Essen.. Luftlinien sind einfallsreich, wenn es um die Erfindung von Zusatzeinnahmen geht. Gepäck kann 20 Euro pro Kilogramm kosten.
Auch wenn der Sommer zurzeit fern erscheint: Bereits jetzt buchen viele Menschen ihre Urlaubsflüge für die schönsten Wochen des Jahres – oft bei Billigfliegern. Doch sind solche Fluglinien tatsächlich billiger als etablierte Gesellschaften? Häufig genug nicht, wie eine Untersuchung des Automobilclubs „Mobil in Deutschland“ zeigt. Denn oft verlangen die Billigflieger zum Teil hohe Zusatzgebühren, etwa für Gepäck oder Sitzplatzreservierungen. Schnell ist dann der auf den ersten Blick günstige Ticketpreis teurer als bei der Konkurrenz.
Seit 2006 vergleicht „Mobil in Deutschland“ einmal jährlich die Flugpreise. Dieses Jahr waren es im Sommer zwei Routen: Von Deutschland nach Antalya in der Türkei sowie von Deutschland nach London. Dabei verlangte beispielsweise die Lufthansa bei einer Internetbuchung für ein Rückflugticket von Köln nach London 216 Euro bei einem 14-tägigen Aufenthalt. Bei Germanwings waren es 138 Euro, bei Easyjet 201 Euro.
Doch ein genauer Blick ergab eine andere Rechnung. Wer einen Sitzplatz online reservierte, ein Gepäckstück mitnahm, per Kreditkarte bezahlte und an Bord noch einen Kaffee und ein Sandwich zu sich nehmen wollte, musste bei der Lufthansa nach wie vor 216 Euro bezahlen. Bei Germanwings stieg der Gesamtpreis auf knapp 170 Euro, bei Easyjet sogar auf rund 235 Euro.
Damit nicht genug: Manche Gesellschaften, so etwa Ryanair, erheben je nach Saison unterschiedliche Gebühren für ein Gepäckstück. Des Weiteren gibt es unterschiedliche Regelungen zum Handgepäck oder zum Übergepäck. Wer zum Beispiel einen Koffer dabei hat, der mehr als 20 Kilogramm wiegt, darf schon mal 20 Euro je zusätzlichem Kilo zahlen – und damit deutlich mehr als bei anderen Linien.
Auch ist eine Sitzplatzbuchung nicht selbstverständlich, sondern kostet oft zusätzlich. Manche Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair nehmen gar keine Platzreservierung an. Bei ihnen gilt das Prinzip: Wer zuerst kommt, sitzt zuerst. Ein wenig können Passagiere aber doch nachhelfen. Gegen eine Gebühr von beispielsweise fünf Euro je Strecke und Onlinebuchung bei Ryanair dürfen sie sich ganz vorne in die Warteschlange stellen und als erste in den Flieger steigen. Allerdings erhöhen die Airlines auch mal kurzfristig die Preise, so dass sich auch solche Zusatzkosten schnell ändern können.
Es gibt auch noch weitere Überlegungen bei den Airlines, wie sie mehr Geld machen können: So hat Ryanair-Chef Michael O’Leary bereits mehrfach ins Spiel gebracht, eine Gebühr für die Toilettennutzung bei dem irischen Billigflieger einzuführen. Bei so etwas schüttelt Beate Wagner, Anwältin für Reiserecht bei der Verbraucherzentrale NRW, den Kopf. „Hinsichtlich der Gebühren sind der Fantasie offenbar keine Grenzen gesetzt“, sagt sie.
Vor der Buchung eines Fluges hat die Expertin vor allem einen Ratschlag: „Fluggäste sollten immer die Preise bei mehreren Anbietern vergleichen und sich alle Zusatzkosten genau anschauen.“ Auch wenn dies mit einigem Aufwand verbunden sei, da die Fluglinien nach wie vor gerne die zusätzlichen Gebühren versteckten. So müssen sich Passagiere bei einer Internetbuchung teilweise minutenlang durchklicken, bis sie den Gesamtpreis für das Ticket in Erfahrung bringen. Zudem müsse man mögliche Anfahrtskosten zum Flughafen berücksichtigen. Denn oft starten die Billigflieger nur von abseits gelegenen Airports wie Weeze am Niederrhein.
Wer ein tatsächliches Schnäppchen ergattern will, sollte sich so früh wie möglich um einen Flug kümmern. „Denn je früher man bucht, desto günstiger ist in der Regel der Preis“, sagt Michael Haberland, Vorsitzender des Clubs „Mobil in Deutschland“. Und: Wer antizyklisch fliege, etwa an einem Mittwochmorgen, komme oft billiger weg als am Wochenende.