Costa Blanca. Der Ausblick vom 332 Meter hohen Berg Peñón de Ifach an der spanischen Ostküste ist einmalig. An guten Tagen kann man vom Gipfel des Wahrzeichens der Costa Blanca sogar die rund 90 Kilometer entfernte Insel Ibiza sehen. Doch der Aufstieg ist nicht gerade einfach.
Die Geschichte hat ein unerwartetes Ende: Wir stehen auf dem Gipfel, 332 Meter über dem Meer, blicken über die Küste – und füttern Katzen. Sie essen alles: Gurken, Müsliriegel, Tortilla. Selbst, als es nur um Wasser geht, streichen sie uns charmant um die Beine. Doch da hört der Spaß auf, denn das Wasser gehört dem, der es hochgeschleppt hat auf das Wahrzeichen der Costa Blanca: den Peñón de Ifach.
Eine kurze, aber heftige Schinderei ist die Tour: Eineinhalb Stunden geht es teilweise steil bergauf. Doch der Ausblick gehört zu den imposantesten der spanischen Mittelmeerküste: Wie eine Festung erhebt sich der Ifach über dem Wasser.
Immer winziger wurdendie Menschen am Strand
Von drei Seiten wird er vom Meer umspült. Gibraltar in klein sozusagen, doch die Aussicht ist viel spektakulärer. Hinter uns schimmert tiefblau das Mittelmeer, vorne liegen uns die Hochhausriesen von Calpe zu Füßen. Wie Spielzeug sehen sie von hier oben aus.
Wir waren am frühen Morgen mitten in den Hochhausschluchten von Calpe gestartet. Vom Parkplatz führte ein unscheinbarer Weg in weit geschwungenen Kurven bergauf. Links und rechts blühte die Macchia, dufteten Rosmarin, Thymian und Salbei. Immer winziger wurden die Menschen am Strand, immer kleiner die Ausflugsboote im Hafen, immer schmächtiger die Hochhäuser. Und dann standen wir plötzlich vor einer senkrechten Felswand. Noch bis 1918 war hier Schluss. Damals baute ein reicher Spanier einen 50 Meter langen Tunnel durch den Fels, mit dem der Aufstieg auch Ungeübten möglich gemacht wurde. Seitdem bahnen sich täglich mehrere hundert Wanderer den Weg auf den Fels.
Türkisfarbenes Wasser und feiner Sand
Seit jeher ist der Ifach das Wahrzeichen der Costa Blanca. Bereits in der Antike diente er als Orientierungsmarke für Seefahrer. An seinem Fuß siedelten Iberer, Phönizier, Römer und Byzantiner. Im 20. Jahrhundert war der Fels in Privatbesitz. Noch in den 70er Jahren wollte ein wohlhabender Geschäftsmann an seinen Flanken ein Hotel errichten. Doch die Stadt untersagte den Bau. 1986 erwarb die Regierung der autonomen Region Valencia den oberen Teil des Felsens, 1987 erklärte sie ihn zum Naturpark. 1994 wurde die Nordflanke hinzugekauft und in den Naturpark eingegliedert. Seitdem stehen insgesamt 45 Hektar unter Schutz. Damit ist der Parque Natural del Peñón de Ifach einer der kleinsten Europas.
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Heute schmückt der markante Fels fast jede Postkarte. Und davon verkaufen sich viele, denn alljährlich besuchen Zehntausende Deutsche, Engländer und Holländer die 25.000 Einwohner-Stadt an der Costa Blanca, viele haben sich sogar häuslich niedergelassen. Das milde Klima mit bis zu 300 Sonnentagen zieht sie an. Sie genießen das türkisfarbene Wasser und den feinen Sand. Im Hafen essen sie Schwertfisch, Garnelen und Hummer und nippen dazu an ihrem Weißwein.
Natur und Menschgemachtes liegt dich beieinander
Auf uns muss der Wein noch warten. Durch den 50 Meter langen Tunnel gelangen wir auf die andere Seite des Felsens. Dahinter wird es anstrengend. Über blank polierten Kalkstein geht es immer weiter bergauf. Begleitet wird die Wanderung vom Geschrei der Weißkopfmöwen. Ein Pärchen füttert direkt am Wegesrand seine Brut. Noch etwas holprig stolpern die beiden Kleinen auf den Klippen herum. Im Frühjahr brüten die Tiere dort zu Tausenden. Die Fauna am Ifach ist einzigartig: 300 Tierarten, darunter 60 Vogelarten, gibt es hier. Endemisch ist die seltene Ifach-Nelke (Silene hifacensis). Nur noch 20 bis 30 Exemplare soll es davon geben.
Je höher man aufsteigt, desto atemberaubender werden die Ausblicke. Noch einmal klammern wir uns an ein Halteseil, noch einmal krabbeln wir auf den Knien über die Steine. Dann ist es geschafft. Wir sind auf einer Höhe, die für gewöhnlich den Möwen vorbehalten bleibt. Und natürlich den Gipfelkatzen: Mittags, wenn es voll wird auf dem Ifach, betteln sie die Wanderer um ein Stück Käse oder Salami aus ihren Brotbeuteln an. Meistens mit Erfolg.
Doch wegen der Katzen kommt niemand hierher. Schon eher wegen des Ausblicks, denn wohl nirgendwo sonst in Europa liegen Natur und Menschgemachtes so eng nebeneinander wie hier. Auf der einen Seite strahlt das Mittelmeer, duften Kräuter, plärren Möwen. Auf der anderen erheben sich wie eine Fata Morgana die gewaltigen Hochhaustürme von Calpe. Der Blick reicht Dutzende Kilometer weit: Bei klarem Himmel soll man sogar die 90 Kilometer entfernte Baleareninsel Ibiza sehen können.