Auswärtiges Amt mahnt Ägypten-Urlauber zu Vorsicht
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Frankfurt. Die Auswirkungen auf die Touristengebiete seien nicht absehbar: Das Auswärtige Amt mahnt Ägypten-Touristen zur Vorsicht und rät von Abstechern in die Hochburgen der Proteste ab. Menschenrechtler hoffen unterdessen auf einen “echten Neuanfang“, fürchten aber gleichzeitig eine “Talibanisierung“.
Das Auswärtige Amt wird in seiner Einschätzung der Lage im krisengeschüttelten Ägypten immer vorsichtiger: Erstmals forderte das Ministeriums die Urlauber in den Badeorten am Roten Meer zu erhöhter Wachsamkeit auf. Reisen an Küstenorte wie Hurghada oder Scharm-el-Scheich seien zwar nach wie vor unbedenklich, doch seien die Auswirkungen der Unruhen im restlichen Ägypten auf die Touristengebiete nicht absehbar, teilte das Auswärtige Amt am Dienstagnachmittag mit. "Reisende werden daher gebeten, besondere Vorsicht walten zu lassen und die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen."
Von Abstechern in den Rest des Landes rät das Ministerium weiterhin dringend ab. Lediglich der Kairoer Flughafen gilt als sicher. Der Reisemarktführer TUI hat nach früheren Angaben 5000 Gäste aus Deutschland am Roten Meer untergebracht. Eine Stellungnahme war von dem Unternehmen unmittelbar nicht zu erhalten. Ägypten zählt zu den Top Ten der beliebtesten Reiseziele der Deutschen.
Die ägyptische Armee hatte den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi vor einer Woche gestürzt und versucht, eine Übergangsregierung einzusetzen. Das scheitete jedoch am Widerstand einer radikal-islamistischen Partei. Das Land rutschte in eine von gewaltsamen Auseinandersetzungen begleitete Staatskrise ab. Ein neuer Kompromisskandidat für das Amt des Regierungschef sowie Neuwahlen in einem halben Jahr sollen die Wende bringen. Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen Ägyptens.
Menschenrechtler warnen vor "Talibanisierung"
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat vor einer "Talibanisierung" Ägyptens gewarnt, sollte dort die Einigung der Gesellschaft scheitern. Schon jetzt litten vor allem christliche Minderheiten unter islamistischer Gewalt, sagte der Vorstandssprecher der IGFM, Martin Lessenthin, am Dienstag in Köln. Der Hass gelte dabei längst nicht nur Christen, die sich an den Demonstrationen gegen den gewählten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi beteiligt hätten.
Ohne eine pluralistische Demokratie seien für Ägypten ähnliche Verhältnisse zu befürchten wie in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban, sagte Lessenthin. Dort hatten Islamisten vor 2001 Dieben die Hände abgehackt, Ehebrecher gesteinigt und Mädchen am Schulbesuch gehindert.
Machtkampf in Ägypten
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"Chance zu echtem Neuanfang" in Ägypten
Der IGFM-Sprecher bezeichnete den Empfang des damaligen Präsidenten Mursi als Staatsgast Ende Januar in Berlin als "Schlag ins Gesicht der Demokratie in Ägypten". Nach der Absetzung Mursis durch das Militär bestehe nun die "Chance zu einem echten Neuanfang", der auch Minderheiten mit einschließen könne.
Lessenthin appellierte an die Bundesregierung, Ägyten nun "konsequent auf seinem Weg zur Demokratie zu begleiten". Eine Versöhnung der verfeindeten Gruppen sei zwar schwierig, doch für eine friedliche Zukunft essenziell. Ziel müssten freie Wahlen unter Beobachtung der Vereinten Nationen sein.
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