Essen. . Michael O’Leary, Chef des Billigfliegers Ryanair, macht wieder mit einer neuen Marketing-Idee von sich reden: Er ermuntert seine Stewardessen zum Abnehmen. Flugbegleiterinnen, die im Auftrag der Lufthansa fliegen, erhielten in der Vergangenheit Post von den Weight Watchers.

Der Mann hat ein untrügliches Gespür dafür, das Interesse der Medien auf seine Person zu lenken. Manchmal reicht es dann schon, dafür in einen Badeanzug zu schlüpfen – und dabei ein paar leicht bekleidete Damen auf den Arm zu nehmen. Und das ist nicht sprichwörtlich gemeint.

Michael O’Leary, Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair, will das Gewicht seiner Flugzeuge weiter reduzieren. Dabei setzt der Ire nicht nur auf neuartige Sitze, das Personal soll auch sparen helfen. Denn weniger Gewicht, so O’Learys einfache Rechnung, bedeutet weniger Spritverbrauch und damit geringere Kosten.

Also empfahl der Ryanair-Chef dem vor allem weiblichen Kabinenpersonal, doch auch bei sich selber auf überflüssige Pfunde zu verzichten. O’Leary setzt dabei aber nicht auf Sanktionen, er schuf positive Anreize. Wer abnimmt, hat gute Chancen darauf, für den neuen Ryanair-Kalender abgelichtet zu werden. Den gibt die Fluglinie in schöner Regelmäßigkeit heraus und verewigt darin blendend aussehende Flugbegleiterinnen – natürlich leicht bekleidet, vorzugsweise im Bikini. Für den guten Zweck, versteht sich: Die Einnahmen lässt O’Leary Hilfsprojekten zukommen.

Stehplätze in Flugzeugen

Der Gewichtscheck ist nicht die erste sagen wir – ungewöhnliche – Idee, mit der der Ryanair-Chef auf sich und seine Airline aufmerksam machte. Er wollte schon einmal eine Fettabgabe von übergewichtigen Passagieren kassieren. Er plante, Stehplätze in seinen rund 280 Fliegern zu schaffen und die zweite Toilette im Flugzeug zugunsten weiterer Sitzreihen ausbauen zu lassen. Allzu lange Schlangen vorm verbleibenden stillen Örtchen sollte eine zusätzliche Toilettenabgabe vermeiden.

Eingeführt hat Ryanair von alledem bislang nichts, spätestens bei den Stehplätzen wäre die Airline vermutlich an der Flugaufsicht gescheitert. Und auch eine von oben verordnete Gewichtsreduzierung beim Kabinenpersonal dürfte einer Verhandlung vorm Arbeitsgericht wohl nicht standhalten.

O’Learys nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag zur Gewichtsoptimierung des Personals hat aber einen durchaus ernsten Hintergrund. Bei einer im Auftrag der Lufthansa fliegenden Airline ist es nach Informationen dieser Zeitung vorgekommen, dass übergewichtige Flugbegleiterinnen etwa zeitgleich Infobroschüren des Abnehmprogramms „Weight Watchers“ zugeschickt bekamen. Ein übler Scherz der Kollegen? Oder steckte etwa doch das Unternehmen dahinter?

„Angemessenes Körpergewicht“

„Bei uns wird man deshalb nicht zum Personalgespräch geladen“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Allerdings habe man klare Einstellungskriterien für das Kabinenpersonal. Mindestens 1,60 Meter groß müssten – auch männliche – Flugbegleiter sein und ein „angemessenes Körpergewicht“ haben, wie der Sprecher betont. Wer zu dick werde, habe aber keine Sanktionen zu befürchten. Allerdings gebe es einmal im Jahr einen Gesundheitscheck, bei dem auch das Gewicht zur Sprache kommen könne.

Bei der Lufthansa setzt man lieber auf andere Formen der Gewichtsreduzierung. Zum Beispiel sollen neuartige Service-Trolleys nach und nach eingeführt werden. Das aktuelle Modell ist rund zehn Kilo leichter als sein Vorgänger. Bei einem Langstreckenflug, so der Lufthansa-Sprecher, seien das bei 70 Wagen schon mal 700 Kilogramm. Ob die neuen Trolleys auch leichtere Kost für die Passagiere mitführen werden, ist allerdings nicht bekannt.