Essen. Mit Anfang 20 entschloss sich Dirk Bleyer mit seiner Kamera zweieinhalb Jahre quer durch Afrika zu ziehen. Heute, mit 49 Jahren, kann der Fotojournalist und Buchautor über seine Abenteuer erzählen. In einem Interview teilt Bleyer seine Erfahrungen und gibt Tipps für Hobbyfotografen.

Nach dem Abitur packte der Heidelberger Dirk Bleyer seinen Rucksack und zog zweieinhalb Jahre quer durch Afrika. Dieser Abenteuertrip veränderte sein ganzes Leben. Wir sprachen mit dem 49-jährigen Fotografen und Reisen-Erzähler.

Herr Bleyer, seit einem Vierteljahrhundert sind Sie mit dem Reisevirus angesteckt. Wie kamen Sie zur Fotografie?

Dirk Bleyer: Mit Anfang 20 hatte ich Lust auf Abenteuer. Ich wollte das Ungewöhnliche erleben, und Afrika schlummerte schon lange in mir: die wilde Tierwelt, die weiten Landschaften und die Vielfältigkeit der Stammesvölker. Erst auf diesem Kontinent habe ich meine Liebe zur Fotografie entdeckt und dadurch gelernt, Details aufzunehmen. Die Lust auf das Andersartige ist geblieben.

Zweieinhalb Jahre Afrika – das hört sich mehr nach Bleiben als Zurückkehren an?

Bleyer: Ja, das stimmt. Ich habe mir während der letzten Jahrzehnte immer wieder Gedanken darüber gemacht, im Ausland zu bleiben. Doch ich bin hier verwurzelt und hätte meine Arbeit in Südafrika oder Neuseeland so nicht umsetzen können. Ein Teil meines Jobs ist ja, das Erlebte aufzuarbeiten und ein breites Publikum damit zu begeistern. Sonst wäre ich nur ein Schwamm, der etwas aufsaugt.

Jahrelang durch Länder und Kulturen reisen. Wie haben Sie sich dadurch verändert?

Bleyer: Reisen bildet. Auf jeden Fall bin ich offener, auch für Wagnisse, und relaxter geworden, wenn gewisse Dinge nicht direkt so funktionieren, wie ich sie gern hätte. Auch bescheidener, seitdem ich gesehen habe, wie andere Menschen leben. Ich schätze nun sehr, was ich habe. Und doch lernt man, neue Grenzen zu setzen, Dinge hinzunehmen: Etwa im Kongo bei den unzähligen Straßensperrungen musst du freundlich und geduldig bleiben, unwissend tun, wenn sie dich alle halbe Stunde anhalten und nach Geld fragen. Auch wenn das 500 Kilometer lang so weiter geht.

Welcher war der prägendste Moment während ihrer letzten Jahre in der Welt?

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Bleyer: Als mich im letzten Jahr meiner Afrika-Reise ein guter Freund im Kongo besuchte, steckte er sich im Dschungel mit Malaria an. Mit einem Lkw machten wir uns auf in Richtung Krankenhaus, das 100 Kilometer entfernt lag. Doch dann blieb der Lkw stecken. Menschen aus dem nächsten Dorf schleppten meinen Freund auf einer Matratze durch den Regenwald. Alle waren ausgepowert, doch dann stimmten sie ein Lied an und gaben sich dadurch gegenseitig Kraft. Mitten in der Dunkelheit des Kongos. Da wusste ich, warum ich reise. Ohne die Hilfe dieser Menschen hätte mein Freund nicht überlebt.

Über 100 Vorträge im Jahr, im Winter sind Sie für Fotoreportagen unterwegs. Wie ist eine Familie mit dem Reisen vereinbar?

Bleyer: Schwierig, doch viele Kollegen haben Familien. Ich habe eine Lebenspartnerin, eine ehemalige Tänzerin, die mit mir reist. Wir haben Gott sei Dank das Privileg, unsere Leidenschaft teilen zu können. Auf Kinder habe ich jedoch verzichtet.

Welche drei Ziele sollte jeder, der gerne auf Reisen geht, unbedingt einmal besucht haben?

Bleyer: Ganz oben auf meiner Liste steht Afrika wegen seiner Nationalparks: Serengeti, Masai Mara, Okavango-Delta. Eine tolle Tierwelt. Himalaya wegen der gewaltigen Berge und Island, weil es total verkannt ist: speiende Vulkane, grün leuchtendes Moos auf den Bergen. Da entsteht gerade ein Land, Erdgeschichte live.

Ein paar Tipps für Hobbyfotografen: Was sollten sie auf Reisen mitnehmen?

Bleyer: Im Gepäck sollte immer auch eine Kamera sein, die gut zu handhaben und nicht zu groß ist. Bilder leben von dem Ungewöhnlichen, der außergewöhnlichen Perspektive, dem plötzlichen Moment.

Ihre Vorträge sind keine einfachen Dia-Vorträge, sondern multimediale Ländershows. Wie fesseln Sie die Zuschauer?

Bleyer: Ich möchte, dass sie das jeweilige Land aus meinen Augen erleben. Ich versuche, Stimmung, Atmosphäre und Menschen rüberzubringen. Es sind Ländererlebnisse.

Wie lange werden Sie reisen?

Bleyer: Ich denke, bis ich eines Tages umfalle. Das Reisen ist der Motor, der mein Leben antreibt.