Tel Aviv. Die momentanen Unruhen in Israel bekamen nun auch 2700 Kreuzfahrtpassagiere zu spüren. Als die Aida Diva den Hafen im israelischen Aschdod verließ, fielen Trümmerteile von abgeschossene Raketen auf das Deck des Schiffes. Eine unangenehme Situation für Crew und Passagiere.
Erst knallte es fürchterlich laut. Ein Aufblitzen am nächtlichen Himmel. Dann fielen Metallteile auf das Kreuzfahrtschiff "Aida Diva", das gerade den Hafen im israelischen Aschdod verließ. Wohl Trümmer von abgeschossenen Raketen im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.
"Die Teile waren meist kaum größer als Centstücke und passten zusammengefegt auf eine Müllschippe", erklärt Hansjörg Kunze, Sprecher des Rostocker Kreuzfahrt-Unternehmens Aida Cruises. Das Schiff selbst sei nicht Ziel eines Angriffs gewesen, und niemand an Bord sei verletzt worden, fügt er mit Nachdruck hinzu.
Der Vorfall vom Montag (7. Juli) verlief für die rund 2700 Passagiere und Besatzungsmitglieder der "Aida Diva" glimpflich. Doch machte er ihnen deutlich, dass ihre Fahrt nicht nur durch eine Region mit großer Kulturgeschichte führt. Es ist auch eine Region heftiger Konflikte, oft ausgetragen mit Waffengewalt.
Aufregung an Bord
Kurz nach 20.00 Uhr Ortszeit habe sie die Sirenen im Hafen gehört, berichtete Rieke Petter aus Freiburg, die mit auf der Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer ist. Kurz darauf seien Raketen am Himmel zu sehen gewesen. "Es ist natürlich etwas Beunruhigendes, dass man Zeuge kriegerischer Handlungen geworden ist. Aber ich fühle mich jetzt nicht als Teil dieses Konfliktes. Es ist ja nicht so, dass die Leute aus dem Gazastreifen auf uns gefeuert haben", sagte sie. "Wir waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort."
Zunächst habe niemand richtig gewusst, was passiert und das habe für Aufregung an Bord gesorgt. "Kurz darauf kam aber eine Durchsage vom Kapitän, dass wir außer Gefahr sind. Dass Bomben aus dem Gazastreifen abgefeuert worden sind, auch in Richtung Hafen, die aber abgewehrt worden sind", erzählt Petter.
Aida Cruises habe die politischen und militärischen Auseinandersetzungen im südlichen Mittelmeerraum beständig im Blick und reagiere auf aktuelle Entwicklungen, versichert Kunze. Die Routen würden dann angepasst. So werde Kairo derzeit nicht angelaufen, und auch für das Rote Meer gebe es Einschränkungen.
Ermordung als Auslöser für den Konflikt
Am Dienstag (8. Juli) entschied Aida Cruises, bis auf weiteres keine israelischen Häfen mehr anzufahren. Im Juli und August werde statt Aschdod die griechische Insel Santorin angelaufen. "Das Wohl und die Sicherheit unserer Gäste haben absolute Priorität", sagte Kunze.
Das Auswärtige Amt in Berlin rät von nicht notwendigen Reisen in einem Umkreis von 40 Kilometern zum Gazastreifen ab. In diesem Radius befindet sich auch der Hafen Aschdod.
"Für die kommenden vier Wochen sind keine Anläufe in Aschdod geplant", erklärte Helge Grammerstorf vom Verband der Kreuzfahrtreedereien, Clia Deutschland, in dem alle großen deutschen Veranstalter vertreten sind - darunter Aida Cruises, MSC, Costa, Tui Cruises und Hapag Lloyd Kreuzfahrten. "Die Reedereien werden die Situation vor Ort jedoch in den kommenden Tagen sehr genau im Auge behalten."
Israel und die Hamas beschießen sich seit Tagen gegenseitig mit Raketen und Granaten. Auslöser für die neuen Spannungen waren die Entführung und Ermordung von drei jüdischen Teenagern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. (dpa)