Essen. Die Pilotenvereinigung Cockpit hat ihre Mitglieder zu ihren Arbeitszeiten befragt und ist zu „alarmierenden Ergebnissen“ gekommen. 36 Prozent der Flugkapitäne sind bereits wegen Erschöpfung im Cockpit eingeschlafen.

Jeder dritte Pilot ist schon einmal wegen Übermüdung im Cockpit eingeschlafen. Das hat eine Umfrage des Berufsverbands Cockpit unter rund 8000 deutschen Flugkapitänen ergeben.

Demnach seien 88 Prozent der Befragten bereits einmal nach dem Flug so müde gewesen, dass sie nicht mehr in der Lage waren, mit dem Auto nach Hause zu fahren. 90 Prozent der Piloten hätten wegen Erschöpfung bereits einen Fehler im Dienst gemacht.

14 Prozent der Befragten seien deswegen bereits beinahe oder sogar tatsächlich in einen Zwischenfall verwickelt gewesen. Umfragen in anderen europäischen Ländern hätten zu ähnlichen Resultaten geführt.

„Alarmierende Ergebnisse“

Cockpit nennt diese Ergebnisse „alarmierend“ und kritisiert die europäischen Flugdienstzeitregelungen. Die EU-Flugaufsichtsbehörde plane im Jahr 2013 eine Ausweitung der aktuellen Wachzeiten und eine Verringerung der Ruhezeiten. So sollen die Flugdienste auf bis zu 14 Stunden tagsüber und 12 Stunden nachts ausgeweitet werden. Ruhezeiten dürften demnach auf unter acht Stunden verkürzt werden. „Auch die aktuellen Bestimmungen für Ruhe- und Wachzeiten sind nicht akzeptabel. Sie entsprechen nicht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand, was Menschen zuzumuten ist“, sagt Jörg Handwerg, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit. So müssten auf einer Kurzstrecke bereits heute zwei Piloten bis zu 14 Stunden arbeiten.

Das neu geplante Splitting der Dienstzeiten gestatte unter Umständen sogar Wachzeiten von über 21, bei Bereitschaftsdiensten sogar über 27 Stunden. Die weitere Flexibilisierung der Flugdienst- und Ruhezeiten sei Ansicht der Vereinigung Cockpit ein Schritt in die falsche Richtung.