Essen. Als Dealer und Vergewaltiger sah die Anklage einen 36-Jährigen. Zum Schluss kassierte er eine Geldstrafe für den Besitz von 0,9 Gramm Marihuana.

So gut wie nichts blieb im Urteil übrig von den massiven Vorwürfen, die die Staatsanwaltschaft dem Altenessener Mirko T. gemacht hatte. Denn die XII. Essener Strafkammer sprach den 37-Jährigen am Freitag von den Vorwürfen der Vergewaltigung, des bewaffneten Drogenhandels und der Drogenabgabe an Minderjährige frei. Lediglich für den Besitz von 0,9 Gramm Marihuana verurteilte sie ihn zu 250 Euro Geldstrafe (25 Tagessätze zu zehn Euro).

Weil Zeuginnen unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehört wurden, fanden auch die Plädoyers nicht öffentlich statt. Staatsanwältin Laura Zdarta hielt die Beweismittel offenbar für überzeugend. Sie hatte fünf Jahre und fünf Monate Haft beantragt. Verteidiger Herbert Lederer hatte dagegen einen Freispruch beantragt.

Strafkammer: Aussagen der Mädchen seien teils unwahr

Ihm folgte die Kammer in weiten Teilen. Dass Mirko T. mit 13 Jahre alten Mädchen Drogen konsumiere und mit ihnen Sex habe? In einem Fall sogar gegen den Willen einer 13-Jährigen? Dazu seien die Aussagen der Mädchen zu widersprüchlich und zum Teil unwahr, gab Richterin Karina Becker die Ansicht der Strafkammer wieder.

Und dass Mirko T. mit den 250 Gramm Amphetamin, die im Kühlschrank seiner Wohnung lagerten, Handel treiben wollte? Auch dafür sah das Gericht keinen Beweis. Es sei nicht zu widerlegen, dass das Rauschgift einem Freund gehört habe, dem er die Wohnung überlassen hatte.

Beschuldigt durch die Söhne seiner Freundin

Angeschuldigt worden war Mirko T. laut Anklage von zwei Söhnen seiner Lebensgefährtin. Sie sollen der Polizei gesagt haben, dass er mit Drogen handele und Sex mit Minderjährigen habe.

Im Prozess wollten sie davon aber nichts mehr wissen. Die Kammer erlebte mal wieder, dass Respekt und Wahrheitsliebe ein Verfahren nicht unbedingt prägen müssen. Zwar äußerte Richterin Becker mehrfach Zweifel an den Aussagen der Zeugen, das änderte aber nichts an deren Verhalten.

Anwältin: "Ich glaube, wir werden hier alle verarscht"

Eine Zeugin, die nicht kommen wollte, sollte vorgeführt werden und hatte sogar mit der Polizei telefoniert. Da teilte sie mit, dass sie nicht kommen werde und ihr als Minderjährige schon nichts passieren werde. "Ich glaube, wir werden hier alle verarscht", entfuhr es einmal spontan Rechtsanwältin Imke Schwerdtfeger, die eines der Mädchen in der Nebenklage vertrat.

Nicht ganz glimpflich ging das Verfahren für die Lebensgefährtin des Angeklagten aus. Nach ihrer Vernehmung wurde sie festgenommen. Denn es gab für sie einen Haftbefehl. Sie soll eine Geldstrafe wegen nicht gezahlter Hundesteuer nicht bezahlt haben. Zwei Prozesstage später war sie wieder da, hatte wohl die 1200 Euro beglichen.

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