Weeze..

Werden bald weniger Maschinen vom Airport Weeze abheben? Ryanair-Chef O’Leary droht, wegen der geplanten Flugsteuer einige Flieger abzuziehen. Der Kreis Kleve schuf gerade erst mit der Kredit-Verlängerung Planungssicherheit für den Flughafen.

Erst am Donnerstag hat der Klever Kreistag grünes Licht für die Verlängerung der Kredite (34,3 Millionen Euro) für den Flughafen Niederrhein gegeben und damit für sechs Jahre Planungssicherheit geschaffen, da könnten schon bald dunkle Wolken über dem Airport aufziehen. Der irische Billigflieger Ryanair droht wegen der von der Bundesregierung geplanten Luftverkehrsabgabe ein weiteres Mal mit einem Abzug von Flugzeugen aus Deutschland. „Ohne Zweifel würde das den Verlust von einigen Flugzeugen für Hahn, Weeze und Bremen bedeuten“, sagte Ryanair-Chef Michael O“Leary am Freitag in Mainz zu Reuters.

An allen drei Flughäfen hat der Billigflieger Maschinen stationiert - am meisten an seiner Deutschlandbasis im rheinland-pfälzischen Hahn. Zudem werde Ryanair Pläne überdenken, einen oder zwei weitere deutsche Standorte anzufliegen. „Es würde nicht nur kein Wachstum mehr geben, es gäbe einen tatsächlichen Rückgang von Ryanair-Verkehr in Deutschland“, sagte O“Leary. Stattdessen könnte Ryanair seine Maschinen an anderen Standorten - etwa in Spanien oder Holland stationieren - wo es keine Flugsteuer gebe.

Dabei ist Betrieb am Airport Weeze nicht zuletzt dank der Ryanair-Maschinen enorm gewachsen. Im Jahr 2009 wurden über zwei Millionen Passagiere befördert.

Widerstand der Luftfahrtbranche

Vertreter der Luftfahrtbranche waren am Freitag auf Initiative des rheinland-pfälzischen Verkehrsministers Hendrik Hering (SPD) in Mainz zusammengekommen, um eine gemeinsame Resolution an die Bundesregierung zu verabschieden. Darin fordern sie, die geplante Flugsteuer doch nicht einzuführen. Sie soll bis 2012 von allen Passagieren erhoben werden, die in Deutschland starten. Nach Berechnungen der Branche könnte die Steuer Flugtickets um etwa zwölf bis 15 Euro teurer machen. Europaflüge sollen allerdings weniger stark besteuert werden als Langstreckenflüge. Ausgenommen sind nach derzeitigem Stand Privatjets. Bei Umsteigeflügen wird die Steuer nur einmal erhoben. Der Obolus soll dem Bund rund eine Milliarde Euro im Jahr in die Kassen spülen.

Flughäfen und Airlines befürchten dadurch ein Abwandern von Passagieren ins Ausland, besonders von grenznahen Flughäfen aus. Ryanair fliegt viele dieser kleineren Flughäfen an. In den vergangenen Jahren ist die Airline in Deutschland stark gewachsen. Allerdings sind die Iren bekannt dafür, ihre Flughäfenstützpunkte rasch zu wechseln, wenn sie ihnen zu teuer werden.

Passagierrückgang von 10 bis 15 Prozent befürchtet

Die deutschen Billigflieger können nicht so leicht ins Ausland ausweichen. Der Chef der Lufthansa-Tochter Germanwings, Thomas Winkelmann, befürchtet durch die Einführung der Abgabe einen deutschlandweiten Passagierrückgang von zehn bis 15 Prozent. Germanwings hat seine Basis am Flughafen Köln-Bonn - von dort aus könnten viele Passagiere künftig auf niederländische Flughäfen ausweichen. Hier sieht Winkelmann ausländische Konkurrenten klar im Vorteil: „Die irischen und englischen Wettbewerber gehen schnell und ohne großen Aufwand. Die können relativ schnell nach Eindhoven, Basel oder Maastricht wechseln. Für deutsche Fluggesellschaften ist es nicht so einfach, ins europäische Ausland zu wechseln.“

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin befürchtet auch Wettbewerbsverzerrungen innerhalb Deutschlands. Sollten etwa Umsteigeverkehre oder Privatjets von der Steuer ausgenommen werden, gebe es dadurche einen Vorteil für jene Airlines, die ihr Geschäft auf diese Säulen stützten, sagte Air-Berlin-Manager Jean Christoph Debus. „Es ist nicht denkbar, dass wir das ohne Wettbewerbsverzerrung hinkriegen“, sagte Debus. (we/mit rtr)