Essen. . Sie suchen eine günstige Möglichkeit, von einer Ecke Deutschlands in die andere zu kommen? Oder wollen Ihr Auto besser auslasten? Mitfahrgelegenheiten: Renaissance einer alten Idee.

In mancher Hinsicht gibt es tatsächlich Fortschritt. So wird die Fortbewegung einfacher, bequemer und flexibler – ein Beispiel ist die Renaissance der Dienste, die die gemeinsame Autonutzung zwischen Fahrern und Mitfahrern vermitteln. Was früher oft ein Abenteuer war, ist mittlerweile ein verlässliches Reisegeschäft, koordiniert über das Internet. Erlebnisse wie diese gab es früher häufiger: Der Fahrer des Wagens, in den man kürzlich eingestiegen ist, fährt auf der Autobahn 160 Stundenkilometer mit viel zu geringem Abstand zum Vordermann. Gleichzeitig versucht er, mit einer Hand das Radio zu reparieren. Nach der trotzdem gesunden Ankunft schickt man erst einmal ein Dankesgebet gen Himmel.

Fahrer und Mitfahrer bewerten sich im Internet

Wer will, kann solche Situationen beim modernen Mitfahren weitgehend vermeiden. Der Grund: Fahrer und Mitfahrer bewerten sich gegenseitig auf der Internetseite des jeweiligen Anbieters, so dass alle potenziellen Kunden diese Einschätzungen lesen können. Wer beispielsweise einen rüpelhaften Fahrstil pflegt, wird wenige Mitfahrer finden.

Die Anbieter im Internet

mitfahrgelegenheit.de: Die Firma mit Sitz in München hat nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Mitglieder und bietet ständig mehrere hunderttausend Plätze an.

Blablacar.de: Die Firma aus Hamburg verzeichnet drei Millionen Mitglieder in zehn Ländern. Für ihre Bewertungen wird auch die Gesprächsfreudigkeit der Reisenden abgefragt.

Bessermitfahren.de: Die Seite ist erst im April an den Start gegangen. Die Macher aus Berlin erheben den Anspruch, nicht kommerziell, sondern gemeinnützig zu arbeiten.

Weitere Anbieter sind fahrgemeinschaft.de, flinc.org, drive2day.de

Moderne Mitfahrzentralen funktionieren grundsätzlich so: Auf der Internetseite eines Anbieters gibt man Start und Ziel der gewünschten Fahrt ein. Es lassen sich sowohl freie Plätze in Autos suchen, als auch anbieten. Die Seite stellt den Kontakt zwischen Fahrern und Mitfahrern her, wickelt die Zahlung des Fahrpreises ab und präsentiert die Bewertungen. Autobesitzer und Pas­sagiere vereinbaren selbst, wo sie sich treffen.

Düsseldorf - München: 35 Euro

Die Kostenbeteiligung ist in der Regel verhandelbar, doch geben die Seiten meist eine Orientierung für einen fairen Preis. Für die Strecke von Düsseldorf nach München kann dieser bei 35 Euro liegen, Dortmund – Frankfurt am Main kostet etwa 20 Euro. Zum Vergleich: Im ersten Fall schlägt das Busticket in der Regel mit mehr als 30 Euro zu Buche, bei der zweiten Fahrt mit etwa 15 Euro. Das ist zwar noch etwas günstiger, aber der Bus ist meist deutlich langsamer unterwegs als das Auto. Die Bahn ist viel teurer, selbst mit Ermäßigungen.

Wer als Mitfahrer einen Platz im Auto bucht, hat gute Aussichten, ei­ne günstige Reisevariante zu wählen. Besitzer eines Fahrzeuges können einen Teil der Fahrtkosten wieder hereinholen, indem sie Plätze vermieten. Teilnehmer sollten sich informieren, wie es mit den Vermittlungsgebühren aussieht. Manche Anbieter werben außerdem mit Kostenfreiheit für die Mitfahrer, in einigen Fällen müssen aber die Fahrer nicht unerhebliche Gebühren zahlen.

Man lernt viele Menschen kennen

Neben dem Preis liegt der Vorteil dieser Art des Reisens in der Gelegenheit, andere Menschen kennenzulernen. Auf mehrstündigen Fahrten können sich erstaunliche Einblicke auftun. Vielleicht stellt man aber auch fest, dieser oder jener Person nicht noch einmal begegnen zu wollen. Umweltschützer betonen die positive ökologische Wirkung: „Wenn die Autos schon fahren, ist es besser, sie stärker auszulasten“, sagt Anja Smetanin vom Verkehrsclub Deutschland.

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Ein wichtiger Nachteil ist dagegen sicher die Gefahr, an einem der bekannten Autobahnkreuze stundenlang im Stau zu stehen – was bei Busfahrten allerdings auch passieren kann. Und trotz der Bewertungsfunktion besteht für Mitfahrer das Risiko, an illegale Kleinbusunternehmen mit klapprigen Fahrzeugen zu geraten, anstatt von vertrauenswürdigen Fahrern mitgenommen zu werden.

Über die Versicherung beim Mitfahren muss man sich freilich keine Sorgen machen. Die normale Haftpflicht, die für jeden Pkw in Deutschland abgeschlossen werden muss, gilt auch für Mitfahrgelegenheiten. Manche der Vermittlungsdienste bieten mittlerweile zusätzlichen Service. Nicht nur Mitfahrten im Auto werden koordiniert, sondern auch Bus-, Bahn- und Flugtickets als Alternative oder Ergänzung angeboten.