Essen. Das Ruhrmuseum in Essen unterstreicht mit einer hochkarätigen Vortragsreihe die architektonische und historische Bedeutung der Siedlung Margarethenhöhe - und will damit den Boden bereiten für höhere Weihen: für einen Eintrag als weiteres Weltkulturerbe in der Stadt.
Ausgerechnet in Essen die Margarethenhöhe zu würdigen heißt Eulen nach Athen tragen - so könnte man jedenfalls meinen. Theo Grütter, der Direktor des Ruhr Museums, ist sich da aber nicht so sicher. „Die architektonische und historische Bedeutung dieses Denkmals ist viel zu wenig bekannt, und das gilt auch für Essen und vielleicht sogar für die Margarethenhöhe selbst“, so Grütter jüngst anlässlich des Starts einer hochkarätigen fünfteiligen Vortragsreihe. Sie soll das „Denkmal mit Weltgeltung“, wie einer der Vorträge selbstbewusst heißt, noch einmal ins rechte Licht rücken.
Sinn und Zweck der Übung ist nicht nur die Erweiterung von Wissen, vielmehr gibt es ein besonderes Vorhaben: Die Margarethenhöhe soll nach dem Willen der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur gemeinsam mit einer Reihe weiterer herausragender Denkmäler im Ruhrgebiet zum Weltkulturerbe der Menschheit geadelt werden.
Die Unesco muss noch überzeugt werden
Der Traum der Macher ist es, dass sich zur Zeche Zollverein so irgendwann ein Kranz weiterer Welterbestätten gesellt, wovon die Unesco als Vergeberin des begehrten Titels allerdings noch überzeugt werden muss. Theo Grütter wiederum gehört zu denen, die die Margarethenhöhe in der Kategorie „Industrielle Wohnbauformen“ unbedingt mit im Boot haben wollen, während es durchaus andere gab, die die Oberhausener Siedlung Eisenheim als alleiniges Beispiel favorisierten.
Die Verbindung zur industriellen Vergangenheit ergibt sich im Fall der Margarethenhöhe vor allem durch die Gründungsgeschichte, die vielfach erzählt wurde. Margarethe Krupp stiftete 1906 aus Anlass der Heirat ihrer Tochter Bertha aus ihrem Privatvermögen sowohl den Grund und Boden als auch das Geld für die Baukosten.
Die Siedlung stand nicht nur Kruppianern offen
Die Siedlung stand von Anfang an aber nicht nur Kruppianern offen, sondern zu gleichen Teilen auch anderen Bürgern der Stadt Essen. Diana Maria Friz, Urenkelin und Biografin von Margarethe Krupp, berichtete im Einführungsvortrag noch einmal detailliert über diese Tat, die in eine Zeit fiel, als das Unternehmen auf der Höhe seines Ansehens und seiner Gewinnmargen stand..
Margarethe Krupp hat beratend mit dazu beigetragen, dass eine locker bebaute Siedlung entstand, die gemeinsam mit der Hellerau in Dresden heute zu den bedeutendsten Beispielen der europäischen Gartenstadt-Bewegung zählt. Genau auf dieser Sonderstellung gründet Grütter seine Hoffnung, dass die Höhe zum Welterbe aufsteigt.
Welterbe-Plakette könnte neue Dimensionen eröffnen
Ein Denkmal ist die Siedlung natürlich sowieso, der Ensembleschutz ist bereits jetzt sehr streng, doch könnte die auch touristisch wertvolle Welterbe-Plakette noch einmal eine neue Dimension eröffnen. Die Vortragsreihe, die anschließend dokumentiert wird, soll helfen, die nötigen Argumente zu liefern. Denn Welterbe wollen viele sein.