Dresden. Vorwürfe eines anonymen Hotelgeschäftsführers belasten den Reiseportalbetreiber Unister. Der Betreiber soll massiv Preise manipuliert haben, um die Kunden zum Buchen zu animieren. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelte zuvor schon gegen Unister wegen des Verkaufs von Kundendaten.

Herr J. ist Geschäftsführer eines Hotels am Rhein. Er will anonym bleiben. Aber was er der Redaktion des Reise Journals per E-Mail zugespielt hat, ist hochexplosiv. Denn es belegt die neuesten Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Dresden gegen den Reiseportalbetreiber Unister. Es geht um den illegalen Verkauf von Kundendaten und massive Preismanipulationen.

Die Reiseportale der Unister-Gruppe sollen laut Staatsanwaltschaft einen Algorithmus zur Berechnung fiktiver Preise entwickelt haben. Durchgestrichene Preise neben den Angeboten in den Trefferlisten gaukelten dem Kunden vor, er spare bares Geld. Dazu Herr J.: „Ich kann Ihnen versichern, dass es diese durchgestrichene Rate nicht gibt. Ich weiß es, da ich unsere Raten selber eingebe.“ Und weiter: „Die Portale von Unister wollen suggerieren, dass es sich um einen reduzierten Preis handelt. Dies ist nicht der Fall!“

Ein mieser Trick

Ebenso die Information, wann ein Hotel das letzte Mal gebucht wurde, scheint frei erfunden. Dazu Herr J.: „Da wird schlichtweg Unwahres dargestellt. Auch dies kann ich versichern, da ich alle Buchungen persönlich auf den Tisch bekomme“, so der Hotelier, dessen Identität wir nachgeprüft haben und der sich bei seinen Zimmern in der Vergangenheit oft über die Meldung wunderte: „Vor sieben Minuten gebucht“. Dabei lag die letzte Buchung manchmal Tage zurück. Ein Trick also, der Kunden zum buchen animieren soll, „bevor das vermeintliche Schnäppchen ausverkauft ist“, bestätigt J. dem Reise Journal schriftlich. Die Unister-Portale seien, so J. weiter, in der Branche „diesbezüglich die negative Ausnahme“.

Das Schreiben des Hoteliers schildert genau den Vorwurf der Staatsanwaltschaft Dresden. Diese ermittelt aber nicht nur wegen der manipulierten Preisangaben. Mindestens ebenso schwer wiegt der Vorwurf, dass die persönlichen Daten von Unister-Kunden an Adresshändler weiterverkauft worden seien. Dies, so die Staatsanwälte, sei das Ergebnis von Auswertungen von Material, das bei Hausdurchsuchungen bei Unister vergangenen Dezember beschlagnahmt wurde. Eine Sonderkommission ermittelt bereits seit zwei Monaten wegen Verstößen gegen das Versicherungsrecht sowie wegen möglicher Steuerhinterziehung. Ob und wann es zur Anklage kommt, ist noch offen.

Unister beteuert Unschuld

Unister hat die neuen Vorwürfe gegen sich scharf zurückgewiesen. Die Anschuldigungen entbehrten „jeder Grundlage“, die Unterstellungen seien „eine Frechheit“, so Unister-Sprecher Konstantin Korosides. Alle Preisangaben seien korrekt, man halte sich an die geltenden Gesetze und Vorschriften.

Rund 13 Millionen Internetnutzer besuchen monatlich die Webseiten von Unister. Neben Reiseportalen betreibt das Unternehmen Websites in den Bereichen Auto, Nachrichten, Börse, Finanzen, Versicherungen, Immobilien und Partnersuche.