Neustadt. In Schifffahrtskreisen wird schon lange von finanziellen Schwierigkeiten der MS “Deutschland“ gemunkelt. Jetzt ist es offiziell. Die Geschäftsführung hat Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Buchungslage auf dem “Traumschiff“ sei aber gut. Geplante Fahrten finden weiterhin statt.
Die als ZDF-"Traumschiff" bekannte MS "Deutschland" ist in einen finanziellen Schlingerkurs geraten. Die Geschäftsführung der MS "Deutschland"-Beteiligungsgesellschaft stellte am Mittwoch beim Amtsgericht Eutin (Schleswig-Holstein) einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Aktuell belaufen sich die Verbindlichkeiten des "Traumschiffs" auf rund 56 Millionen Euro, davon sind etwa 50 Millionen Euro Anleiheschulden. Auf dem 1998 in Betrieb genommenen Schiff hat das ZDF die Serien "Das Traumschiff" und "Kreuzfahrt ins Glück" gedreht.
Wie die Reederei mitteilte, ist Wolfram Günther von der Restrukturierungsgesellschaft One Share Advisors zum Sachwalter bestellt worden. Günther sagte, er sei optimistisch, die "Deutschland" langfristig wieder in sicheres Fahrwasser zu bringen.
Die Buchungslage für das nächste Jahr ist nach Angaben der Reederei gut. In den Kreuzfahrtriesen mit Platz für mehrere Tausend Passagiere sieht Günther keine Konkurrenz für die "Deutschland" mit knapp 300 Kabinen. "Das Schiff ist nicht im Mainstream angesiedelt, sondern hat ein eigenes Publikum, das die intime Atmosphäre schätzt", sagte er. Die anstehenden Reisen der "Deutschland" sollen jedenfalls wie geplant stattfinden.
Gläubigerversammlung war nicht beschlussfähig
Eine seiner ersten Aufgaben werde es sein, die Finanzierung des anstehenden Werftaufenthaltes zu sichern, damit das Schiff Ende des Jahres auf Weltreise gehen kann, sagte Günther. Die Restrukturierung biete die Chance, die Altschulden loszuwerden und neu durchzustarten, sagte er. Die Gehälter der rund 300 Mitarbeiter an Land und auf See sind bis Ende Januar durch die Arbeitsagentur gesichert.
Das Schiff gehört der MS "Deutschland" Beteiligungsgesellschaft, die durch Mittelstandsanleihen finanziert wird. "Diese Art der Finanzierung war ein Fehler, den wir jetzt korrigieren müssen", sagte Günter der Nachrichtenagentur dpa. "Wir zahlen allein 2,5 bis 3 Millionen Euro Zinsen pro Jahr." Die Anleihen waren 2012 vom vorigen Besitzer des Schiffes, dem Münchner Investor Aurelius ausgegeben worden, um frisches Kapital für das Kreuzfahrtschiff zu beschaffen. Anfang dieses Jahres verkaufte Aurelius die Beteiligungsgesellschaft an die Callista Private Equity.
Am 12. November muss nun die Gläubigerversammlung darüber entscheiden, wie es mit der "Deutschland" weitergeht. Ein erstes Treffen am 8. Oktober war wegen zu geringer Beteiligung nicht beschlussfähig. "Es gibt bereits eine Reihe von Interessenten für eine Beteiligung an dem Schiff. Aber ohne massiven Verzicht auf Seiten der Gläubiger wird es nicht gehen", stellte Günter klar. (dpa)