Düsseldorf. NRW-Schulministerin Gebauer kündigt “anerkannte Abschlüsse unter fairen Bedingungen an“. Dazu gibt es zahlreiche Veränderungen bei den Prüfungen.
- Das Schuljahr 2020/21 soll trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie voll gezählt werden.
- NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kündigte an, Schulabschlüsse sollen "fair und gerecht sein, auch in Pandemie-Zeiten".
- Änderungen gibt es dazu sowohl beim Abitur, als auch bei den zentralen Prüfungen in Klasse 10. Schülerinnen und Schüler können auch "sitzen bleiben".
- Update, 2. März: Schulministerin Yvonne Gebauer will einem Bericht zufolge weitere Schüler in NRW noch im März zurück in die Schulen holen - unabhängig von der Wocheninzidenz.
Das aktuelle Schuljahr in NRW soll trotz des Ausfalls von Präsenzunterricht voll gewertet und gezählt werden. Das teilte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch mit. Auch Versetzungsentscheidungen sollen am Ende des Schuljahrs getroffen werden, sagte die Ministerin. Schülerinnen und Schüler, die sich in Folge der Pandemie in ihren schulischen Leistungen entsprechend verschlechtert haben, könnten in diesem Schuljahr deshalb eine Klasse wiederholen müssen. Dies soll jedoch "unbürokratisch" geregelt werden und keinen Einfluss haben auf die rechtlich geregelte "höchste Verweildauer" an einer Schulform.
"Wir tun alles dafür, dass die Schülerinnen und Schüler in NRW das Schuljahr erfolgreich bewältigen können", sagte Gebauer. Ziel seien bei allen Schülerinnen und Schülern der Abgangsjahrgänge "anerkannte Abschlüsse unter farien Bedingungen", erklärte die Ministerin.
Schule in NRW: Kein "Not-Abitur" aber veränderte Prüfungen
Gebauer lehnte Forderungen nach einem "Not-Abitur" ab. Als Begründung nannte Gebauer, dass man bis kurz vor Weihnachten am Präsenzunterricht festgehalten habe und auch jetzt wieder in den Präsenzunterricht eingestiegen sei. Die Abiturprüfungen wurden um eine Woche auf den 12. bis 23. April 2021 verschoben.
Abiturientinnen und Abiturienten sollen wegen der Pandemie unter anderem eine breitere Auswahlmöglich bei Prüfungsaufgaben bekommen, sagte die Schulministerin. Externe Zweitkorrekturen von Abiturarbeiten würden wie bereits im vergangenen Schuljahr entfallen, sagte Gebauer.
Für die zentralen Prüfungen in Klasse 10 ("ZP 10") in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen werden in diesem Schuljahr wieder landeseinheitliche Aufgaben gestellt, sagte Gebauer. Die Rückkehr in den Präsenzunterricht für die Abschlussklassen seit diesem Montag sei „eine angemessene Prüfungsvorbereitung“, erklärte Gebauer.
Abschlussjahrgänge in voller Klassenstärke unterrichten
Seit dem 22. Februar sind mehr als 800.000 Schülerinnen und Schüler in NRW in ihre Klassen zurückgekehrt. Für die Grundschulen ist ein Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzunterricht in halbierten Klassenstärken geplant. Damit kehrt laut NRW-Schulministerin Gebauer zunächst die Hälfte der rund 680.000 Grundschüler in die Klassen zurück.
Die Abschlussjahrgänge mit rund 280.000 Schülern an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien können laut Gebauer auch in voller Klassen- oder Kursstärke unterrichtet werden. Hinzu kommen etwa 220.000 Schüler an Berufskollegs, die meist nur ein oder zwei Tage pro Woche Unterricht haben.
Schulen in NRW: Versetzung, Nachprüfungen, Nachholangebot
Wo bei Schülern die Versetzung gefährdet ist, wolle das Land NRW Nachprüfungsmöglichkeiten erweitern. Zudem gibt es ein Nachholangebot für versetzungsgefährdete Schülerinnen und Schüler in den Sommerferien, für das insgesamt 36 Millionen Euro bereit gestellt würden, teilte die Ministerin mit.
Am Ende der Erprobungsstufe nach Klasse 6 sollen dieses Jahr nach Beratung durch die Schule ausnahmsweise die Eltern entscheiden können, ob ihr Kind eine Ehrenrunde dreht oder die Schulform wechselt. Die Klassenkonferenz soll trotzdem eine Aussage dazu treffen, ob ein Schüler an der gewählten Schulform bleiben kann.
Das für die geplanten Maßnahmen notwendige "Bildungssicherungsgesetz 2021" sei am Dienstag vom NRW-Kabinett gebilligt worden, berichtete Gebauer. Es werde nun bis Ende kommender Woche den Verbänden zur Beratung vorgelegt und soll im Anschluss im Landtag NRW zur Abstimmung gestellt werden.
Corona und Schule in NRW: Wie funktioniert das Wechselmodell?
Unterdessen sind im jetzt wieder gestarteten Präsenzunterricht bis zum 7. März "keinerlei Änderungen" geplant, hatte Gebauer zum Wochenbeginn erklärt. Sollte die landesweite Inzidenz der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen „stabil“ unter 50 sinken, dann werde die Landesregierung über eine Erweiterung des Präsenzunterrichts entscheiden.
Wenn es das Infektionsgeschehen zulasse, sollten dann weitere Jahrgänge in den Präsenzunterricht zurückgeholt werden. „Wir müssen aber stabil unter die 50 kommen.“ (dae/mit dpa)
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