde den neuen Kraftstoff gut und würde auch den etwas höheren Preis akzeptieren“ sagt der 25-Jährige.

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