Bonn. Seit Anfang des Jahres dürfen Fernbusse in Deutschland fahren. Der Fernbusmarkt ist durch die deutlich günstigeren Preise bereits umkämpft. Nun wollen auch ADAC und Post Reisende mit ihrem Postbus anlocken. Doch die Konkurrenz ist groß.
ADAC und Deutsche Post wollen auf dem neuen und hartumkämpften deutschen Fernbusmarkt zum Big Player werden. Die Preise für den Postbus liegen nach Angaben der beiden Partner meist deutlich - etwa rund 60 Prozent - unter denen für entsprechende Bahnfahrten.
Aber in der Regel sind Postbus-Tickets teurer als bei der Fernbus-Konkurrenz, wie ADAC-Präsident Peter Meyer am Mittwoch (9. Oktober) in Bonn sagte. "Qualität kostet Geld." Eine einfache Fahrt von München nach Stuttgart gibt es ab 11 Euro, die Strecke Frankfurt/Main - Dortmund ab 18 Euro, Köln - Berlin ab 28 Euro.
Der ADAC Postbus soll vom 1. November an auf zunächst fünf Strecken und zwischen 24 Städten rollen. Zu den ersten Strecken gehören Köln - Frankfurt/Main - München sowie Verbindungen etwa zwischen Bremen, Hamburg, Berlin, Köln, Dortmund, Hannover, Berlin und Leipzig. Das Netz soll bis Frühjahr 2014 weiter ausgebaut werden, dann sollen 30 Städte angebunden sein. Über eine weitere Ausweitung soll im Sommer 2014 entschieden werden.
Angebot des Fernbusmarkts rasant erweitert
Seit Öffnung des Fernbusmarkts und dem Fall des Bahnmonopols in Deutschland Anfang 2013 hat sich das Angebot bei hoher Nachfrage rasant erweitert. Inzwischen gibt es nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) rund 170 Fernbusverbindungen.
In einer ersten Bilanz berichtete das Unternehmen Mein Fernbus über ein kontinuierliches Kundenwachstum. Mit 38 Linien und 127 Haltestellen in 119 Städten, bereits mehr als 1,8 Millionen beförderten Passagieren und bei einem Marktanteil von mehr als einem Drittel sei das Unternehmen jetzt der Marktführer.
Neben vielen neu gegründeten Unternehmen sind etwa auch die Deutsche Bahn, die Deutsche Touring/Eurolines oder auch Aldi Fernbus unterwegs. Vor allem kleinere Unternehmen fürchten, dass die finanzstarke ADAC-Post-Kooperation mit "Kampfpreisen" versuchen werde, unliebsame Konkurrenten aus dem Markt zu drängen.
Städte vom Wachstum überrascht
Bei ihrem Angebot arbeiten ADAC und Post mit erfahrenen mittelständischen Busgesellschaften zusammen, die als Subunternehmen auch die Busfahrer stellen. "Wir freuen uns, wenn der Mittelstand zu fairen Bedingungen in das Geschäftsmodell von Post und ADAC einbezogen ist", kommentierte bdo-Sprecher Matthias Schröter.
Vielerorts fehlt es noch an geeigneten Busstationen. Viele Städte wurden offenbar von dem rasanten Wachstum überrascht. Hier müsse dringend was für die Infrastruktur getan werden, betonte Post-Vorstand Jürgen Gerdes.
ADAC und Post wollen mit gutem Ruf punkten
Beim Kunden wollen ADAC und Post mit ihren bekannten Marken und einem gutem Ruf punkten, wie Gerdes betonte. "Unsere Busfahrer sind Aushängeschilder in der Tradition der Gelben Engel und Postboten", warb Gerdes. ADAC und Post setzen vor allem auf Qualität. Dazu zählten komfortable Sitzabstände, kostenfreier Internet-Zugang (WLAN) und Steckdose an jeder Reihe, Audio- und Videoangebote an jedem Sitz, Mittransport von Fahrrädern und Sitzplatzreservierung sowie Getränke und Snacks an Bord.
Der ADAC-Postbus biete "eine attraktive und unkomplizierte Alternative zu Bahn, Flugzeug und Pkw", sagte Meyer. Wegen des besonderen Komforts werde er nicht "das billigste, aber das beste" Angebot sein. ADAC-Mitglieder erhalten einige Vorteile wie kostenlose Platzreservierung oder kostenlosen Transport eines zweiten Gepäckstückes.(dpa)