Das Castell Sant Ferran ist die größte Festung Europas, doch die Besucherzahlen halten sich im Vergleich zum nahegelegenen Dali Museum in Grenzen. Noch bis 1997 wurde sie vom Militär genutzt, so wurde sie erst vor kurzer Zeit zu einem Ausflugsziel. Doch die alte Festung hat viel zu bieten.
Eine „Buchpräsentation im Castell Sant Ferran“, verspricht die katalonische Tageszeitung für einen gemütlichen Freitagnachmittag. Eine Burg oder Festung in Figueres? Die Stadt und der gesamte Landstrich der Costa Brava im Norden Spaniens sind doch eher berühmt für den großen Sohn, den Künstler Salvador Dali. Unzählige Besucher zieht es jeden Sommer zu seinem Häuschen in Port Lligat und in sein Lieblingsdorf Cadaques an der zerklüfteten Küste. Auch das Schlösschen in Pubol, für die angetraute Gala eingerichtet und letzte Lebensstation des Maestros, ist hinlänglich bekannt. Castell Sant Ferran hingegen kann nicht einmal ein Zwanzigstel der Besucherzahlen erreichen, obwohl es nur einen Steinwurf vom Dalí Museum in dessen Geburtsort Figueres entfernt ist.
Gäste müssen lediglich eine 800 Meter lange sandige Straße den Hügel hinauffahren. Dieser Aufstieg lohnt sich allemal. Einmal oben angekommen, eröffnen sich dem staunenden Auge gewaltige Dimensionen. Die Bollwerkfestung hat einen Außendurchmesser von drei Kilometern mit 32 Hektar Grundfläche. Eine Zisterne fasst neun Millionen Liter Trinkwasser. Als Kaserne bot das monumentale Kastell Platz für 6000 Soldaten und 500 Pferde. Unglaublich, dass so ein Riese vielen Reisenden versteckt bleibt.
Ein Grund dafür ist sicherlich, dass diese größte Festung Europas aus dem 18. Jahrhundert noch bis 1997 in Nutzung des spanischen Militärs stand. Erst danach wurde sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Heute wird sie von einer Genossenschaft aus der Region Girona, der Stadt Figueres und dem Verteidigungsministerium unterhalten.
Die Pyrenäen am Horizont
Der zweistündige Spaziergang durch das Riesenareal des Kastells erlaubt herrliche Ausblicke von hohen meterdicken Mauern über die weite Ebene des Empordà. Am Horizont erstrecken sich majestätisch die Ausläufer der Pyrenäen. Auf 14 Stationen eines gut organisierten Rundgangs erfährt der Besucher per Audio-Guide viel von der neueren Geschichte Spaniens.
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Castell Sant Ferran war Schauplatz der napoleonischen Kriege. Hier hat auch das Franco-Regime in den Bergen aufgegriffene Flüchtlinge des Dritten Reichs interniert und das sich demokratisierende Spanien 1981 die rechten Putschisten inhaftiert. Viele spanische Männer, übrigens auch Salvador Dalì, haben in Sant Ferran ihren Wehrdienst geleistet. „Aus diesem Grund wird der Gebäudekomplex bei vielen Menschen hier nicht als Kulturstätte wahrgenommen. Dies zu ändern ist unser Anliegen“, sagt Marisa, Ehefrau von Antonio Herrera, Vorsitzender von „Amics del Castell de Sant Ferran“.
Der Kulturverein wurde 1996 gegründet. Mittlerweile zählen die „Freunde von Sant Ferran“ 554 Mitglieder und organisieren viele Veranstaltungen. 2008 stellte das Betreiber-Konsortium Räumlichkeiten in den ehemaligen Soldatenwohnungen zur Verfügung, Sponsoren halfen bei der Restauration. Bis zu drei Ausstellungen und Konzerte monatlich tragen nun zum kulturellen Leben Figueres bei und locken Besucher in die Festung. Diese sollten sich einen Termin nicht entgehen lassen: Vom 21. bis zum 25. Februar wird das zweite internationale Zirkusfestival auf Sant Ferran gefeiert.