Frankfurt/Main. Taxikunden in Deutschland müssen sich auf höhere Preise einstellen. Erste Aufschläge sind genehmigt. Die Branche begründet das mit dem Mindestlohn - und hofft, dass Kunden nicht zu Konkurrenten wie Uber abwandern. Viele haben auch Angst vor Arbeitslosigkeit und Unternehmenssterben.
Taxifahren in Deutschland wird teils deutlich teurer. "Im Bundesdurchschnitt müssen wir Tariferhöhungen von 25 Prozent beantragen", sagte der Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes (BZP), Michael Müller, am Mittwoch (8. Oktober) in Frankfurt. In einigen Regionen könnten es sogar 50 oder 60 Prozent sein, etwa in Mecklenburg-Vorpommern.
"Wir müssen die 8,50 Euro Mindestlohn realisieren", begründete Müller. Ab 1. Januar 2015 gilt für die bundesweit 200.000 bis 220.000 angestellten Taxifahrer der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Derzeit beträgt der Durchschnittslohn der Fahrer nach Angaben des Verbandes zwischen 6,00 Euro und 6,50 Euro pro Stunde.
20 bis 30 Cent mehr pro Kilometer
Einer Umfrage der "Süddeutschen Zeitung" zufolge haben Verbände der Taxiunternehmen bereits in Hunderten Städten und Landkreisen Tariferhöhungen von bis zu 30 Prozent beantragt. Einige Kommunen haben bereits Erhöhungen beschlossen: In Hamburg beispielsweise müssen Taxi-Kunden seit 1. Oktober durchschnittlich 1,40 Euro pro Fahrt oder 7,8 Prozent mehr zahlen.
Im Landkreis Schwäbisch Hall sollen dem "SZ"-Bericht zufolge die Tarife von November an um durchschnittlich elf Prozent angehoben werden. In Dresden habe der Stadtrat Tariferhöhungen beschlossen, die Mitte Dezember in Kraft treten sollen: Dort sollen die Preise pro gefahrenem Kilometer je nach Zeitpunkt und Länge der Fahrt um 20 bis 30 Cent steigen.
Hohe Arbeitslosigkeit befürchtet
Die von den Taxiverbänden geforderten Preisaufschläge sind nach "SZ"-Recherchen meist deutlich höher: In Hannover und Duisburg wollen die Unternehmer demnach durchschnittlich 25 Prozent mehr. In Stuttgart sollen es 20 Prozent sein, in Bremen 15 und in Delmenhorst 30 Prozent. Genehmigt werden müssen Tariferhöhungen von den jeweils zuständigen Städten beziehungsweise Landkreisen.
Den Verlust von Kunden - etwa an Konkurrenten wie das US-Unternehmen Uber, das über einen Smartphone-Dienst Fahrgäste an private Fahrer vermittelt - befürchtet das Taxigewerbe wegen höherer Fahrpreise zunächst nicht. "Bisher haben Tarifanhebungen nie zu einer Abwanderung von Kunden geführt", sagte Verbandspräsident Müller. "Das waren aber auch nur Erhöhungen von zwei bis drei Prozent. Was bei 25 Prozent passiert, kann niemand abschätzen."
Der Verband befürchtet allerdings weiterhin, dass zum Jahreswechsel 50.000 bis 70.000 Taxifahrer ihren Job verlieren könnten, weil Unternehmen die erhöhten Lohnkosten nicht tragen können. Nach Verbandsangaben gibt es in Deutschland 28.000 Taxiunternehmen mit 58.000 Fahrzeugen. (dpa)