Essen. Angeklagt ist der 44-jährige Essener, der mal zu den Bandidos gezählt haben soll, weil er seine Frau misshandelt haben soll.
Schuldbewusst zeigt er sich. Der Mann, der über Jahre seine Ehefrau misshandelt und zweimal vergewaltigt haben soll, räumt am Dienstag vor dem Essener Landgericht durchaus eigene Fehler ein. In Essen ist der 44-Jährige bekannt als Bandido und als Mitglied der gewaltbereiten Szene von Rot-Weiss Essen.
Sein Strafregister beginnt 1994, da ist er 16 Jahre alt. Im Gefängnis hat er schon mehrfach gesessen. So bekam er in den 1990er Jahren eine Jugendstrafe von vier Jahren wegen Menschenhandel und schweren Raubes. Damals kannte er bereits seine spätere Ehefrau, die er 1999 heiratete. Fünf Kinder hat das Paar, lebt seit 2004 in einem Einfamilienhaus im Essener Stadtteil Stoppenberg.
Angeklagter trägt den Ehering
Am Dienstag vor der VII. Strafkammer ist an der rechten Hand des Angeklagten deutlich der Ehering zu erkennen, eine Scheidung ist wohl noch nicht beantragt. Hinten im Saal sitzen zwei jüngere Kinder von ihm.
Die Liste der Anklage, die Staatsanwältin Laura Zdarta vorliest, beginnt Ende 2016 und umfasst acht Punkte. Da war er wenige Wochen zuvor aus einer Strafhaft entlassen worden. Auf der Terrasse ihres Hauses soll er seine Ehefrau geschlagen haben.
Aus Wut Handys der Kinder zerstört
In ihrer Verzweiflung soll sie nur bekleidet mit Unterhemd und Jogginghose zur Polizeiwache und dann zum Altenessener Krankenhaus gelaufen sein. Er soll sie vergeblich gesucht und zu Hause aus Wut die Handys seiner Kinder zerstört haben.
Im Sommer 2020 war es um die Ehe wohl so schlecht bestellt, dass er nicht mehr zu Hause wohnte. Das hinderte ihn laut Anklage aber nicht, einen Wohnwagen vor seinem Haus abzustellen und von dort aus seine Familie zu beobachten. Dennoch brachte seine Frau ihm schon mal etwas zu essen. Dabei soll er ihr an einem Tag vorgeworfen haben, ihn zu betrügen.
Mit Messer bedroht und vergewaltigt
In seiner Eifersucht habe er sie mit einem Messer bedroht und ihr den Teller mit dem Essen an den Kopf geworfen. Schließlich habe er sie im Wohnwagen vergewaltigt. Im Januar 2021 soll es zu einer weiteren Vergewaltigung gekommen sein. Immer wieder ist die Rede von Schlägen, auch von Bedrohungen der Kinder.
Verteidiger Reinhard Peters kündigt an, dass der Angeklagte sich zu allen Punkten am nächsten Verhandlungstag äußern werde, nur nicht zu den Vergewaltigungen. Zu seinem Lebenslauf werde er aber schon am ersten Tag sprechen.
Angeklagter räumt Fehler ein
Zu diesem Punkt redet der Angeklagte tatsächlich viel. Bereitwillig antwortet er auf Fragen von Richterin Karin Maiberg, räumt dabei eigene Fehler ein: "Da habe ich auch den Kindern Unrecht getan." Und er zeigt Verständnis, dass seine Frau Angst vor ihm hatte.
Aber eigentlich redet er von Schicksal, sieht die Schuld bei seiner ungezügelten Einnahme des Opium enthaltenen Medikamentes Tilidin. Das habe er nach einem Motorradunfall 2013 genommen, um seine Schmerzen am Bein einzudämmen. Bekommen habe er das durch die Vermittlung des 2015 in Essen verurteilten betrügerischen Kunsthändlers Helge Achenbach, mit dem er gemeinsam im Knast saß und der ihm einen Düsseldorfer Promi-Arzt empfohlen habe. Dieser habe ihm den Stoff verschrieben.
Freunde hätten ihn vor Tilidin warnen sollen
Er klagt, durch das Medikament habe er seine Familie zerstört. Er wirft seinen Freunden vor, ihn nicht davon abgebracht zu haben: "Warum haben sie nicht gesagt, schmeiß das Zeug weg?"
Aber so ganz passt das nicht zu seinem Vorleben. Vorher hatte er erzählt, dass er trotz guter Noten wegen aggressiven Verhaltens das Carl-Humann-Gymnasium in Steele verlassen musste und auch danach auf der Realschule mehrfach auffiel. Den Grund dafür benennt er sofort: "Ich war anders als die anderen Schüler."