Essen. Die AfD feiert trotz aller Skandale Erfolge im Revier. Wer sie hier von der politischen Landkarte verdrängen will, hat nur eine Option.

Die AfD ist im Ruhrgebiet fest verankert – das dürfte nicht erst seit Sonntag feststehen. Die Europawahl aber hat dieses Gefühl zementiert. Wenn sich Menschen zwischen Duisburg und Dortmund von all den Skandalen der Partei und Warnungen aus Wirtschaft und Gesellschaft nicht abschrecken lassen, ihr Kreuz bei Rechtsextremen zu machen – wann dann?

Da mag immer noch Protest bei der Wahlentscheidung eine Rolle spielen, aber es wäre naiv, zu bestreiten, dass bei vielen daraus Überzeugung wird. Egal, dass die AfD für nichts überzeugende Lösungen anbieten kann: Es reicht vielen offensichtlich, dass sie Probleme anspricht.

Soziale Nöte paaren sich mit den Schattenseiten der Migration

Beim Blick auf die Städte und Stadtteile im Revier, in denen die AfD besonders erfolgreich ist, lässt sich eines nicht übersehen: Sie punktet vor allem da, wo sich soziale Nöte und Schattenseiten der Migration paaren. Dort, wo Europa zum Beispiel mit Blick auf eine erneute EU-Erweiterung eher als Bedrohung denn als Errungenschaft wahrgenommen wird.

Solange die Menschen, die dort leben, das Gefühl haben, dass ihre Probleme nicht ernst genug genommen werden oder es womöglich nicht einmal statthaft erscheint, sichtbare Verwerfungen deutlich zu benennen, wird die AfD weiter an Stärke gewinnen. Der SPD ist das Image der Partei, die sich kümmert, auch im Revier längst abhanden gekommen: Sie stolpert durch die Trümmer ihrer Unentschlossenheit.

Wer die AfD im Revier wirksam bekämpfen will, wird das nicht mit ihrer Entlarvung hinbekommen. Sondern nur mit viel mehr Aufwand im Kampf gegen die Missstände in unseren Städten. Politische Verhältnisse wie im Osten Deutschlands sollten Warnung genug sein.

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