An Rhein und Ruhr. VRR plant Umstellung auf 30- und 15-Minutentakt und neue Linien. Fahrgastverband ProBahn und Stadt Düsseldorf sehen dies als Verbesserung.
Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) erwägt den S-Bahnverkehr überall auf einen neuen Takt umstellen. Spätestens ab 2030 sollen auch im Großraum Düsseldorf die S-Bahnen im Viertel- oder Halbstundentakt fahren, bislang galt dort noch ein 20-Minuten-Takt, während im Ruhrgebiet schon vor gut einem Jahr auf einen Halb- oder Viertelstundentakt umgestellt wurde. Das hatte vor allem an den „Bruchstellen“, z.B in Duisburg, Essen und Wuppertal, für Unmut gesorgt. Doch nun zeichnet sich eine Lösung ab: Auch in Düsseldorf will der VRR ab 2030 im neuen Rhythmus fahren
Ein Halbstundentakt, der in der Hauptverkehrszeit montags bis freitags von etwa 6 bis 19 Uhr auf vielen Linien zu einem 15-Minuten-Takt verdichtet wird, birgt neben der Einheitlichkeit im gesamten Netz vor allem den Vorteil, schneller auf Veränderungen bei der Nachfrage reagieren zu können. Die Umstellung im Rhein-Ruhr-Raum hatte aber auch mancherorts zu Kritik geführt, da vor allem an den kleineren Stationen dann nur noch zwei statt drei Züge pro Stunde und Richtung fahren.
Das wird künftig vor allem die viel genutzte Linie S6 von Essen über Kettwig und Ratingen nach Düsseldorf treffen. Aufgefangen wird dies durch Regionalzüge, die auf der Strecke tagsüber einen Viertelstundentakt schaffen sollen, allerdings Stationen auslassen, u.a. Rath und Zoo in Düsseldorf, dazu Kettwig-Stausee und Essen-Hügel, eine Station, die ohnehin vor allem am Wochenende frequentiert wird
Pro Bahn: Schnellere Züge sind „eine Chance für die Verkehrswende“
Die Fahrgastvereinigung Pro Bahn reagierte positiv auf das bislang nur in Fachgremien diskutierte Konzept und auch auf diese Taktveränderungen und das Auslassen einzelner Halte. „Nur so lassen sich auf längeren Relationen wie Remscheid – Düsseldorf Fahrzeiten erzielen, die mit dem Autoverkehr konkurrenzfähig sind.“ Dies sei „eine Chance für die Verkehrswende“. Zudem ergäben sich für den Verkehr in Düsseldorf deutliche Verbesserungen. „Durch die Bündelung mehrerer Linien wird ein attraktiver 5-Minuten Takt auf den Kernstrecken in Nord-Süd und Ost-West-Richtung möglich.“
Kein Wunder, dass auch die Düsseldorfer Stadtspitze dem neuen Konzept positiv gegenüber steht. „Das Konzept wurde der Stadt im Sommer 2020 erstmals vom VRR vorgestellt, seitdem haben weitere Abstimmungsgespräche stattgefunden. Mit dem Konzept würde eine Anpassung an den im nördlichen VRR-Gebiet seit Ende 2019 geltenden 15/30 min-Takt erfolgen, wir sehen die Umstellung daher als positiven Schritt“, so eine Stadtsprecherin.
Auch für Duisburg ergeben sich deutliche Verbesserungen. Gibt es derzeit pro Stunde nur eine durchgehende S1-Verbindung zwischen dem Süden Duisburgs und Mülheim, so würden künftig wieder zwei Bahnen pro Stunde durchfahren. Zwei weitere Züge schaffen von Duisburg Richtung Düsseldorf an Werktagen tagsüber einen Viertelstundentakt.
Wiedereröffnung der Ratinger Weststrecke ist Teil des Konzepts
Ebenfalls Teil des Konzeptes sind neue Regionallinien. So ist auch die geplante Reaktivierung der Ratinger Weststrecke von Düsseldorf über Rath, Ratingen und Duisburg-Wedau nach Duisburg Hbf (mit einer potenziellen Verlängerung nach Walsum) Teil des neuen Konzepts. In Richtung Süden soll die Linie ins Bergische Land nach Remscheid durchgebunden werden. Insbesondere auf dieser Linie sind Hybrid-Fahrzeuge geplant, die entweder die Oberleitung nutzen oder auf den nicht-elektrifizierten Teilstrecken mit Batterieantrieb fahren. Sie sollen in etwa fünf Jahren erstmals im VRR eingesetzt werden.
Denn vor allem eine umsteigefreie Verbindung ins Bergische Land von Düsseldorf aus ist eine der großen Verbesserungen und soll bereits im Dezember 2021 mit einigen Zügen angeboten werden. Verwundert zeigt sich Pro Bahn über die fehlende Verlängerung der S 28 Richtung Viersen im VRR-Konzept – bislang enden die Züge der von Mettmann bzw. Wuppertal kommenden Züge in Kaarst. Über die Verlängerung an den Niederrhein wird dort derzeit eifrig gestritten. Radweg oder S-Bahn lautet dort die Debatte.
Als Voraussetzung für den Taktwechsel im Großraum Düsseldorf gilt der Bau eines neuen elektronischen Stellwerks in Düsseldorf, das im Zuge des RRX-Ausbaus vorgesehen ist. Dadurch wird die höhere Taktdichte rund um den Düsseldorfer Hauptbahnhof erst möglich. Das Stellwerk soll laut Bahnangaben weniger störanfällig sein, zudem sei eine flexiblere Verkehrsführung möglich, falls es doch einmal Pannen gibt.