Berlin. Für den Naturschutzbund Deutschland gehört die Kreuzfahrtbranche zu den größten Umweltsündern. Die beiden Kreuzfahrtunternehmen Aida und Tui Cruises wurden deshalb zum “Dinosaurier des Jahres“ gekürt. Der Nabu kritisiert, dass die Unternehmen immer noch giftiges Schweröl auf See verwenden würden.
Dreckige Rußschleudern statt "Weiße Flotten": Für den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gehört die Kreuzfahrtbranche zu den größten Umweltsündern. Die beiden Kreuzfahrtunternehmen Aida und Tui Cruises wurden deshalb zum "Dinosaurier des Jahres 2011" gekürt. Es solle auf besondere Umweltprobleme der Schiffe hinwiesen werden, sagte der Präsident der Umweltorganisation, Olaf Tschimpke, am Mittwoch in Berlin. Er kritisierte, dass die Unternehmen immer noch giftiges Schweröl auf See verwenden würden.
Aus Profitgier würden die deutschen Reeder bislang auf die Verwendung von Schiffsdiesel und Rußpartikelfiltern verzichten, kritisierte der Nabu-Präsident. Er nahm auch die Werften in die Pflicht. Diese müssten umweltfreundliche Schiffe bauen. Bislang stoße ein Schiff die gleiche Menge an Schadstoffen aus wie fünf Millionen Pkws auf gleicher Strecke.
Der Leiter der Nabu-Verkehrspolitik, Dietmar Oeliger, bezeichnete die Unternehmen am Mittwoch in Berlin als "Billigflieger auf See", die Luxusfahrten salonfähig gemacht hätten. Besonders Aida müsse Vorreiter für mehr Umweltschutz auf dem Meer sein. Der Preis solle dafür Rückenwind geben, sagte Oeliger. Mit einer Kampagne unter dem Motto "Mir stinkts - Kreuzfahrtschiffe sauberer machen" will der Nabu seinen Forderungen Nachdruck verleihen.
Preisträger bekennen sich zum Umweltschutz
Die beiden Kreuzfahrtunternehmen bekannten sich derweil zum Umweltschutz. Aida erklärte am Mittwoch, Umweltschutz habe für das Unternehmen Priorität. Konkrete Maßnahmen seien im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht nachprüfbar. Qualifizierte Kritik nehme man aber ernst. Auch Tui Cruises betonte, als junges und verantwortungsbewusstes Unternehmen setze man sich dafür ein, die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten. Unter anderem werde an einer Rußfilter-Lösung für die Neubauten gearbeitet, teilte das Unternehmen der Nachrichtenagentur dapd am Mittwoch mit.
Der Nabu verlieh den Preis stellvertretend an den Präsidenten von Aida Cruises, Michael Thamm, und den Vorsitzenden von Tui Cruises, Richard J. Vogel. Beide seien am Vorabend über die Auszeichnung per SMS informiert worden, waren aber bei der Bekanntgabe am Mittwoch in Berlin nicht anwesend. Ob es zu einer persönlichen Übergabe des 2,6 Kilogramm schweren "Dinosauriers" kommen wird, ist bislang offen. Thamm kündigte am Mittwoch zumindest seine Bereitschaft an, bei einer Preisverleihung über konkrete Umweltschutzmaßnahmen von Aida und über Fakten zu reden.
Der "Dinosaurier des Jahres" wird seit 1993 vom Nabu an Persönlichkeiten und Organisationen, die sich "in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben" verliehen. In diesem Jahr wurden erstmals zwei Preisträger ausgewählt. Zu ihren Vorgängern zählen unter anderen die ehemaligen Bundesminister und CSU-Politiker Theo Waigel und Michael Glos. (dapd)