Lissabon. . Lissabon ist nicht nur wegen der historischen Bauten eine Reise wert. Zum Beispiel verführen die Düfte der Stadt zu Cremetörtchen, die auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind - nur eine von vielen Versuchungen, die die portugiesische Hauptstadt bereithält. Eine Schmecklecker-Reise.
Sie sind warm, weich, süß und eine Sünde, die süchtig macht. Die verführerischen Cremetörtchen nennen sich nach dem Lissabonner Stadtteil Bethlehem „Pastéis de Belém“ und haben es zu nationaler Berühmtheit gebracht. 20 000 Stück werden pro Tag gebacken, nur eine von vielen Versuchungen, die die portugiesische Hauptstadt bereithält. Denn was viele nicht wissen: Lissabon ist nicht nur ein Ziel für Stadtflaneure, sondern auch für Feinschmecker und Süß-Liebhaber – vor allem rund um Weihnachten.
Jedes einzelne dieser kleinen Pastéis de Belém-Wunderwerke ist handgemacht, die Rezeptur stammt von den Mönchen vom Hieronymuskloster nebenan und ist seit 1837 unverändert.
Erst Törtchen genießen, dann Geschichte erleben
Je nach Geschmack werden die Törtchen mit etwas Zimt und Puderzucker bestreut und mit einem Milchkaffee, dem Galao, noch vor Ort im Caféhaus genossen. Törtchen-Süchtige stehen an der Theke im Verkaufsraum Schlange, lassen sich von der historischen Jugendstileinrichtung begeistern und bekommen die Pastéis in schönen Schachteln verpackt zum mitnehmen.
Nur einen Katzensprung von der Patiserie de Belém entfernt ist das großartige Mosteiro dos Jerónimos – Pflichttermin für jeden Lissabon-Besucher und um Weihnachten ein ganz besonders stimmungsvoller Ort. Was wie ein Märchenschloss aus 1001 Nacht aussieht, war bis 1834 Heimat des Ordens des Heiligen Jeronimo. Die imposante Klosteranlage ist für viele Portugiesen ein nationales Heiligtum und zählt seit 1983 zum Unesco-Weltkulturerbe. In der Klosterkirche haben neben Königen auch Nationalhelden wie der berühmte Dichter Fernando Pessoa oder der Entdecker Vasco da Gama ihre letzte Ruhestätte gefunden.
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König Manuel der Glückliche hatte den Prachtbau in Auftrag gegeben, kurz nachdem Vasco da Gama um 1500 von Lissabon aus den Seeweg nach Indien entdeckt hatte. Von da an begann für Portugal das Goldene Zeitalter mit unvorstellbarem Reichtum, der sich im Hieronymuskloster widerspiegelt. Die Vielfalt der Ornamente ist atemberaubend – Tausende von Motiven schmücken Säulen, Portale, Mauern und Decken. Viele Ideen hatten die Seefahrer von ihren Übersee-Expeditionen mitgebracht: Die Säulen im Kirchenschiff ähneln Stämmen von Palmen, im Kreuzgang findet man Anker und Schiffstaue – Details, die man nicht unbedingt in einem christlichen Kloster erwarten würde.
Gemütlich geht es anschließend mit der historischen Straßenbahn „Eléctrico No. 28“ durch enge Straßen und über zahllose Hügel mit fantastischen Ausblicken nach Baixa, dem Zentrum Lissabons. Hier glänzt und duftet es überall. Die Weihnachtsbeleuchtung taucht die Straßen und Plätze rund um den Praça do Comércio bis zum 3. Januar in ein Lichtermeer.
Shopping und Naschen bei neoklassischen Fassaden
Auch kulinarisch schöpft die „Perle des Südens“ aus dem Vollen: Der Duft von gerösteten Maronen liegt in der Luft, und bei milden Temperaturen um die 15 Grad und blitzblauem Himmel sind alle Tischchen vor den Cafés belegt. Unbedingt probieren sollte man den Königskuchen Bolo Rei, der zwischen dem 25. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Januar gegessen wird. Die portugiesische Spezialität mit Rosinen und Nüssen ist als Ring geformt, mit kandierten Früchten belegt und soll eine Königskrone symbolisieren. In jeder Konditorei wird der Bolo Rei nach eigenem Hausrezept gebacken. Auch in der Confeitaria Nacional an der Praça da Figueira, wo er bereits seit über 180 Jahren verkauft wird.
Wie diese Confeitaria gibt es in der Altstadt zahlreiche alteingesessene Geschäfte, die nicht nur sehenswert sind, sondern ganz nebenbei auch zum Weihnachtsshopping einladen. So verbirgt sich hinter einer neoklassischen Fassade in der Rua do Carmo der kleinste Laden Lissabons. Auf vier Quadratmetern gibt es dort ausschließlich handgefertigte Lederhandschuhe – und das seit 1925. Souvenirs wie portugiesische Seifen in Vintage-Design findet man bei A Vida Portuguesa in einem historischen Handelswarenlager. Freunde von Deli-Shopping kommen in Sachen Wein, Portwein und Käse bei Manuel Tavares auf ihre Kosten.
Allgegenwärtig ist in Lissabon der Stockfisch, portugiesisch Bacalhau. Durch Trocknung lange haltbar gemacht und gesalzen bis er stocksteif ist, diente er ursprünglich als Reiseproviant für die Seefahrer. Heute ist der einstige Arme-Leute-Fisch eine Spezialität und Nationalgericht Portugals. 365 Stockfisch-Rezepte soll es angeblich geben – für jeden Tag des Jahres eines, und natürlich auch eines für den Heiligen Abend: ein einfacher Eintopf mit gekochtem Bacalhau, Kartoffeln und Gemüse. Lissabon schmeckt...einfach köstlich!