Dortmund. . Ob Elch oder Braunbär, Elefant oder Löwe - für jedes imposante Tier werden Jagdreisen angeboten. Mit 10.000 Euro und zwei Wochen Zeit kann man sich den eigenen Grizzly-Bettvorleger abschießen. Die Dortmunder Messe Jagd und Hund widmet sich diesem Hobby für solvente Herren.
Wie wäre es denn mit einem Bären, einem Braunbären in Kamtschatka? Alles, was Sie brauchen: satte 10.000 Euro und 14 Tage Urlaub. Ein „traumhaftes Abenteuer“ verspricht der Veranstalter und 95 Prozent Jagderfolg. Geht alles glatt, können Sie sich am Ende der Pirsch mit der Büchse im Arm hinter einem Petz fotografieren lassen, der alle Viere von sich streckt . Nur eins von 1001 Abenteuern , die der Waidmann weltweit erleben kann. Auf der am Sonntag endenden Messe „Jagd und Hund“ füllt das Fernweh die Halle 7. Reisen Sie in fremde Länder, spüren Sie die exotischsten Tiere auf... und töten Sie sie.
Ein bizarres Hobby, sagen die Tierschützer. Ein wunderbares Naturerlebnis, sagen die wohlbetuchten Vagabunden des Waidwerks. Wer als Großstädter ohne Jagdschein an den Ständen der Halle vorbeipirscht, schließt sich zunächst mal uneingeschränkt der ersten Meinung an. Zwar strömen die Stände durchaus einen Hauch von Freiheit und Abenteuer aus, störend wirkt jedoch das Beiwerk. Da gibt es Bären, Wildschweine, Zebras, sogar eine reißzahnfletschende Hyäne, doch sie sind allesamt steif und starr, ausgestopft und glasäugig, tot eben, der Anblick hat was Verstaubtes, was Gestriges und Trauriges.
Auch die Ladys lassen es krachen
Und dazwischen immer wieder diese Fotos und Plakate: Mann um die 50 hinter totem Elch, Mann um die 50 hinter totem Elefanten, totem Nilpferd, Zebra, Leopard, Gepard, Wolf, Wildschwein... Was die ferne Fauna zu bieten hat, es liegt tot vor dem Mann um die 50. Frauen gibt es auch, sie sitzen meist neben dem Herrn mit der Büchse. Doch das täuscht, so ist bei Befragung zu hören, immer öfter lassen es auch die Ladys krachen, offensichtlich tun sie sich nur mit dem Beutefoto schwer.
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„Messeschnäppchen“ werden auch geboten: Sieben Tage Namibia (ohne Flug), Vollpension, inkl. je ein Steinbock, ein Oryx (Antilope) und ein Warzenschwein, rund 2000 Euro. Schnupper-Kurs.. Nach der Jagd winkt Entspannung, im Pool oder der „afrikanischen Sauna“. Noch günstiger die Pirsch im näheren Osteuropa. Für nur 1545 Euro ist der Birkhahn zu haben, dazu ein Auerhahn und ein paar Schnepfen nebenbei.
Was sind das für Leute, die ein Heidengeld für einen finalen Schuss ausgeben. Es sind Leute wie Mike Atig (46) aus Warendorf, der schon mal für 500 Euro einen Springbock in Namibia erlegte, das als tolles Erlebnis empfand und das auch gerne vertritt. „Ich kenne die Kritik der Leute, die meist völlig abgekoppelt von der Natur leben. Jagd ist ein natürlicher Instinkt der Menschen. Ich bin ein Verfechter der waidgerechten Jagd, die auf zwei Prinzipien beruht. Erstens: der perfekte Schuss. Perfekt ist, wenn das Tier den Schuss nicht mehr hört. Zweitens: ein Maximum an Chancen für das Wild. Keine Jagd vom Auto, keine Gatterjagd oder dergleichen.“
Wie war das bei seinem Springbock? „Du bist mehrere Tage in der Natur unterwegs, ein unglaubliches Erlebnis in Namibia, der Blick geht bis zum Horizont, die Ruhe, die Hitze, nur die Jagd. Der Schuss ist dabei der allerkürzeste Moment. Mit Lust am Töten hat das jedenfalls nichts zu tun. Es ist das ganze Erlebnis, das zählt. Und: Ich jage nur für den Bauch. Was geschossen wird, wird auch gegessen.“ Auch der Springbock? „Gegrillt, sehr lecker.“
Kann man Elefanten grillen?
Kann man Elefanten grillen? Da mischt sich Pedri Enslin ein, der in Namibia zwei „Game-Lodges“ betreibt und in Dortmund bewirbt. „Wer einen Elefanten jagen will, kann das bei uns im Land tun. Jedes Jahr werden maximal fünf Exemplare freigegeben. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Deshalb kostet ein Elefant auch 35- bis 40 000 Euro.“ Und das Fleisch? „Kein Problem, da kommen ganz schnell die Leute aus den umliegenden Ortschaften und holen sich das ab. Da verdirbt nichts.“ Und wie schmeckt Elefant? „Geht so. Ziemlich zäh.“
Der Großstädter ohne Jagdschein geht weiter durch Halle 7 und vorbei an den Preislisten. Elch für 22.000 Dollar, Karibu 4000, Gepard 2000 Euro, Zebra 1000. Und dann noch: Giraffe 1850 Euro. Reine Abschussgebühr. Giraffen? Wer schießt denn Giraffen?
Gut 5000 Deutsche reisen jedes Jahr nach Afrika mit der Büchse im Gepäck. Waidmannsheil, aber: Fotoapparat wäre ein guter Kompromiss...