Bochum. Die AfD punktete bei der EU-Wahl bei vielen jungen Menschen. „Das macht mir echt große Angst“, sagt Romance (19) aus Bochum.
- Viele junge Menschen konnten in diesem Jahr zum ersten Mal mitbestimmen, wer in der EU in Zukunft das Sagen hat – und viele von ihnen haben die AfD gewählt.
- 16 Prozent der 16- bis 24-Jährigen in Deutschland haben der Partei bei der Europawahl 2024 ihre Stimme gegeben, bei den 25- bis 34-Jährigen waren es sogar 18 Prozent.
- Romance aus Bochum macht das Angst. Hier erzählt die 19-Jährige, warum sie das Wahlergebnis nicht überrascht hat und was sich ihrer Meinung nach nun ändern müsste:
„Ich war bei der Europawahl Wahlhelferin. Ich war also bei der Stimmauszählung mit dabei. Und das hat mich schon sehr beunruhigt. Vor ein paar Wochen noch haben so viele Leute gegen Rechts demonstriert. Dass jetzt am Ende trotzdem so viele die AfD gewählt haben, macht mich sehr traurig. Ich bin selbst eine Person mit Migrationsgeschichte. Meine Eltern kommen aus dem afrikanischen Land Kamerun. Ich fühle mich unwohl mit dem Wahlergebnis. Es macht mir, zugegeben, große Angst.
Bochumerin über EU-Wahl: „Was, wenn ich abgeschoben werde?“
Ich habe gerade mein Abi gemacht, wollte danach eigentlich Jura studieren. Aber da habe ich mich jetzt gegen entschieden. In meinem Kopf kreisen Gedanken wie: Was, wenn die AfD an die Macht kommt, Remigration wahr wird und ich vielleicht abgeschoben werde? Als Juristin könnte ich in keinem anderen Land als Deutschland arbeiten, weil man sich ja auf ein Rechtssystem spezialisiert. Ich habe zwar schon seit Jahren den deutschen Pass, aber man weiß ja nie. Deshalb werde ich jetzt etwas anderes studieren.
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So traurig mich die Wahl-Ergebnisse machen, wirklich überrascht bin ich nicht. Auch in meiner alten Klasse gab es viele, die offen zugegeben haben, dass sie die AfD wählen. Sie finden, dass die Partei gute Ansätze hat. Auch, wenn sie nicht alle Ideen unterstützen. Es geht ihnen hauptsächlich um Migration und die Wirtschaft, aber auch um Nationalstolz.
NRW-AfD auf TikTok erfolgreicher als andere Parteien
Wenn ich sie dann auf Remigration angesprochen habe, was ja auch mich treffen könnte, haben sie nur gesagt, dass das schon nicht so weit kommen würde. Die meisten von ihnen haben sich gar nicht näher damit auseinandergesetzt, was die Partei wirklich will. ,Auf Social Media, wurde gesagt, dass die AfD das und das macht. Deswegen finde ich die cool‘: Das war ein Satz, den ich öfter gehört habe.
Das muss man ja anerkennen: Die AfD macht wirklich sehr gute Arbeit auf Social Media. Sie sind da total präsent. Videos von anderen Parteien sieht man fast nie. Und wenn, dann sind sie oft nicht gut gemacht. Die Beiträge vom Bundeskanzler auf TikTok zum Beispiel finde ich gestellt und wenig authentisch. Klar, ist es schwierig, Politik zu vermitteln, wenn man nicht so populistisch sein will wie die AfD. Trotzdem müssten die Parteien da viel mehr machen, um junge Wählerinnen und Wähler besser aufzuklären.
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Dann stimmen bei der nächsten Wahl hoffentlich auch mehr junge Menschen für demokratische Parteien – und Menschen mit Migrationsgeschichte können sich in Deutschland wieder sicherer fühlen.“
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