Gunzesried. Bayerns Wintersportorte sind bei Gästen nicht mehr nur zum Skifahren beliebt. Wegen der teils schlechten und unsicheren Schneeverhältnisse setzen die Betriebe zunehmend auf Zusatzangebote wie Wellness- und Kulturprogramme. Mit Erfolg.
Draußen vor dem Panoramafenster fallen die Schneeflocken sanft vom Allgäuer Himmel. Drinnen lassen sich die Gäste des Waibelhof vor zauberhafter Berglandschaft bei Massage, Bädern oder Wickel verwöhnen. Die sieben Ferienwohnungen auf Gabriele Waibels Berghof sind für die Weihnachtszeit längst ausgebucht. Sie liegen günstig für Wintersportler, aber die Schneelage auf den Pisten ist ihren Gästen "so was von egal", berichtet die Inhaberin.
Waibel setzt mit ihrem zertifizierten Gesundheitshof wie viele Betriebe in den bayerischen Wintersportgebieten verstärkt auf ein Zusatzangebot zum Skifahren und Snowboarden und macht sich damit ein Stück unabhängig vom Wetter. Laut einer dapd-Umfrage geht das Konzept auf: Die Gäste buchen in vielen Wintersportregionen lange im Voraus - und kommen auch, wenn kein Schnee liegt. Zum Jahreswechsel sind die Quartiere voll, obwohl der Winter vielen erst spät Schnee beschert hat.
Volle Unterkünfte über die Weihnachtszeit
Zwar freut sich die Branche, dass viele Lifte an diesem Wochenende in Betrieb gehen können. Im Berchtesgadener Land etwa saßen Ursula Wischgoll und ihre Kollegen von der regionalen Tourismusgesellschaft bereits seit Tagen "auf dem heißen Stuhl" und lechzten nach Schnee. In der Region haben viele Gäste Pauschalangebote gebucht, bei denen Unterkunft mit Skipässen kombiniert sind.
In den meisten Gebieten aber sieht man die Sache entspannt. Simon Bauer von der Alpenregion Tegernsee Schliersee etwa berichtet von vollen Unterkünften über Weihnachten. Das Wetter sei den Gästen dabei "relativ egal". Auch die Zugspitzregion ist "nicht so auf diesen Winter-Ski-Aspekt fokussiert", berichtet der Tourismusdirektor von Garmisch-Partenkirchen, Peter Ries.
Im Gegensatz zu "monostrukturierten" Wintersportorten im Ausland mit den einzigen Optionen "Skifahren oder Nightlife" punkte die Region auch mit Wellness, Kultur und Sehenswürdigkeiten, darunter das Hornschlittenrennen und das Neujahrsspringen. Die Hotels jedenfalls seien schon lange gut gebucht für die Weihnachtszeit, versichert Ries. Und pünktlich zum Fest kommen ohnehin jetzt auch Skifahrer auf ihre Kosten: Seit Samstag laufen wie geplant zumindest einige Lifte.
Allgäu und Bayerischer Wald punkten mit Wellness
Skifahren kann man am Großen Arber im Bayerischen Wald schon länger. Aber viele Gäste kommen nicht nur wegen der Pisten, wie Susanne Wagner vom Verband Arberland erzählt. Um Weihnachten wollen die Gäste die "stade Zeit" genießen, "zur Ruhe kommen" und es sich rundum gut gehen lassen. Schlemmen und Wellness sind laut Wagner besonders wichtig. Um die Feiertage sind die Unterkünfte voller Stammgäste.
Auch im Allgäu sind die Touristen unkompliziert. Die Lifte laufen auch hier schon länger; aber in Zeiten ohne Schnee fahren die Bergsportler eben ohne Skier hinauf und kehren in die Hütten ein. Zudem bieten laut Simone Zehnpfennig von der Allgäu GmbH die Ortschaften inzwischen viel Alternativprogramm von Nordic Walking über Sennereibesichtigungen bis hin zu Vorträgen. "Es gibt sogar Bastelkurse wie Filzen", berichtet sie.
Einen besonders hohen Stellenwert aber hat auch im Allgäu das Wellnessangebot. Laut Zehnpfennig haben sogar sehr kleine Betriebe inzwischen einen Spa-Bereich. Gabriele Waibel war eine der Ersten. Sie lässt eine Masseurin ins Haus kommen, bietet ein ganzheitliches Gesundheitsprogramm nach Kneipp. Und auf 1.000 Metern Höhe gute Chancen auf den "Weihnachtstraum": Die verschneite Berglandschaft direkt vor dem Fenster. (dapd)