Riga. Lange Jahre gingen dort nur Männer mit Schlapphüten ein und aus. Jetzt ist das frühere KGB-Haus im lettischen Riga erstmals öffentlich zugänglich. Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres sind in dem 1912 fertiggestellten Gebäude sechs Ausstellungen zu sehen, die den Terror zum Thema haben.

Das frühere KGB-Haus in Riga ist nun erstmals öffentlich zugänglich. Vom 1. Mai bis zum 19. Oktober sind dort insgesamt sechs Ausstellungen zu sehen, wie die Stiftung Riga 2014 mitteilt, die das Programm für das Kulturhauptstadtjahr organisiert. Zu den Exponaten, die dort zu sehen sein werden, zählen beispielsweise Zeichnungen deportierter Letten, die während des stalinistischen Terrors in die Sowjetunion verschleppt wurden.

Eine andere Ausstellung erzählt anhand von zehn Objekten vom Zigarettenetui bis zu deutschen Wehrmachtsstiefeln eine "Geschichte von Menschen und Macht". Lettlands Hauptstadt Riga war im Zweiten Weltkrieg nacheinander von der Wehrmacht und der Roten Armee besetzt. Tausende von Letten wurden in dieser Zeit in Lager etwa in Sibirien gebracht, Tausende flohen aus dem Land aus Angst vor Verfolgung und Unterdrückung. An die Emigranten erinnert eine Ausstellung, deren Leitmotiv ein Koffer ist, wie ihn die Flüchtenden nutzten, um das Notwendigste mit ins Ausland zu nehmen.

Besucher haben die Möglichkeit, an einer Führung teilzunehmen, die auf Lettisch, Russisch und Englisch angeboten wird. Eine Ausstellung über die Geschichte des Hauses findet sich im Erdgeschoss. Bei der Führung werden aber auch die Kellerräume, die Verhörzimmer, die Arrestzellen sowie die Treppenhäuser für KGB-Mitarbeiter und Inhaftierte gezeigt. Auch ein Raum, in dem zahlreiche Letten erschossen wurden, ist erhalten geblieben.

Gebäude stammt aus dem Jahr 1912

Das Gebäude selbst stammt schon aus dem Jahr 1912. Der sowjetische Geheimdienst KGB nutzte es den Angaben zufolge bis 1991, dann übernahm es für kurze Zeit die lettische Polizei. Später stand es mehrere Jahre leer. Es steht an der Ecke von Stabu- und Brivibas-Straße, Rigas Vorzeige-Boulevard mit der Milda, Rigas Freiheitsdenkmal samt der gleichnamigen Frauenfigur an der Spitze. Die Ausstellungen während des Kulturhauptstadtjahres sind täglich außer dienstags geöffnet. Der Eintritt beträgt fünf Euro, die Ausstellung im Erdgeschoss ist frei.

Informationen: Rigaer Büro für Tourismusentwicklung, Ratslaukums 1 Riga, LV 1050 Lettland, (Tel.: 00371/67 037 900, E-Mail: info@liveriga.lv, Internet: http://www.riga2014.org) (dpa)

Die ungewöhnlichen Museen Rigas

Riga ist 2014 Europäische Kulturhauptstadt - etliche ungewöhnliche Museen erzählen die Geschichte Lettlands.
Riga ist 2014 Europäische Kulturhauptstadt - etliche ungewöhnliche Museen erzählen die Geschichte Lettlands. © Riga 2014
Zanis Lipke hatte ein Holzhaus auf dem Nachbargrundstück der heutigen Gedenkstätte - in deren unterstem Stockwerk ist die Grube nachgebildet, in der Lipke zahlreiche Juden versteckte und so vor der Ermordung rettete.
Zanis Lipke hatte ein Holzhaus auf dem Nachbargrundstück der heutigen Gedenkstätte - in deren unterstem Stockwerk ist die Grube nachgebildet, in der Lipke zahlreiche Juden versteckte und so vor der Ermordung rettete. © Zanis Lipke Museums
Zanis Lipke zeigte Mut und Fantasie - der Lette rettete zahlreichen Juden während des Zweiten Weltkriegs das Leben.
Zanis Lipke zeigte Mut und Fantasie - der Lette rettete zahlreichen Juden während des Zweiten Weltkriegs das Leben. © Archiv des Zanis Lipke Museums
Maris Gailis auf der hölzernen Terrasse vor dem Zanis Lipke Memorial - das Museum ist eine Initiative des ehemaligen lettischen Ministerpräsidenten.
Maris Gailis auf der hölzernen Terrasse vor dem Zanis Lipke Memorial - das Museum ist eine Initiative des ehemaligen lettischen Ministerpräsidenten. © dpa
Ein Holzhaus im Ghetto-Museum - die Grenze zum jüdischen Ghetto während des Zweiten Weltkriegs war nicht weit entfernt.
Ein Holzhaus im Ghetto-Museum - die Grenze zum jüdischen Ghetto während des Zweiten Weltkriegs war nicht weit entfernt. © dpa
Ein Tisch, ein Stuhl, eine Holztruhe, ein Bett, eine Kommode mit weißem Deckchen - so ähnlich sahen viele Zimmer im Rigaer Ghetto aus.
Ein Tisch, ein Stuhl, eine Holztruhe, ein Bett, eine Kommode mit weißem Deckchen - so ähnlich sahen viele Zimmer im Rigaer Ghetto aus. © dpa
Das Ghetto-Museum gibt es erst seit 2010 - der Weg zu den Museumsgebäuden ist mit Steinen aus dem ehemaligen jüdischen Ghetto gepflastert.
Das Ghetto-Museum gibt es erst seit 2010 - der Weg zu den Museumsgebäuden ist mit Steinen aus dem ehemaligen jüdischen Ghetto gepflastert. © dpa
Das Okkupationsmuseum ist nur ein paar Schritte vom Rathaus entfernt in einem dunklen Klotz untergebracht - es erinnert sowohl an die Zeit der deutschen wie der sowjetischen Besatzung.
Das Okkupationsmuseum ist nur ein paar Schritte vom Rathaus entfernt in einem dunklen Klotz untergebracht - es erinnert sowohl an die Zeit der deutschen wie der sowjetischen Besatzung. © dpa
Mitten in der Altstadt, aber nicht von Touristen überlaufen: Das Barrikadenmuseum widmet sich dem Kampf der Letten um Unabhängigkeit 1990/1991.
Mitten in der Altstadt, aber nicht von Touristen überlaufen: Das Barrikadenmuseum widmet sich dem Kampf der Letten um Unabhängigkeit 1990/1991. © Archiv des Barrikadenmuseums
Das Barrikadenmuseum erinnert an die Ereignisse im Winter 1991 - um sich vor der Kälte zu schützen wärmten sich viele Demonstranten an solchen Lagerfeuern unter freiem Himmel.
Das Barrikadenmuseum erinnert an die Ereignisse im Winter 1991 - um sich vor der Kälte zu schützen wärmten sich viele Demonstranten an solchen Lagerfeuern unter freiem Himmel. © Archiv des Barrikadenmuseums
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