Düsseldorf. In Düsseldorf gibt’s jetzt Mode für den Magen – mit Kinokost hat „Pottkorn“ nichts mehr zu tun. Der Puffmais entpoppt sich in verrückten Sorten.

Noch ’ne Boutique. In der Modestadt Düsseldorf klingt das nicht unbedingt nach dem letzten Schrei. Diese hier ist aber anders: diese hier, sie poppt! Schwarze Wände, schwarze Regale und darin lauter bunte Ware, sogar eine Flasche Korn: Pottkorn. (Korn ist vorn, weil bekanntlich der neue Gin – also absolut up to date). An der einen Seite hängen große Plexiglaszylinder, gefüllt mit verschieden farbigen Kügelchen. Es gibt wohl auch etwas Stylisches zum Anziehen wie Shirts und Cappys, und doch geht es viel mehr um: Mode für den Magen.

In der Düsseldorfer Altstadt hat Europas erste Pottkorn-Boutique eröffnet.

Pottkorn: Das steht für das ziemlich andere Popcorn, mit verrückten Geschmacksnoten, Farben und Formen. Im Angebot: gelbe, rosafarbene oder auch schwarze Snacklecker, die fast an Kohlestücke erinnern, dat is Ruhrpott pur. Sie stehen hier in schicken schwarzen Tüten mit bunter Banderole, die die Geschmacksrichtung verrät: weiße Schokolade-Himbeer, Espresso-Whiskey, Thymian-Pfirsich-Parmesan, BBQ-Grillgemüse, Zuckerherzen-Salzbrezel, Trüffelöl – kurzum, alles außer Rummelgrabschware.

Mit dem kleinen Schwarzen: Mario Grube (44) in der Düsseldorfer Popcorn-Boutique
Mit dem kleinen Schwarzen: Mario Grube (44) in der Düsseldorfer Popcorn-Boutique © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Dazu müssen natürlich die Namen, wie bei jeder angesagten Linie, richtig knallen: Hüftgold, Dröhnung, Aufreißer, Schmatzi für Schatzi oder Rosa Innenfutter. Ein Hauch abgehoben und somit perfekt für die Flughafenstadt Düsseldorf: „Priority Boarding“ – Joghurt, Cranberry, Tonkabohne; passend fürs Handgepäck. Und gut abgestimmt auf die fancy Kaufkraft: Die 80-Gramm-Box kostet 4,50 Euro, die große (150 Gramm) 5,90 Euro.

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Exklusiv, gut und schön, aber ein Popcorn ist ein Popcorn ist ein Popcorn. Oder? In der Boutique von Mario Grube kommt der geschmackvolle Stoff aus französischem Mushroom Mais (genfrei!) auch mal als Schoko- oder Müsliriegel auf den Kaufsteg, oder als unheimliche Zutat für Eis, Kuchen, Praline und sogar in Brotform. Ja, Popcorn im Brot, direkt hergestellt in der Bäckerei Hinkel, die auch in Düsseldorf ansässig ist.

„Wir machen hier ein echtes Lifestyleprodukt. Kein normales Popcorn, das man aus dem Kino so kennt“, sagt Inhaber Mario Grube (44), der sein Start-Up 2017 gründete. Die Kernfrage bleibt natürlich: Schmeckt’s? Das Brot hat eine knackige Kruste, innen ist es weich, fluffig und saftig. Beißt man auf das Pottkorn, das im Teig verteilt ist, breitet sich eine süße Note aus. Fast wie von einer Rosine. Das Baguette soll als kleiner Begleiter zum Grillabend passen.

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In der Auslage liegen Pralinen: braun, blau, rosa, alle Farben. Das Testobjekt glänzt goldig, ist knackig und innen voll Schoko-Popcorn-Creme. Wer hier aber ein ganzes geplopptes Maiskorn erwartet, sucht vergebens. Wie im Schokoriegel ist das Pottkorn geschreddert.

Im Showroom steht eine kleine Kühltruhe. Das Pottkorn-Eis der Modestadt. Food-Designer und Sternekoch Sascha Stemberg aus Velbert hat sich zwei Kreationen einfallen lassen: eine mit Gin Tonic und Limettensorbet, die andere mit Frozen Karamell und Sylter Meersalz. Auf den Eisbecher (4,90 Euro) kommt dann noch ein extra popgecorntes Topping. Das Prinzip Wonder Waffel und Royal Donut. Jeder kann sich seine eigene Süßsoße mit Schokostreuseln zusammenstellen.

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Dreierlei vom Popcorn: der geschredderte Puffmais als gar nicht so geheime Zutat in Form von Brot, Schoko- und Müsliriegel.
Dreierlei vom Popcorn: der geschredderte Puffmais als gar nicht so geheime Zutat in Form von Brot, Schoko- und Müsliriegel. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Ein bisschen tragisch: Mitarbeiterin Julia Ortmann (21) verträgt kein Gluten und muss somit ausgerechnet selbst auf die meisten Produkte verzichten. „Das ist schon verrückt, was es alles aus Popcorn hier gibt. Meine ganze Familie hat sich schon durchprobiert und ich muss dringend meinen Chef überreden, dass er auch glutenfreie Pottkorn-Kreationen erfindet.“

Inhaber Grube denkt groß: „Im Ruhrgebiet kennt uns jetzt jeder. Wir wollen international werden.“ Projektleiterin Stephanie Osterbauer hat einige Fitnessstudios in Wien. „Wenn es hier gut läuft, dann wollen wir auch eine Boutique in der österreichischen Hauptstadt eröffnen“, sagt die 49-Jährige.

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So ein Stückweit Revier poppt dann aber doch noch auf. Nicht nur, dass das Unternehmen seinen Sitz sowie weiterhin die eigene Kaffeerösterei Mahlgrad in Oberhausen behält und die Pralinen von der Manufaktur Ruth aus Bochum stammen – der gebürtige Bottroper Grube will seiner Heimat bald auch die endgültige kulinarisches Referenz erweisen: Pottkorn à la Currywurst.

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