Duisburg. Der Fahrplanwechsel im VRR hat Folgen für viele Berufspendler – auch für Frank Harnack. Worüber sich der Duisburger auf der S1-Linie ärgert.

Seit Ende der 1980er Jahre ist Frank Harnack aus Duisburg mit nur kurzen Unterbrechungen regelmäßig mit der S-Bahn der Linie 1 unterwegs – zunächst als Student und später als Berufstätiger. Derzeit pendelt der Diplom-Ingenieur zwischen Duisburg-Großenbaum und Essen Hauptbahnhof. Durch den jüngsten Fahrplanwechsel im VRR habe sich für ihn und viele andere Pendler die Situation drastisch verschlechtert. Harnack nennt konkrete Beispiele für seinen Ärger.

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Vor der Umstellung sei die S1 werktags zwischen Großenbaum und Essen Hauptbahnhof alle 20 Minuten in beiden Richtungen gefahren. Nach jeweils 27 Minuten sei Harnack am Ziel gewesen. Wenn er nun morgens von Großenbaum nach Essen will, kann er zwar sogar schon nach 26 Minuten da sein. Allerdings gibt es diese optimale Verbindung nur einmal in der Stunde, etwa um 7.58, 8.58 oder 9.58 Uhr.

Zehn Minuten Wartezeit im Duisburger Hauptbahnhof

Jeweils 20 Minuten später ist der Duisburger entweder 36 Minuten unterwegs, weil die Bahn zehn Minuten im Duisburger Hauptbahnhof hält, oder er muss umsteigen. Das gilt auch für die Fahrten um ‘38. Dann braucht Harnack im Idealfall trotzdem noch 32 beziehungsweise 33 Minuten.

Von Essen Hauptbahnhof nach Großenbaum sei es nachmittags nicht besser. Die optimale Verbindung mit einer Fahrtdauer von 26 Minuten gibt es ebenfalls nur einmal in der Stunde, etwa um 15.36, 16.36 oder 17.36 Uhr. Jeweils 20 Minuten früher sitzt er wegen des zehnminütigen Aufenthalts im Duisburger Hauptbahnhof auch in dieser Richtung 36 Minuten in der Bahn.

„Die mit Abstand wichtigste S-Bahn-Linie des Ruhrgebiets wurde in drei Teile zerhackt“

Er versteht zudem nicht, warum der 20-Minuten-Takt für die S1 zwischen Duisburg und Düsseldorf erhalten bleibt. Zwischen Essen und Dortmund gebe es nun sogar einen 15-Minuten-Takt. „Die mit Abstand wichtigste S-Bahn-Linie des Ruhrgebiets wurde also in drei Teile zerhackt“, so der Duisburger.

VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik bestätigt zunächst einmal die von Harnack kritisierten Änderungen mit der Umstellung zum 15. Dezember 2019. Sie verweist allerdings auf die aus Sicht des Verkehrsunternehmens grundsätzlich zahlreichen Verbesserungen nach der im VRR-Gebiet „größten Fahrplananpassung im Schienenpersonennahverkehr seit der Jahrtausendwende“.

VRR: Züge legen nun etwa zwei Millionen zusätzliche Kilometer pro Jahr zurück

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Ein wichtiges Paket bilde dabei die S-Bahn, die im Ruhrgebiet mit einer neuen Taktstruktur „im nachfragegerechten 15-/30-Minuten-Takt und angepassten Linienführungen aufwarte“. Insgesamt sollen die Züge nun etwa zwei Millionen zusätzliche Kilometer pro Jahr im VRR zurücklegen.

Die Linie S 1 verkehre montags bis freitags von etwa 6 bis 19 Uhr zwischen den Hauptbahnhöfen Dortmund und Essen alle 15 Minuten, über Essen hinaus bis Duisburg Hauptbahnhof alle 30 Minuten. Zwischen den Hauptbahnhöfen Duisburg und Solingen gebe es auf der S1-Linie weiterhin einen 20-Minuten-Takt. Abends und am Wochenende bleibe es beim bekannten 30-Minuten-Takt auf der gesamten Strecke.

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Die von Frank Harnack angeführte Wartezeit in der S1 am Duisburger Hauptbahnhof sei im neuen Betriebskonzept nicht zu verhindern gewesen. Es gibt aber laut der VRR-Sprecherin zwischen Duisburg und Essen zahlreiche Alternativen: „Insbesondere ergänzt hier die Linie RB 33 täglich das Angebot der Linie S1“, so Tkatzik.

Duisburger fordert die Rücknahme der Änderungen

Das sieht Harnack ganz anders: „Es gibt weitere Verbindungen, die wegen Umsteigen und langen Fahrtzeiten für mich keine Alternative sind.“ Er fordert vom VRR, die Fahrplanänderungen wieder rückgängig zu machen: „Es kann ja wohl nicht sein, dass in Zeiten des Klimawandels die Attraktivität des ÖPNV herabgesetzt wird.“