Waitamo. Wer Abenteuer und Adrenalin sucht, ist in den Waitomo Caves auf der neuseeländischen Nordinsel gut aufgehoben. Auf unterirdischen Raftingtouren stürzen Besucher dunkle Wasserfälle hinunter und lassen sich von Abertausenden Glühwürmchen verzaubern.
Wenn in der Finsternis plötzlich die Lichter auftauchen, klein und zahllos wie Sterne am Nachthimmel, dann ist alles vergessen: die Anstrengungen, die Aufregung, die Angst. Sogar die Dunkelheit, die die Gruppe bereits seit zwei Stunden umhüllt, tief unten in der Ruakuri Cave.
Die Höhle gehört zu den Waitomo Caves, einem Labyrinth aus Hohlräumen, Karsttrichtern und Flüssen, das sich rund 200 Kilometer südlich von Auckland unter den grünen Hügeln Neuseelands verzweigt. Über Jahrtausende hinweg haben unterirdische Wasserströme Tunnel und Hohlräume aus dem weichen Kalkgestein gewaschen, die - reich verziert von unzähligen Stalaktiten und Stalagmiten - bis zu 450.000 Besucher im Jahr nach Waitomo locken.
Die meisten davon erkunden die Höhlen auf einem Spaziergang oder per Boot. Doch die neun Besucher, die an diesem Tag Matthew Atkins begleiten, suchen ein Abenteuer. Beim Black Labyrinth, einer unterirdischen Rafting-Tour, geleitet sie der 27-jährige Höhlenführer mehr als drei Stunden lang bis zu 65 Meter tief unter die Erde.
"Wir üben jetzt Limbotanz"
Der Weg dorthin ist glitschig. Auf feuchten Felsen geht es Schritt für Schritt bergab, hinein in die Höhle, die wie ein dunkles Auge aus der Landschaft herausschaut. Die großen Schwimmreifen, die alle unter dem Arm geklemmt halten, machen es schwer, die Balance zu halten. Doch zum Glück schützen Helme vor Zusammenstößen mit dem harten Fels und Tauchanzüge vor der Kälte des Flusses.
Einer nach dem anderen platscht ins Wasser, mit dem Hintern im Reifen wie Käfer auf dem Rücken. Zwei Studentinnen aus Deutschland paddeln hektisch mit Händen und Füßen, um nicht gegen steinerne Hindernisse zu stoßen, die hier und da aus dem Wasser ragen. Die Kopflampen strahlen Lichtkegel an feuchte Wände. Gemächlich treibt die Gruppe vor meterhohen Steinformationen dahin.
Auch interessant
Dann geht es plötzlich schnell, eine leichte Strömung erfasst die Reifen und zieht sie tiefer in die Höhle hinein. Die Gänge werden enger, die Decke rückt näher. "Wir üben jetzt Limbotanz", muntert Atkins seine Schützlinge auf und biegt seinen Oberkörper zurück, so dass er flach mit dem Rücken auf dem Reifen liegt. Dann manövriert er sich in einen schmalen Schacht hinein.
Unzählige Lichter am Höhlenhimmel
Am Ende des Tunnels weitet sich der Raum wieder, die Teilnehmer verschnaufen kurz. Sie laufen ein paar Schritte auf einer trockenen Anhöhe, da hören sie es schon, das Rauschen eines Wasserfalls, der sich drei Meter tief in die Dunkelheit ergießt. "Dort müssen wir jetzt runter", ruft Atkins. "Rückwärts auf mein Kommando!" Eine Übung, die die Gruppe zuvor bei Tageslicht geübt hat, von einem Steg in einen kleinen, eiskalten See hinein. "Nicht nachdenken, einfach springen", ruft der Höhlenführer.
Schwankend treibt die Gruppe weiter, hinein in eine Höhle, die sich hoch wie eine Kathedrale über den Köpfen spannt. "Lampen aus", befiehlt Atkins. Und da sind sie endlich: Die funkelnden Lichter von abertausenden Glowworms, die die Höhlendecken in glitzernde Galaxien verwandeln. Die Gruppe gleitet auf ihren Reifen dahin, staunend in den Höhlenhimmel mit seinen unzähligen Lichtern blickend. Alles andere ist vergessen: die Anstrengungen, die Aufregung, die Angst. Und sogar die Dunkelheit.(dpa)