Bochum. Von A nach B mit Sack und Pack – Horrorvorstellung für manche. Kein Ding, sagen drei Experten. Was man unbedingt beherzigen sollte.

4,6-mal im Leben zieht eine Frau im Schnitt um; 4,4-mal ein Mann. 9,39 Millionen Menschen sind es in Deutschland jährlich, 25.000 am Tag. Und die wenigsten von ihnen freuen sich darauf. Joachim Uhe (76) und seine Söhne wissen, wie ein Umzug entspannt zu bewerkstelligen ist – es ist ihr Job, als Geschäftsführer des Bochumer Speditionsunternehmens Johann Uhe. Der Urgroßvater von Christoph (42) und Benedikt (39) gründete es 1904. Diese zehn Fehler, verraten die drei Profis, sind die typischen.

1. Zu spät mit der Planung beginnen

Schaffe ich das mithilfe von Freunden oder beauftrage ich ein Unternehmen mit dem Umzug? Das sollte eine der ersten zu klärenden Fragen sein. Die Antwort sei abhängig von Alter, Fitness und handwerklichem Geschick, vom Gesamtvolumen der Habe, der Größe des Freundeskreises, aber und auch von „woher und wohin“, erklärt Christoph Uhe. Soll eine Speditionsfirma den Umzug übernehmen, müsste der erste Kontakt mindestens sechs Wochen vor dem geplanten Umzugstermin aufgenommen werden. Für die Auswahl der Firma sollte man sich zudem Zeit nehmen: „Es gibt viele schwarze Schafe in der Branche“, warnen die Uhes. Wer für 160 Euro Pauschalpreis anbiete, mit „drei Mann (plus Lkw) in drei Stunden“ jeden Umzug abzuwickeln, könne nicht seriös sein. Skepsis sei zudem geboten, wenn eine Spedition ihren Sitz in einem Mehrfamilienhaus in einer Wohngegend habe oder nur über Mobilfunknummer erreichbar sei. Wähle man ein Unternehmen, das Mitglied im Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) ist, sei man hingegen „auf der sicheren Seite“.

2. Zu wenige oder zu viele Helfer um Unterstützung bitten

Ist der Umzug auch allein mit Familie und Freuden zu stemmen, stellt sich die Frage: Wie viele Helfer sollen es sein? Hierfür gibt es eine Faustregel.: Sie lautet: einer pro Etage. Wer also vom dritten in den zweiten Stock zieht, braucht fünf Helfer. Benedikt Uhe rät: „Wenn Sie fünf Leute brauchen, bestellen Sie acht.“ Die Profis kommen übrigens in der Regel mit vier Mann. Wichtig: Einer vor Ort sollte am Umzugstag „den Hut aufhaben“, wissen, was wohin muss. „Wir stellen den Esstisch auch dreimal woanders hin“, sagt Uhe. „Aber irgendwann brauchen wir eine finale Entscheidung.“

[Sie erhalten nicht h?ufig E-Mails von ute.schwarzwald@cityweb.de. Weitere Informationen, warum dies wichtig ist, finden Sie unterhttps://aka.ms/LearnAboutSenderIdentification ]Joachim UheMit freundlichen GrüßenUte Schwarzwald

„. . . und den Keller nicht vergessen!“

Joachim Uhe

3. Anzahl der benötigten Kartons unterschätzen

„Die meisten Menschen“, sagt Christoph Uhe, „unterschätzen die Menge ihres Hab und Guts!“ „80 Kartons? Soviel hab ich gar nicht“, sei der Satz, den er am häufigsten zu hören bekomme, wenn er Kunden vor dem Umzug besuche. Die Faustformel hierfür lautet: ein Karton pro Quadratmeter Wohnfläche. „Für Jäger und Sammler reicht das aber nicht“, weiß Bruder Benedikt. „Wir hatten mal eine Dame, die wohnte auf 120 Quadratmetern und brauchte 400 Kartons. Sie sammelte Puzzles.“ Vor dem Umzug sollte man darum jeden Raum genau inspizieren – „und den Keller nicht vergessen“, betont Seniorchef Joachim Uhe.

4. Kartons zu schwer beladen

Viele Umzugskartons sind belastbar bis 40 Kilo. Mehr als 20, 25 Kilo sollten sie beladen allerdings beladen nicht wiegen, sagen die Uhes. Wer die Kartons randvoll mit Büchern bestücke („der Klassiker“), spare auch nicht. „Wenn Möbelpacker zu schwer zu schleppen haben, ermüden sie schneller. Dann dauert der Umzug länger und wird teurer.“ Deshalb: Besser auf zwei Lagen Bücher Leichtes legen, oder gleich kleinere Kartons packen. „Und jeden Karton einfach mal anheben“, rät Benedikt Uhe. „Wenn Sie ihn selbst mühelos ins nächste Zimmer tragen können, passt’s. Sie müssen ihn nicht wiegen.“ Was auch schon passiert sei: Eine um das Wohl der Möbelpacker sehr besorgte „liebe Omi“ habe jeden einzelnen ihrer Kartons vor dem Umzug auf die Waage gehievt. Und dann Zettelchen draufgeklebt: 17,1 Kilo, 18,4 Kilo....

5. Kartons nicht beschriften

Zum Einmaleins für Umzugsanfänger gehört auch das ordentliche Beschriften der Kartons. Außen sollte draufstehen, was drin ist – vor allem aber, wohin es gehört. Sonst landet das Geschirr im Schlafzimmer oder das Lieblingsspielzeug auf dem Dachboden. Praktischer Tipp der Profis: Zimmerweise packen!

Für den Fotografen steigen die Brüder Uhe sogar selbst in zwei ihrer Kartons. Seit 1904 transportiert ihre Spedition, was zu transportieren ist. Anfangs noch mit Pferdefuhrwerken.
Für den Fotografen steigen die Brüder Uhe sogar selbst in zwei ihrer Kartons. Seit 1904 transportiert ihre Spedition, was zu transportieren ist. Anfangs noch mit Pferdefuhrwerken. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

6. Müll transportieren

„Sortieren Sie aus, bevor Sie packen“, betont Christoph Uhe – für ihn ist das der entscheidende Punkt bei jedem Umzug. Sachen mit umzuziehen, die man am neuen Ort nicht benötige oder nicht mehr unterbringen könne, mache wenig Sinn und koste Geld. „Müll transportieren“, nennt er das und rät: „Überlegen Sie vorher, welche Möbel sie wirklich noch stellen können und ob alle Ihre 48-teiligen Service da auch noch reinpassen.“ Zu oft hat er erlebt, dass sich erst am Umzugstag darüber Gedanken gemacht werde, dass Kinder dann mit den alten Eltern, die sich kleiner setzen wollen, „ewig diskutieren“.

7. Parkplatz vergessen

Der Umzugs-Transporter muss irgendwo stehen, um beladen werden zu können – idealerweise nahe am aus- und später nahe am einzuräumenden Objekt. Und so ein großer Laster passt nicht in eine normale Pkw-Parklücke, mahnt Christoph Uhe: „15 Meter brauchen wir, so viel wie drei Pkw..“ Den Platz eigenmächtig mittels zweier Stühle und ein wenig Absperrband freizuhalten, ist im Übrigen nicht erlaubt; es ist eine Ordnungswidrigkeit, für die 60 Euro Bußgeld fällig werden können. Beim zuständigen Straßenverkehrsamt muss für den Tag des Umzugs ein „temporäres Parkverbot“ beantragt werden.

8. Am Umzugstag ausschlafen

Wer schläft am Umzugstag aus? „Alles schon da gewesen“, erzählt Joachim Uhe. Dass sie anrückten, und die Familie noch gemütlich beim Frühstück saß. Oder ihnen niemand öffnete, weil der Mann, der in eine neue Stadt ziehen wollte, am Abend noch ausgiebig Abschied von der alten gefeiert hatte – und weder pünktlich noch nüchtern aus den Federn gekommen war. Dass Kühl- und Kleiderschränke noch pickepackevoll sind, kein Karton gepackt ist, wenn die Packer kommen, passiert ebenfalls „gar nicht so selten“. Und dann? Kommt drauf an, sagt Christoph Uhe: „Wenn unsere Jungs merken, dass da eine alte Dame schlicht überfordert ist, regt sich niemand auf, dann packen wir oft sogar mit an. Reservekartons haben wir immer in peto. Ansonsten gilt: Wir nehmen nur das mit, was gepackt ist.“

9. Nicht an Stärkung und Getränke für die Helfer denken

Es sei kein Muss, versichert Joachim Uhe: Aber: „Ein paar belegte Brote, Kaffee und Wasser heben die Stimmung der Jungs am Umzugstag ungemein“. Auch Freunde, die privat helfen, werden eine kleine Stärkung zu schätzen wissen. Wenn selbst Kaffeemaschine und Messer verstaut sind: Pizza vom Lieferservice oder Pommes vom Imbiss um die Ecke tun es auch.

10. Nerven

Und auch das haben sie schon erlebt: Dass die Packer vom Kunden gebeten werden, die Schuhe vor dem Betreten seiner Wohnung auszuziehen. Oder dass der Kunde dem Monteur beim Aufbau des Schlafzimmerschranks unentwegt über die Schulter blickt, um sicherzustellen, dass der alles richtig macht. Oder dass die Dame des Hauses mit dem Staubwedel anrückt, bevor die letzten Löcher gebohrt sind. „Nervt“, sagt Benedikt Uhe.

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