Essen. Die größte Belohnung für Wanderer ist der häufig atemberaubende Ausblick auf die Natur. Der Autor Uli Auffermann präsentiert exklusiv vier ganz besonders schöne Strecken zwischen Rhein und Weser – mit herrlichen Panoramapunkten, wie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal.

Unbeschreiblich ist das Gefühl, wenn man nach einer längeren Wegstrecke oder einem anstrengenden Anstieg plötzlich einen Ort, eine Stelle erreicht, die den Blick freigibt über das Land. Über endlose Wiesen und Weiden vielleicht, über dunkle Waldflächen – bis zum Horizont und weiter.

Von Rinteln nach Porta Westfalica: Spitzenaussicht am Weserberglandweg

Der „Weserberglandweg“ macht sich von Hannoversch Münden auf, dem Lauf der Weser zu folgen. Dabei bleibt er nicht etwa im Tal, sondern nutzt die vielen Höhenzüge, die das Weserbergland bilden, um hinüber nach Porta Westfalica zu leiten. Klar, dass es unterwegs immer wieder wunderbare Aussichten gibt. Aber klar ist auch, dass es reichlich Höhenmeter zu überwinden gilt, und das überwiegend in herrlichem Wald.

Wir schließen uns im Fachwerkstädtchen Rinteln, wo weithin sichtbar Burg Schaumburg auf dem Nesselberg wacht, dem „Weserberglandweg“ für rund 18 Kilometer an und werden spätestens bei Porta Westfalica durch zwei fantastische Panoramaausblicke für die kleine Anstrengung belohnt. Dort, im Durchbruchstal der Weser, ist die „Porta Kanzel“ ein ganz besonderer Höhepunkt: Denn sie erlaubt einen tollen Blick auf die andere Seite der Weser und zum gewaltigen Kaiser-Wilhelm-Denkmal, dem Wahrzeichen Porta Westfalicas schlechthin und darüber hinaus selbst ein toller Aussichtspunkt.

Burg Nideggen und Rurstausee: Vom Sandstein zur „Schönen Aussicht“

Burg Nideggen thront hoch oben auf den markanten Buntsandsteinfelsen, die steil aus dem idyllischen Rurtal aufragen. Sie sind die Wahrzeichen der am Rand des Nationalparks Eifel auf einer Bergkuppe liegenden kleinen Stadt gleichen Namens. In Nideggen beginnt auch die ausgedehnte, höhenmeterreiche Wanderung durch die zauberhafte Landschaft der Rur-Eifel. Sie führt uns in beschauliche Fluss- und Bachtäler, aber ebenso zu wunderbaren Aussichtsstellen, mal mit Blick über das Rurtal zur Burg, mal hinunter zur romantischen Rurtalsperre.

Gleich zu Beginn wartet die Runde übrigens mit einem spannenden Highlight auf, denn ein aussichtsreicher, schmaler Felspfad zieht sich hoch über dem Tal um den Sockel von Burg Nideggen herum. Von dort oben kann man bereits einige markante Punkte des Weiterwegs ausmachen: das idyllische Rurtal tief unten oder auch gegenüber oberhalb des Örtchens Zerkall, den markanten Berg mit dem Aussichtsturm, der bestiegen werden will.

Mit dem Rheinsteig zum Drachenfels: Durch das Siebengebirge

Bis nach Bonn, der ehemaligen Bundeshauptstadt, ziehen die Hügel und Hochplateaus des Rheinischen Schiefergebirges hinüber zum vielleicht schönsten Teil – dem Siebengebirge. Viel Aussicht ist immer dabei. Etwa 40 aus vulkanischem Gestein aufgeworfene Kegel reihen sich hier aneinander – einer davon ist der berühmte Drachenfels. Und genau dorthin bringt uns der „Rheinsteig“ von Bad Honnef aus. Wunderschön verläuft der Weg mit viel Auf und Ab über die bewaldeten Höhen des Siebengebirges, das seit 1922 unter Naturschutz steht, schon seit 1958 Naturpark ist und mit immer wieder tollen Aussichten über das Tal hinweg zur anderen Rheinseite erfreut.

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Haben wir erst die Ruine der Burg Drachenfels in 320 Metern Höhe erreicht, tut sich ein wohl unvergesslicher Blick über den Rhein auf. Zum Schluss erwartet uns das beschauliche Königswinter mit seinem beinahe mediterranen Charme. Eines sollte man dann zum Abschluss des Tages dort in jedem Falle tun: Bei einem Glas köstlichen Wein entspannt aufs Wasser des Rheins schauen, wie er in einer großen, zeitlosen Bewegung stetig seinen Lauf nimmt.

Hengsteysee und Hohensyburg: Vom Ruhrstausee zur tollen Aussicht

Eine Wanderung mit viel Flair von alter Ruhrgebietskultur, aber ebenso viel herrlicher Natur führt uns vom Hengsteysee hinauf zur Hohensyburg, zwei klassischen Ausflugszielen, die mit Schiffsrundfahrten, Kaiser-Wilhelm-Denkmal, gediegener Gastronomie und der Spielbank die Ausflügler seit Generationen locken. Von der Burgruine der Hohensyburg bietet sich zudem ein atemberaubender Ausblick hinüber zum nahen Sauerland, hinunter zur Ruhr mit der Lennemündung und dem Hengsteysee direkt zu Füßen der steil abfallenden Hänge des Ardeygebirges, aber auch über den Ballungsraum Hagen hinweg – kontrastreich eben, wie es typisch fürs Revier ist.

Wir wandern hier auf schmalen, steilen Pfaden durch die alten Ruhrwälder, erreichen Felskanzeln, die unvermittelt einen herrlichen Blick bescheren und eine Verschnaufpause ermöglichen, und flanieren am Ufer des Sees entlang, an dem man spannende Industriekultur entdecken kann.