Sintra. In Sintra, keine 30 Kilometer westlich von Lissabon gelegen, hatten die portugiesischen Könige einst ihre Sommerresidenz. Der Palast wirkt, als ob die Monarchen noch immer dort lebten. Mit seinem bizarr-bunten Inneren erinnert er so manchen Besucher an Neuschwanstein.

Der deutsche Reiseleiter preist das Ausflugsziel als "Neuschwanstein von Portugal" an, den verspielten, bizarr-bunten Palast von Pena, die einstige Sommerresidenz der Könige. Ein portugiesischer Besucher knurrt ärgerlich: "Blödsinn, als der Bayer den Auftrag gab, lebten hier längst unsere Monarchen." Die historischen Fakten geben ihm recht: Pena war 1854 fertig, mit dem Alpenschloss wurde 1869 erst begonnen.

Der Palácio da Pena gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Portugals und ist mit seinem märchenhaften Äußeren die Attraktion im Sintra-Gebirge rund 30 Kilometer nordwestlich von Lissabon. Der bis zu 529 Meter emporragende Höhenzug – die Römer nannten ihn "Berg des Mondes" - erstreckt sich bis zum Atlantik und hat seinen Ausläufer am Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt Europas.

Reiche Vegetation an der Atlantikküste

Im Gegensatz zur stickigen Luft in Lissabon verwöhnt Sintra mit einem angenehmen Klima, ein Grund, weshalb die Könige hier ihre Sommerresidenz errichteten. Im Frühjahr und im Herbst kann es allerdings heftig regnen – gut für die reiche Vegetation, die durch die Lage vor winterlicher Kälte verschont bleibt.

Um den schönsten Ausblick über Sintra und das Gebirge hin bis zum Atlantik genießen zu können, heißt es zunächst schwitzen. Busse und Autos dürfen nur bis zum Eingang fahren, dann führt ein steiler gepflasterter Weg zum Castelo dos Mouros, der im 8. Jahrhundert errichteten Maurenburg, die erst 1147 von den Portugiesen erobert werden konnte. Es ist eine gut erhaltene Ruine, deren von Zinnen bewehrte Mauern man betreten kann – Schwindelfreiheit vorausgesetzt.

Sintra - feudal, historisch, großzügig

Feudal, historisch, großzügig: Der Palácio da Pena gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Portugals.
Feudal, historisch, großzügig: Der Palácio da Pena gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Portugals. © Parques de Sintra Monte da Luca/Emigus
Mystischer Anblick verwitterter Mauern: Erst 1147 wurde das Castelo dos Mouros von den Portugiesen erobert.
Mystischer Anblick verwitterter Mauern: Erst 1147 wurde das Castelo dos Mouros von den Portugiesen erobert. © Parques de Sintra Monte da Luca/Emigus
Von Zinnen bewehrt: Das Castelo dos Mouros trohnt über Sintra. Bei klarem Wetter ein imposanter Anblick.
Von Zinnen bewehrt: Das Castelo dos Mouros trohnt über Sintra. Bei klarem Wetter ein imposanter Anblick. © Horst Heinz Grimm
Ein Hauch von chinesischer Mauer, tatsächllich aber Erbe der Araber: Den schönster Ausblick über Sintra und das Gebirge haben Besucher von der Maurenburg.
Ein Hauch von chinesischer Mauer, tatsächllich aber Erbe der Araber: Den schönster Ausblick über Sintra und das Gebirge haben Besucher von der Maurenburg. © Camara Municipal de Sintra
Wie aus dem Märchen: Im Palast Quinta da Regaleira residiert heute die regionale Kulturstiftung.
Wie aus dem Märchen: Im Palast Quinta da Regaleira residiert heute die regionale Kulturstiftung. © Fundacao CulturSintra
Verwunschenes Schloss: In einem außergewöhnlich schönen Garten mit üppiger Vegetation liegt der Palast Quinta da Regaleira.
Verwunschenes Schloss: In einem außergewöhnlich schönen Garten mit üppiger Vegetation liegt der Palast Quinta da Regaleira. © Fundacao CulturSintra
Mittelalterliche Dunstabzugshaube: Die beiden 33 Meter hohen konischen Schornsteine stehen direkt über der Schlossküche des Stadtpalastes von Sintra.
Mittelalterliche Dunstabzugshaube: Die beiden 33 Meter hohen konischen Schornsteine stehen direkt über der Schlossküche des Stadtpalastes von Sintra. © Horst Heinz Grimm
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Bei einem Tagesausflug lässt sich die portugiesische Perle Sintra selbst im Eiltempo kaum erkunden, einen Besuch sollte man mit mindestens zwei Tagen ein planen. Die Fahrt durch die Berglandschaft führt an zahlreichen sehenswerten Villen vorbei, die sich der Adel im 19. Jahrhundert bauen ließ. In einem außergewöhnlich schönen Garten mit üppiger Vegetation liegt der Palast Quinta da Regaleira, ein verwunschen wirkendes Schloss, in dem heute die regionale Kulturstiftung residiert.

Pena-Nationalpalast ist der Stolz vieler Portugiesen

Architektonisches Schmuckstück und Stolz vieler Portugiesen aber ist der Pena-Nationalpalast, seit 1995 Unesco-Welterbe - wie die ganze Gegend. Entsprechend dem romantischen Zeitgeist mixte der deutsche Architekt Baron Ludwig von Eschwege im Auftrag des deutschstämmigen Prinzgemahls Fernando II. mittelalterliche und exotische Baustile zu einer burgähnlichen Anlage an einem Ort, an dem ein mittelalterliches Kloster gestanden hatte.

In den königlichen Gemächern scheint noch immer ein Monarch zu leben, das ursprüngliche Mobiliar blieb erhalten. Doch Portugal ist seit 1910 Republik, und der Palast steht Besuchern offen, die staunend angesichts des überschwänglichen Luxus durch die Räumlichkeiten streifen. (dpa/tmn)