Aus den Niederlanden. Im Vergleich zu Deutschland ist die 3G-Regel in den Niederlanden noch nicht Standard. Und sie ist umstritten. Dennoch werden Rufe nach 2G laut.

Einlass nur mit Nachweis über negativen Test, Impfung oder Genesung? Mit dem auch in Deutschland viel diskutierten Konzept von 3G oder sogar 2G tun sich viele Menschen in den Niederlanden derzeit eher schwer. Das legt eine vom niederländischen Gesundheitsinstitut (RIVM) in Auftrag gegebene Umfrage nahe, die vergangene Woche veröffentlicht wurde.

Demnach unterstützt eine Minderheit von 40 bis 45 Prozent der Befragten Maßnahmen, die die Freiheiten für Ungeimpfte in Bereichen wie Gastronomie, Arbeit und Freizeit einschränkt. Zwischen 25 und 35 Prozent der Befragten sprachen sich unterdessen klar gegen solche Maßnahmen aus. Der Rest gab an, unsicher zu sein.

Niederlande: 3G wird ab 25. September ausgeweitet

Im Vergleich zu Deutschland ist die sogenannte 3G-Regel in den Niederlanden noch nicht umfassend eingeführt, sie gilt derzeit nur für bestimmte Events. Doch die Nachweispflicht über den negativen Test, Impfung oder Genesung wird ab dem 25. September ausgeweitet, unter anderem auf Diskotheken, die dadurch wieder öffnen dürfen, sowie auf Festivals oder die Innengastronomie. Ursprünglich sollte die 3G-Regel auch in der Außengastronomie eingeführt werden. Dieses Vorhaben wurde nach großem Protest der Branche, Politik und Bevölkerung aber wieder verworfen.

Zunehmend in der Diskussion ist jetzt auch das 2G-Modell, das in den Niederlanden eine noch geringere Zustimmung genießt. Angesichts der angespannten Stimmung im Land spricht sich die niederländische Regierung deutlich gegen die Einführung von 2G aus. Gesundheitsminister Hugo de Jonge betonte Medienberichten zufolge noch vergangene Woche, dass es auch weiterhin die Möglichkeit für Ungeimpfte geben werde, per negativem Test an Freizeitmöglichkeiten teilzuhaben.

2G: Furcht vor einer Impfpflicht durch die Hintertür

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Hintergrund ist die Angst vor einer Impfpflicht durch die Hintertür: Durch 2G, so die Argumentation, würde ein zu hoher Druck entstehen, sich Impfen zu lassen, um noch am öffentlichen Leben teilhaben zu können. Dieser käme einer indirekten Impfpflicht gleich.

Bereits die Ankündigung der 3G-Ausweitung hat nach Angaben der Gesundheitsämter zu einem auffallenden Anstieg von Impfterminen geführt, wie Medien berichteten. Das freut viele Befürworterinnen und Befürworter von 3G, während Kritikerinnen und Kritiker sich in ihren Befürchtungen bestätigt fühlen.

Den Eindruck einer impliziten Impfpflicht - in den Niederlanden auch mit „vaccinatiedrang“ umschrieben - möchte die niederländische Regierung offenbar dringend vermeiden. Sie hat seit Beginn der Impfkampagne immer betont, keine Impfpflicht vorgeben zu wollen. Ganz ausschließen kann Gesundheitsminister de Jonge eine Einführung von 2G eigenen Angaben zufolge aber nicht, sollte sich die Coronalage wieder verschlechtern.

3G: Werden die Clubs wieder zu Superspreaderlocations?

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Doch es gibt in den Niederlanden auch Stimmen, die eine 2G-Regelung fordern, etwa aus der linksliberalen Partei D66. Schließlich hätten inzwischen alle Menschen in den Niederlanden ein Impfangebot erhalten können – so der auch aus Deutschland bekannte Tenor. Wer sich immer noch nicht impfen lassen wolle und damit sich und andere gefährde, müsse mit den Konsequenzen leben.

Ein anderes Hauptargument für 2G: Die verfrühten Lockerungen in den Niederlanden hätten bereits im Juni gezeigt, dass negativ Getestete in der Clubs dennoch zu Superspreadern werden können, schreiben Kommentatoren der niederländischen Zeitung NRC Handelsblad.

Die Folgen dieser vierten „Diskowelle“: Nach gut zwei Wochen offener Clubs schnellten die Neuinfektionen rasant in die Höhe und auch der Druck auf die Krankenhäuser erhöhte sich merklich. Von dieser Entwicklung im Sommer hat sich das Land gerade erst erholt. Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen liegt laut Daten der Johns-Hopkins-Universität bei rund 92 (Stand 20. September), die Krankenhausbelegung ist seit einigen Wochen wieder unter die Warnmarke gesunken.