Toskana. Wer in den Urlaub fährt, kann Papier-Straßenkarten zu Hause lassen. Denn Google hat einige Apps auf dem Markt, die Tipps und Hilfe anbieten. Ob Navigationsgerät, Übersetzer oder Vorschläge für das nächste Restaurant - Google ist auf der Reise durch die Toskana immer mit dabei.

Das war knapp. Italienische Autofahrer nehmen bekanntlich wenig Rücksicht auf Touristinnen, die nicht auf den Straßenverkehr achten. Aber das kommt davon, wenn man den Blick nicht vom Handy-Display lösen kann – auf der Suche nach dem Lokal mit dem schicken Innenhof und dem leckeren, geräucherten Mozzarella.

Fotos des Restaurants liefert Google vorab aufs Handy, ebenso die Erfahrungsberichte anderer Besucher. Das Internet-Unternehmen hat eine ganze Reihe von Apps auf dem Markt, die Tipps und Hilfe auf Reisen versprechen. Vom Navigationsgerät bis zum persönlichen Assistenten, der an wichtige Termine erinnert. Und ein Übersetzer ist auch dabei.

Angekommen. Mozzarella-Bar Obikà, Via dè Tornabuoni 16, Florenz, Italien. Dank Google Maps ohne Stress.

Die nächste Herausforderung lauert auf der Speisekarte

Ohne Straßenkarten auseinander- und mühsam wieder zusammenzufalten. Ohne ratlos in den Straßen Florenz’ zu stehen, die Karte erst in die eine Richtung dann in die andere Richtung zu drehen. Aber auch, ohne ständig von der Karte aufzusehen, um sich zu orientieren – und dabei kleine Gässchen oder andere versteckte Orte abseits des Touristen-Stroms zu entdecken.

„Tipica zuppa toscana di origine contadina con pomodori, pane raffermo e basilico.“ Die nächste Herausforderung lauert auf der Speisekarte. Die gibt es nämlich nur auf Italienisch – eine wunderschöne Sprache, von der ich leider kaum ein Wort verstehe. Handy raus, Foto gemacht und den Übersetzer gefragt: „Typisch toskanische Bauernsuppe mit Tomaten, altem Brot und Basilikum.“ Die Übersetzung sorgt für Klarheit. Das alte Brot für Lacher.

Probieren geht über studieren

Nächster Versuch: „Assaggi (Paestum, Volturno, Affumicata)“. Was hab’ ich da bloß bestellt? Auch Google versagt: „Samplings (Paestum, Volturno, geräuchert)“. Fragen wir also doch den netten Mann am Büfett, der sich am Brot, Olivenöl und an der Salami bedient. Englisch könne er nicht, sagt er lachend. Und so gibt’s zwar keine Übersetzung, man lernt aber auf nette Weise, dass es um die Auswahl verschiedener Mozzarella-Sorten geht. Das Handy wandert zurück in die Tasche, probieren geht über studieren.

Ich hätte Google auch bitten können, die Frage dem Mann laut auf Italienisch vorzulesen, doch das wäre nur halb so nett gewesen. Das heben wir uns lieber für die Eisdiele auf: „Voglio mangiare un gelato.“ Ein einfacher Satz, der auch in jedem Reiseführer steht, zugegeben. Die Verkäuferin freut’s trotzdem und schichtet mit einem besonders netten Lächeln im Gesicht Schokoladen- und Pistazien-Eis ins Hörnchen.

App zeigt minütlich Sehenswürdigkeiten an

Hätten wir Google die Auswahl der Eisdiele überlassen, wären wir wahrscheinlich in der nächst besten gelandet. „Okay Google, wo ist die nächste Eisdiele?“ Gut, dass wir Gabriele treffen. Gabriele ist Koch, in Florenz geboren. Fragen wir ihn einfach mal nach einem Geheimtipp. „Gelateria de Neri“, empfiehlt Gabriele und schließt genüsslich die Augen. Eis wie Nutella, verspricht er. In der Tat: Lecker!

Wie wär’s als Nachtisch mit dem Mittelfinger von Galileo? Der Vorschlag kommt von Google. Die App „Field Trip“ meldet sich, wann immer man sich in der Nähe einer Sehenswürdigkeit befindet. Und das kommt in Florenz nicht selten vor. Und so bimmelt und vibriert es minütlich in meiner Hosentasche. Zu sehen ist der skelettierte Finger des Meisters im Galileo-Museum, nur ein paar Schritte entfernt. Und noch ein paar Schritte weiter: David.

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„Das soll David sein?“ Das Paar steht ratlos vor der nackten Männerskulptur auf der Piazza de la Signoria. Er ist sich sicher: Die Kopie von Michelangelos David. Sie ist skeptisch. Nun stehen sie da, in der italienischen Herbstsonne, in der Hand eine Karte. Ohne Fotos. „David steht doch nicht im Wasser!“ Bevor Streit aufkommt, kann Google helfen: Mit der Handykamera ein Bild gemacht, Google scannt und hat die Antwort: Es ist der Neptunbrunnen. Der schöne Bronze-David steht ein paar Ecken weiter auf dem Piazzale Michelangelo.

Google Apps laufen stets im Hintergrund

So langsam wird es eng. Die Batterie-Anzeige des Handys sinkt und sinkt. Die Google Apps laufen stets im Hintergrund – das frisst Strom. Dabei soll das Navi doch noch den Weg zum Hotel in der Toskana weisen. Glück hat, wer ein mobiles Aufladegerät oder ein Ladekabel fürs Auto dabei hat. Noch mehr Glück hat der, der zusätzlich auch stets Empfang hat. Das ist in der Großstadt Florenz kein Problem. Je ländlicher es wird, desto unsicherer wird allerdings das Netz. Ich mache mir ein bisschen Sorgen.

Hält die Technik? Laut Google-Assistent dauert die Fahrt etwas mehr als eine Stunde, aktuelle Staumeldungen eingerechnet. Und die Akku-Anzeige sinkt weiter – da schwitzt man auch trotz Klimaanlage im Wagen. Dabei könnte die Fahrt so schön sein. Dunkelrot leuchten die Weinberge in der Sonne, hohe Mittelmeer-Zypressen ragen in den blauen Himmel. Die Olivenbäume sind voller Früchte, bald ist schon Erntezeit. Die Zitronenbäume sind frisch abgeerntet, was bleibt, ist ein süß-säuerlicher Duft, der durch das offene Autofenster strömt.

Der Akku reicht. Gerade so eben. Aber es macht nichts, dass das Handy erst mal an die Steckdose muss. So bleibt mehr Muße für ein schönes Glas Chianti, während die Sonne in den Hügeln der Toskana versinkt.