Essen. Die neue Urlaubssaison steht vor der Tür, doch wohin soll es gehen und wie will man den Urlaub verbringen? Sollte man sich jetzt den Frühbucherrabatte sichern oder doch lieber auf ein Last-Minute-Schnäppchen warten? Unser Autor gibt einen Ausblick auf die Reisetrends 2013.

Wohin geht die Reise 2013? Das wüsste natürlich jeder gern – jetzt, bevor die Hauptbuchungssaison so richtig beginnt. Sicher scheint: Die Bundesbürger haben Lust aufs Reisen und angesichts guter Konjunktur- und stabiler Arbeitsmarktzahlen auch keinen Anlass zur Zurückhaltung. Aber wie werden sie reisen? Wir werfen einen Blick in die Kristallkugel.

Reiseziele: Mallorca vor Türkei

Die Renner, da muss man kein Prophet sein, werden wieder Mallorca und die Türkische Riviera heißen. Der Deutschen liebste Urlaubsinsel hat einfach die cleversten Hoteliers. Und noch günstiger als die Türkei ist nur Ägypten, das aber erst einmal seine innenpolitischen Probleme lösen muss. Weiter im Aufwind fühlt sich der Aufsteiger des vergangenen Sommers: Kroatien. Schließlich wird das Land im Juli EU-Mitglied. Und Griechenland, da sind sich alle Brancheninsider sicher, wird mit den günstigen Preisen von 2013 zumindest die Verluste des Vorjahres wettmachen können.

Zielgruppen: von Nature bis 2sam

Bei den Reiseunternehmen ist das der Megatrend: Alle wollen beim Urlauber mit dessen ganz speziellen Interessen punkten. Tui setzt dazu im Katalog auf „Reisewelten“ wie Premium, Beach, Nature, Vital und Lifestyle, um den Urlauber mal stylish, mal ökologisch-nachhaltig zu umgarnen.

Thomas Cook/Neckermann Reisen tut das Gleiche, nennt es aber „Erlebniswelten“, und diese heißen Balance, Xperience, Vital und Family. Bei FTI wiederum spricht man von Produktlinien wie Sportive, Balance plus und 2sam – Letzteres steht angeblich für Romantik. Und bei 1-2-fly gibt es überhaupt nur noch Zielgruppen- und gar keine Länderkataloge mehr; im Werbe-Englisch heißt das dann zum Beispiel Fly 4 Family, Fly 2 Relax und Fly 4 Friends.

Kataloge: Mehr ist manchmal weniger

Dass Katalogpreise schon beim Druck nicht mehr aktuell sind, daran hat man sich ja mittlerweile schon gewöhnt. Mittlerweile gehen die Reiseunternehmen einen Schritt weiter: Längst ist nicht mehr alles, was buchbar ist, auch im Katalog zu finden. Faustregel: Die wichtigen Hotels und Angebote werden natürlich weiter angepriesen. Aber gerade bei Preisvergleichen oder Sonderwünschen lohnt es sich, mal im Internet nachzusehen oder direkt im Reisebüro nachzufragen.

Umgekehrt kommen weiter ständig neue Kataloge auf den Markt: ITS bringt 2013 zum Beispiel ganz neu einen Family-Katalog, in dem die Rewe-Marke erstmals Badereisen für Familien bündelt. Und Schauinsland hat zum ersten Mal einen Katalog für Autoreisen aufgelegt. Er trägt den schönen Titel „Urlaub wie gemalt“.

Neue Hotelkonzepte: von öko bis smart 

Was in der Katalogansprache begann, setzt sich beim Urlaubshotel fort. Das ist immer häufiger ein Konzepthotel und orientiert sich an „modernen Bedürfnissen und Lebensstilen“. So sieht es jedenfalls der Reisegigant Tui, der mit Puravida und Aqi, Best Family und Sensimar gleich eine ganze Handvoll Hotelmarken im Angebot hat.

Mit Viverde kommt eine neue dazu, in der es um privat geführte Hotels weitab vom Massentourismus mit gesunder Küche und hohem Umweltbewusstsein geht. Wettbewerber Thomas Cook hält mit Marken wie Sentido und neuerdings auch Smartline dagegen: Unter dem Motto „Bunter Urlaub für wenig Geld“ werden unter dieser neuen Linie günstige, oft nicht mehr ganz taufrische Pauschalhotels mit trendigen Designelementen aufgepeppt und angeboten.

Gratis-Reiseinfos: Fix aufs Handy

Smarter reisen mit dem Smartphone: Nach diesem Motto feuern die Veranstalter neuerdings Informations-Breitseiten aufs Mobiltelefon ab. Dertour hat E-Guides für beliebte Städteziele erstellt. Öger Tours pflegt einen Online-Veranstaltungskalender für die Türkische Riviera. ITS hat sich statt Büchern App-Reiseführer einfallen lassen.

Tui fiel das ebenfalls im Web ein, dort personalisiert man diese Informationen auch noch für jeden einzelnen Urlaubsgast. Thomas Cook tut das gleiche, allerdings heißt das Angebot dort „My Guide“ statt „Meine Tui“. Zusätzlich können Familien bei Neckermann-Reisen jetzt Zimmergrundrisse aus dem Familykatalog gratis per Mail abrufen.

Splash-Parks: Familien kommen ins Rutschen

Nachdem Öger Tours im vergangenen Jahr mit seinem Rutschenkatalog ein echter Hit gelungen ist, gibt es für den kommenden Sommer kein Halten mehr: FTI lockt die Kunden der HL Hotels auf Lanzarote mit Gratiseintritten ins neue Rutschenparadies Dino Park.

1-2-Fly bietet drei neue so genannte Splash World Hotels auf Rhodos, Korfu und Lanzarote an. ITS schließlich hat den Taschenrechner angeworfen und allein im Türkei-Katalog 400 Rutschen mit zusammen acht Kilometern Länge ausgemacht.

Städtereisen: günstiger und ungewöhnlicher 

Der Wettbewerb zwischen Reiseveranstaltern und Internet-Hotelportalen macht es möglich: Städtereisen werden im neuen Jahr günstiger, vielfältiger und großzügiger. Tui, FTI und Thomas Cook haben ihre Stornobedingungen verbessert: Wer sich doch noch anders entscheidet, kann das oft noch am Anreisetag kostenfrei tun.

Außerdem im Trend: nicht immer nur nach Paris und Berlin zu reisen, sondern auch mal in eine ungewöhnlichere Stadt. Im Angebot sind zum Beispiel neu Casablanca (mit ITS), Triest (mit Neckermann) oder Chisinau in Moldawien (mit FTI).

Kreuzfahrten: Hochsee top, Fluss flop

2012 traf die Kreuzfahrtbranche hart. Aber trotz der Havarie der Costa Concordia hat sie insgesamt zugelegt. 2013 kommen weitere sechs neue Riesenschiffe auf den Markt, die ebenfalls gefüllt werden wollen.

Das lässt günstige Preise erwarten und spektakuläre Marketingideen wie den Hochseilgarten auf der neuen Norwegian Breakaway, der drei Meter weit über Bord ragen wird – 40 Meter über dem Wasser! Bei der neuen Aida Stella darf es wenigstens ein echter Birkenwald auf dem Schiff sein. Vergleichsweise schlechte Karten haben derzeit die Flusskreuzfahrtschiffe, ihre Buchungszahlen dümpeln dahin.

Last Minute: buchen oder warten?

Bis zu 44 Prozent Rabatt gibt’s für Frühbucher. Wird es kurz vor Abreise noch günstiger? Das ist jedes Jahr die spannende Frage. Viele Insider sagen nein – weil dieses Jahr kein Überangebot an Flügen mehr verfügbar sei. Schließlich hat vor allem Air Berlin etliche Flugzeuge abgestoßen, insgesamt sind eine Million weniger Flugsitze auf dem Markt.

Wenn die Rechnung stimmt, dann sind dieses Jahr auch weniger der modischen, tagesaktuell gemixten „X-Reisen“ zu erwarten und dafür wieder mehr Reiseangebote aus dem guten alten Katalog. Das wäre doch eine echte Überraschung.