Düsseldorf. Die NRW Hospitalisierungsrate ist ein Richtwert im Kampf gegen die Corona-Pandemie und bekommt mehr Bedeutung. Welche Zahlen sind entscheidend?

Nach der Beratung von Bund und Ländern am 18. November kommt der Hospitalisierungsrate (oder auch Hospitalisierungsinzidenz) eine weitere Bedeutung zu. Dafür werden folgende drei Schwellenwerte geschaffen:

  • ein Wert höher als 3: im Freizeitbereich gilt flächendeckend eine 2G-Regel
  • ein Wert höher als 6: im Freizeitbereich gilt flächendeckend eine 2G-Plus-Regel
  • ein Wert höher als 9: nach Zustimmung der Landtage können auch Kontaktbeschränkungen angeordnet werden

Die NRW Hospitalisierungsrate liegt dem Landeszentrum für Gesundheit zufolge derzeit bei 3,84 (Stand Montag, 29.11.). Die Höchstwerte gibt es derzeit in Sachsen-Anhalt (11,1) und Thüringen (18,21).

Was bei den Beratungen der Landesregierungen mit der Bundesregierung vereinbart wurde, lesen Sie hier: Corona-Gipfel: Alle Ergebnisse, Beschlüsse und neue Regeln.

Die 2G-Regel bedeutet, dass nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu Veranstaltungen bekommen. Die ab dem Wert sechs geltende 2G-Plus-Regel bedeutet, dass Geimpfte und Genesene einen aktuellen negativen Coronatest benötigen, um Zutritt zu bekommen.

Neben den Neuinfektionen, R-Wert, 7-Tages-Inzidenz ist die Hospitalisierungsrate seit September in Nordrhein-Westfalen eine der wichtigsten Kennzahlen im Kampf gegen das Coronavirus. Nötig wurde das, weil immer mehr Menschen in NRW gegen Corona geimpft sind und die 7-Tages-Inzidenz alleine die Lage nicht mehr treffend abbilden könne, begründet man im NRW-Gesundheitsministerium.

Was bedeutet „Hospitalisierung“, gibt es Grenzwerte und hat die 7-Tages-Inzidenz doch noch Bedeutung? Einige Fragen und Antworten:

Welche Indikatoren gibt es bei der „Hospitalisierungsrate“?

In NRW gibt es zwei Hospitalisierungs-Indikatoren: Die Einweisungsmeldungen von Corona-Patienten aus den Krankenhäusern und der Anteil von Patienten mit Covid-19, die auf Intensivstationen behandelt werden.

Was ist die „7-Tage-Hospitalisierung“?

Die Zahl misst, wie viele infizierte Personen je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage in einem Krankenhaus aufgenommen worden sind. Weil dort nur Menschen mit schweren Krankheitsverläufen landen, könne die 7-Tage-Hospitalisierung „einen frühen Hinweis“ geben auf eine drohende Überlastung des Gesundheitssystems, hieß es im September im NRW-Gesundheitsministerium.

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Wer erfasst die Daten zur NRW Hospitalisierungsrate?

Die Zahl der Corona-bedingten Krankenhauseinweisungen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen wird vom Robert Koch-Institut in Berlin erfasst. Diese Werte haben allerdings ein Aktualitätsproblem. Denn zur Berechnung dieser Hospitalisierungsinzidenz wird nicht der Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme bei jedem gemeldeten Fall herangezogen, sondern das Meldedatum des positiven Testergebnisses. Das aber kann abhängig vom Infektionsverlauf von der Einweisung in eine Klinik abweichen.

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Warum wird die 7-Tages-Hospitalisierung nicht nach Stadt und Landkreis erfasst?

Der Wert für die Hospitalisierung ist eine Landes-Inzidenz, keine kommunale. Damit reagiert NRW auf ein Problem, das besonders Städte mit großen Kliniken oder Unikliniken bei kommunalen Werten haben würden: Weil zum Beispiel in den Uni-Kliniken in Essen und Münster zahlreiche Covid-Patienten aus der jeweiligen Region behandelt werden, wäre die Hospitalisierungsinzidenz in diesen Städten überdurchschnittlich hoch.

Symbolbild. Die NRW Hospitalisierungsrate wird für die Bewertung der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie immer wichtiger.
Symbolbild. Die NRW Hospitalisierungsrate wird für die Bewertung der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie immer wichtiger. © dpa | Kay Nietfeld

Wie steht es um die Belegung in den Intensivstationen?

Aus Sicht des NRW-Gesundheitsministerium lässt sich über die zu den Intensivstationen ermittelten Daten eine „sehr aktuelle Einschätzung“ geben zum Verlauf der Pandemie. Nicht nur die Zahl der Patienten „auf intensiv“ wird erfasst, sondern auch ihre Liegezeit und der personelle Aufwand der Behandlung. Auch hier geht es darum, eine Überlastung des Gesundheitssystems rechtzeitig zu verhindern. Sollte sich die Lage dort verschärfen, geben die Daten Aufschluss darüber, wann z.B. Betten-Kapazitäten erweitert werden müssten oder andere Operationen, soweit medizinisch vertretbar, verschoben werden.

Wo kann man die Daten zur Hospitalisierung in NRW finden?

Das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) veröffentlicht online unter anderem Daten zur „Corona-Meldelage“. Jeweils täglich aktualisiert sind dort auch die 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz, der Anteil der Covid-19-Patienten an betreibbaren Intensivbetten und die generelle 7-Tage-Inzidenz für NRW erfasst. Weitere Daten gibt es auch zur Inzidenz verteilt nach Altersgruppen. Details finden sich hier (externer Link).

Hat die 7-Tages-Inzidenz in NRW noch Bedeutung?

Ja, sie bleibt wichtig, sagt das NRW-Gesundheitsministerium. „Anhand der Inzidenz kann die Wirksamkeit von Corona-Schutzmaßnahmen relativ zeitnah abgelesen werden“, teilt das NRW-Gesundheitsministerium mit. Besonders die altersbezogenen Inzidenzen sind laut Ministerium „ein guter Maßstab dafür, in welchem Ausmaß vulnerable Bevölkerungsgruppen durch Corona betroffen sind. Zudem sei die 7-Tages-Inzidenz nach wie vor ein guter Richtwert, in welchem Maß die örtlichen Gesundheitsämter noch die Kontaktnachverfolgung leisten können. Hinzu kommt: die Entwicklung der Inzidenz-Werte gilt als „Früh-Indikator“ für das, was auf die Krankenhäuser im Falle einer anschwellenden Corona-“Welle“ zukommt.

(dae/mein)

Die Zahlen zur aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie in NRW finden Sie hier.