Aschau. In den Ferien Englisch pauken? Für viele Schüler kommt das kaum in Betracht. In Sprachcamps geht es jedoch weniger ums Vokabellernen als vielmehr ums Englischsprechen in Alltagssituationen. “Learning by speaking“, so die Idee. Und der Spaß kommt natürlich auch nicht zu kurz.

"Lasst uns ein paar Fragen üben", sagt Astrid aus Südafrika auf Englisch. Die zierliche Frau sitzt mit acht Jugendlichen im Kreis. Die Fenster in dem hellen Gruppenraum sind weit geöffnet. Draußen zwitschern die Vögel.

Die Kinder schauen nach draußen auf die mächtige Kampenwand. "Könnt ihr mir ein Fragewort sagen?", fragt Astrid. Lisa sagt "why", Louis "where" und Jan "how". Dann bilden die Schüler Fragesätze. "You can do it, your English is good", ermuntert Astrid einen schüchternen Jungen. Im Sprachcamp in Aschau im bayerischen Chiemgau lernen Kinder Englisch und machen zugleich Ferien.

Vormittags gibt es drei Unterrichtsstunden, in denen die Campteilnehmer mit Muttersprachlern ein Tagebuch schreiben, eine Campzeitschrift entwerfen, Grammatik lernen und vor allem Sprechen üben. "Learning by speaking", so die Idee.

Nach dem Unterricht stehen Aktivitäten auf dem Programm

Die Kinder in Aschau sind in vier Gruppen eingeteilt – je nach Kenntnisstand und Alter. Lehrer Allen übt gerade mit 13- und 14-Jährigen, wann im Englischen "much" und wann "many" eingesetzt wird. Im Nachbarzimmer steht Landeskunde auf dem Programm – natürlich auf Englisch. Wo liegt Südafrika? Wer ist Nelson Mandela? Was gibt es dort für Tiere? "Lions", "elephants", "buffalos", rufen die Jungen und Mädchen. "Die Kinder sprechen nach einer Woche definitiv besser Englisch", sagt David. "Das wird sich aber nicht immer an den Noten in der Schule zeigen, denn in der Schule zählen schriftliche Leistungen oft deutlich mehr als mündliche."

Auch interessant

Nachmittags, nach dem Unterricht, stehen Aktivitäten wie Bogenschießen, Volleyball, Fußball und T-Shirt-Design sowie Ausflüge auf dem Programm. Die englischsprachigen Betreuer fahren mit der Gruppe zum Beispiel auf die Kampenwand und ins Schwimmbad, und – die Kinder bemerken es kaum – das Englischlernen geht in der Freizeit weiter. Denn die Lehrer sprechen nur Englisch mit den Kindern. "What time does the activity start?", fragt ein Zwölfjähriger im Vorbeilaufen. "At two o'clock", ruft ihm David aus Schottland hinterher.

"Will you come again next year?"

"Die Kinder tauchen hier wirklich in die Sprache ein. Gestern waren wir auf der Kampenwand, und ein Junge fand sein Ticket für die Gondel nicht", erzählt der Campleiter, der seit Jahren in Berlin lebt. "Ohne nachzudenken, sagte der Junge zu dem bayerischen Liftmitarbeiter: "I don't find my ticket.""

Nach einer Woche holen die Eltern ihre Kinder wieder ab. Müde sehen sie aus – schließlich haben sie nicht nur gelernt, sondern in der Freizeit auch viel Sport gemacht und oft bis spät abends mit ihren Zimmergenossen gespielt und gequatscht. "Will you come again next year?", fragt David einen Jungen. "Yes, why not!", ruft der lachend und winkt seinen Lehrern zum Abschied noch einmal zu. (dpa)